Samstag,
20.07.2019 - 00:00
5 min
Nobelhäuser mit Geschichte
Von Christian Haas

Der Cocktail Singapore Sling wurde im Raffles erfunden. (Foto: Raffles Singapur/Accor)
Es gibt billige Hotels und teure Hotels. Und bei den teuren wiederum solche, die eine lange Tradition pflegen und nicht umsonst seit Jahrzehnten, mitunter gar Jahrhunderten gekrönte Häupter, prominente Politiker und Stars anziehen. Das sind die acht ehrwürdigsten Häuser der Erde.
Raffles, Singapur
Singapur kennen viele Thailand-, Bali- und Australienurlauber von einem Zwischenstopp, hat sich der südostasiatische Stadtstaat doch erfolgreich als eines der weltgrößten Drehkreuze etabliert. Unser Tipp für alle Transitreisenden: Bevor die nächste Etappe angegangen wird, empfiehlt sich dringend ein Drink. Der beste Ort dafür ist die Bar des weltberühmten Hotels Raffles. Das in strahlend weißem Kolonialstil erbaute Hotel, benannt nach dem Gründer der Stadt, ist eine echte Institution in der Millionenmetropole und das erste Hotel am Platz. Erst recht nach der aufwendigen, über eineinhalb Jahre dauernden Renovierung, die Anfang August mit der Wiedereröffnung feierlich abgeschlossen wird. Im Übrigen machten das Raffles nicht nur die Architektur und das luxuriöse Innere berühmt, sondern vor allem ein Cocktail: In der Longbar schlürfen Gäste den legendären Singapore Sling, eine pinkfarbene Mischung aus vielerlei Alkohol und Saft, die eben dort kreiert wurde. www.rafflessingapore.com
Mandarin Oriental, Bangkok
1876 eröffnet war das Mandarin Oriental das erste Luxushotel in Thailand und eines der ersten Premiumhotels in Asien überhaupt. Literarische Größen wie Somerset Maugham ließen sich hier inspirieren, und einst war der Eigentümer Louis Thomas Leonowens, der Sohn von Anna Leonowens aus „Anna und der König von Siam“. Noch heute verfügt jedes Zimmer über einen eigenen Privat-Butler-Service. Überhaupt wird Service hier ganz groß geschrieben: Auf jedes Zimmer kommen drei Mitarbeiter. www.mandarinoriental.de/bangkok/ chao-phraya-river/luxury-hotel
The Algonquin, New York
Ein Ort konspirativer Treffen war das Vier-Sterne-Hotel „The Algonquin“ in New York schon immer: Seit mehr als hundert Jahren kommen dort Literaten, Schauspieler, Künstler und Journalisten zu den legendären „Algonquin Round Tables“ zusammen – ein Grund, warum New Yorks ältestes in Betrieb befindliche Hotel heute zum Kulturerbe der Stadt gehört. Und offenbar inspiriert dieser Ort: „My Fair Lady“ wurde hier geschrieben, Nobelpreisträger William Faulkner entwarf 1950 hier seine Ansprache für die Preisverleihung. Und selbst die Hauskatze ist legendär – eine Tradition, die sich seit 1930 hält: Damals zog der erste schnurrende Gast im Hotel ein – heute besetzt diese ehrenvolle Position Kater Hamlet. www.algonquinhotel.com
Bellagio, Las Vegas
Als ob das Bellagio, mit 3950 Zimmern ohnehin eines der größten Hotels der Welt, noch Publicity nötig gehabt hätte, bekam es mit den Blockbustern „Ocean’s Eleven“ und „Ocean’s 13“ einen weiteren Bekanntheitsschub. Dank der prominenten Filmrolle weiß nun wirklich jeder, dass vor dem luxuriösen Megabau im Halbstundentakt Wasserfontänen choreografisch perfekt bis zu 75 Meter in die Höhe springen. Was weniger Leute wissen: Seit 2008 ist am Eingang zur Jean Philippe Pâtisserie der welthöchste Schokobrunnen zu besichtigen. Knapp zwei Tonnen weiße, dunkle und Milchschokolade fließen in drei Flüssen aus über vier Metern Höhe durch 25 Glasschalen in die Tiefe. Etwas anderes fließt im Bobby’s Room: jede Menge Geld. In diesem Raum des Bellagio spielen nämlich die vermögendsten Pokerspieler um die höchsten verfügbaren Einsätze – Minimumeinsatz 20 000 US-Dollar. www.bellagio.mgmresorts.com
Hotel del Coronado, San Diego, USA
Dass das verspielte Gebäude einmal zu einer echten Hotellegende aufsteigen (und ganz offiziell als National Historic Landmark ausgezeichnet) würde, ahnte Ende des 19. Jahrhunderts wohl niemand. Doch genau das ist das direkt am Strand gelegene Fünf-Sterne-Hotel geworden. Den Grundstein für den Erfolg legte indessen eine andere Legende: Hollywooddiva Marilyn Monroe mit dem Kultfilm „Manche mögen’s heiß“, in dem das Hotel ebenfalls eine Hauptrolle spielte. Auch elf US-Präsidenten checkten ein, Charles Lindbergh wurde dort nach seinem Transatlantikflug geehrt, und der Prince of Wales soll im Hotel Wallis Spencer Simpson getroffen haben, für die er später auf den Thron verzichten sollte. Als wäre das nicht genug, erstrahlte hier auch noch der erste elektrisch beleuchtete Outdoor-Christbaum – das war vor mehr als 110 Jahren. www.hoteldel.com
Adlon Kempinski, Berlin
Würde man eine Umfrage nach dem bekanntesten Hotel Deutschlands starten, käme vermutlich das Adlon auf Platz eins. Die Lage am Brandenburger Tor, und somit die unmittelbare Nähe zum Bundestag, mag ein entscheidender Faktor für die Bekanntheit sein, das politische und gesellschaftliche Exzellenzpublikum ein anderer. Hinzukommen: der noble Service, ein römisch-mediterraner Pool, der Top-Fitness-Bereich, fünf Restaurants sowie das dreigeschossige Adlon Day Spa, ein Mix aus Minimalismus und Manhattan-Style mit gekälkten Eichenhölzern, Marmormosaiken, Lichtwänden aus Alabaster, handgefertigten Tapeten und Konsolen aus Rochenhaut. Ein interessanter Fakt für Großverdiener: Die teuerste Fünf-Zimmer-Sicherheitssuite kostet 26 000 Euro pro Nacht – persönlicher Butler, 24-Stunden-Limousinenservice, Getränkeservice und Frühstücksbüfett inklusive. www.kempinski.com/de/berlin/ hotel-adlon
The Ritz, Paris
Hotels der Nobelkette The Ritz-Carlton gibt es heutzutage Dutzende, und das überall auf der Welt. Die „Mutter aller Ritz-Hotels“ jedoch steht in Paris – und das seit 1898. Dort wollte César Ritz das ideale Hotel erbauen, voller Eleganz und mit himmlischem Service. Sein Traum ging in Erfüllung. Die Prominenz kam in Scharen. Proust ließ sich dort inspirieren, Coco Chanel schlief dort ebenso wie Charlie Chaplin, Greta Garbo und Scott Fitzgerald, Edward VII von England, Winston Churchill und die Sängerin Sarah Bernhardt. Das riesige Himmelbett der Imperial-Suite ist im Übrigen noch heute das gleiche, in dem einst Marie Antoinette in Versailles schlief. Überhaupt wirkt die gesamte Suite wie ein Museum mit edlen Antiquitäten und feinsten Stoffen. Und als ob das alles nicht reichen würde: Für die Opernsängerin Nelly Melba wurde das Dessert „Pêche Melba“ kreiert. Die Drink-Klassiker „Bloody Mary“ und „Poire Belle Hélène“ sind auch noch Erfindungen des Hauses, das 2016 nach aufwendigen Renovierungsarbeiten wiedereröffnete. www.ritzparis.com
Hotel Sacher, Wien
Sisi, Schnitzel, Sachertorte – das ist der bekannte Wiener Dreiklang, der problemlos mit den Wiener Sängerknaben, den Lipizzanern der Spanischen Hofreitschule und den Wiener Kaffeehäusern erweitert werden kann. Ja, und dann gehören zur österreichischen Hauptstadt natürlich die Fiaker zum Stadtbild, das traditionsreichste und romantischste Gefährt, mit dem Besucher die Donaumetropole kennenlernen können. Ein Vorschlag für den nächsten Wien-Besuch: mit dem Fiaker ins Sisi-Schloss Schönbrunn kutschieren lassen und nach einem Kulturstopp in der Oper im ehrwürdigen Hotel „Sacher“ absteigen. Schließlich wurde dort die weltberühmte Torte kreiert – ergo bekommt man nur dort das Original. www.sacher.com/hotel-sacher-wien