Zum Ramadan ist der Urlaub in Dubai ein besonders intensives...

Im Sheikh-Mohammed-Kulturzentrum nehmen auch Touristen am Fastenbrechen teil.Foto: Jutta Lemcke  Foto: Jutta Lemcke

Die Sonne nähert sich dem Horizont und lässt Dubais Wahrzeichen, den 828 Meter hohen Burj Khalifa, wie einen Edelstein funkeln. Der Abend ist eingeleitet, und der Muezzin...

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. Die Sonne nähert sich dem Horizont und lässt Dubais Wahrzeichen, den 828 Meter hohen Burj Khalifa, wie einen Edelstein funkeln. Der Abend ist eingeleitet, und der Muezzin verkündet, dass für diesen Tag das Fasten beendet ist. Seit Sonnenaufgang haben die gläubigen Muslime keinen Bissen mehr zu sich genommen. Was schwerer wiegt: Sie durften außerdem nicht einen Schluck trinken – und das bei Temperaturen von mehr als 40 Grad Celsius! Ramadan richtet sich nach dem islamischen Kalender und fällt dieses Jahr in die Zeit vom 15. Mai bis 14. Juni, in die heiße Jahreszeit.

Im Sheikh-Mohammed-Kulturzentrum nehmen auch Touristen am Fastenbrechen teil.Foto: Jutta Lemcke  Foto: Jutta Lemcke

Es klingt wie eine Quälerei, doch die meisten Muslime empfinden das ganz anders. „Wir lieben den Ramadan“, erzählt Alia, die in „The Dubai Mall“ im Candylicious arbeitet, einem riesigen Shop voller Süßigkeiten. Gleich gegenüber liegt das Dubai Aquarium, das zehn Millionen Liter Wasser und mehr als 30 000 Meerestiere fasst. „Es ist eine entspannte Zeit, alles läuft geruhsamer. Wir haben mehr Muße für die Familie und für Freunde. Vor allem ist der Ramadan eine Zeit der Mitmenschlichkeit. Wir achten mehr aufeinander und helfen denjenigen, denen es weniger gut geht oder die Probleme haben“, sagt die junge Frau. In vielen Unternehmen ist die Arbeitszeit verkürzt und die Abläufe sind weniger eng getaktet als sonst. Ausländische Gäste werden mit großer Offenheit empfangen, sodass der Ramadan eine besondere Gelegenheit bietet, mit Einheimischen in Kontakt zu treten und Einblick in deren Kultur zu bekommen.

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Tagsüber sind die Restaurants und Cafés in der Stadt und in den Shopping-Malls geschlossen. Doch in den Auslagen der Delikatessen-Läden locken kulinarische Köstlichkeiten und schüren die Vorfreude auf die erste Mahlzeit nach Sonnenuntergang, den Iftar. Traditionell brechen die Muslime das Fasten mit Datteln und Wasser – danach wird ordentlich aufgetischt. Einer der angesagtesten Orte für Einheimische und ausländische Gäste ist das festlich geschmückte Iftar-Zelt in der 5-Sterne-Hotelanlage Madinat Jumeirah. In einer riesigen Halle mit einem glitzernden Kronleuchter sitzen alle dicht an dicht und warten, dass die üppig bestückten Delikatessen-Buffets geöffnet werden.

Plötzlich geht ein Raunen durch die Menge. Sheikh Mohammed bin Rashid Al Maktoum, seit 2006 der oberste Herrscher von Dubai, betritt gemeinsam mit einigen Mitgliedern der königlichen Familie und einer Gruppe von Bediensteten in schwarzen Anzügen das Zelt und steuert eine eigens hergerichtete Loge an. Die Gäste hält es nicht auf den Stühlen. Sie versammeln sich vor der Scheich-Loge und lassen ihre Handys klicken. Mohammed gilt als volksnah und taucht immer wieder überraschend in der Öffentlichkeit auf. Er bleibt gelassen und lässt die fotografierende Fangemeinde gewähren, während er es sich sichtlich schmecken lässt.

Gäste aus dem Ausland finden überall in Dubai Gelegenheit, an einem Iftar teilzunehmen, sei es in den Hotels oder – ganz besonders authentisch – im „Sheikh Mohammed Centre for Cultural Understanding“. Dort sitzen die Gäste ganz traditionell auf großen Kissen um ein reichhaltiges Iftar-Buffet mit arabischen Spezialitäten, das auf dem Boden ausgebreitet ist. Einheimische Männer in weißen Dischdaschas, den traditionellen Gewändern und Frauen in schwarzen Abayas mischen sich unter die Gäste und stehen Rede und Antwort zu allen Fragen rund um den Ramadan und die Traditionen am Golf.

Neugierige Fragen lassen nicht lange auf sich warten. „Müssen auch Kinder und Kranke fasten?“, möchte eine ältere Dame wissen, die mit einer Reisegruppe aus Schweden gekommen ist. Sie wird beruhigt. Jugendliche beginnen ab der Pubertät mit dem Fasten, zum Eingewöhnen zunächst nur für einige Tage. Ältere Menschen, Kranke, Schwangere oder stillende Mütter sind ausdrücklich von dem Gebot des Fastens ausgenommen.

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Ausländische Gäste werden im Ramadan kaum Einschränkungen spüren. Es wird nicht verlangt, dass sie am Fasten teilnehmen. Allerdings sollten sie am Tage nicht in der Öffentlichkeit essen, trinken oder rauchen. In den Hotelrestaurants werden aber wie üblich alle Mahlzeiten serviert.

Von Jutta Lemcke