Samstag,
13.10.2018 - 00:00
4 min
Sprachreise nach Südfrankreich

Von Ute Strunk
Reporterin Politik

Mediterranes Flair versprühen die mittelalterlichen Gassen in Montpellier. (Foto: Ute Strunk)
Es gibt sie noch, die guten alten Sprachreisen: Schüler, die Probleme mit Englisch oder Französisch haben, besuchen in den Ferien eine Sprachschule im Ausland, um durch gezielten Unterricht ihre Noten aufzubessern. Gewohnt wird meistens in Gastfamilien, morgens gibt es Unterricht und nachmittags machen die Schüler gemeinsame Ausflüge. So weit, so gut. Aber hat sich in den vergangenen 40 Jahren an diesem Konzept denn gar nichts geändert?
Doch. Damals gab es vermutlich noch nicht so viele ältere Teilnehmer – Menschen der Generation 50 plus, die im Rahmen einer Sprachreise ihre Fremdsprachenkenntnisse aufbessern. Menschen, wie die Kanadierin Dale. Die Rentnerin lebt seit drei Wochen in einer Gastfamilie bei einer alleinstehenden Französin. „Wir sind etwa im gleichen Alter und verstehen uns wunderbar. Ich habe schon richtig viel gelernt“, sagt sie. Zwar sei die offizielle Sprache ihres Landes Französisch, aber das werde nur in Quebec gesprochen. Weil Dale gerne reist und neue Dinge lernt, hat sie beides miteinander verbunden – sie hat eine Sprachreise nach Montpellier gebucht.
Und noch etwas hat sich am Konzept der Sprachreisen geändert. Zusätzlich zum Unterricht am Morgen werden Aktivitäten am Nachmittag angeboten, bei denen man mit anderen ins Gespräch kommt. Beim gemeinsamen Surfen, Tanzen oder Kochen, lernt sich die Sprache wie von selbst. Auch Dale hat ein Angebot gewählt, das zu ihr passt. Sie nimmt an einem Kochkurs teil.
Der Star dieses zusätzlichen Sprachkursangebotes in Montpellier ist Armand Layachi. Der Sternekoch war in den 80er-Jahren einer der besten Köche Straßburgs. Der Stress, den der Stern mit sich brachte, war ihm jedoch irgendwann zu viel und so bietet der 68-Jährige heute Kochkurse in seinem Restaurant „Le Jardin des Pâtes“ an. Und die sind beliebt. Rob aus Brisbane findet das Kochen sogar besser als den Sprachunterricht. Während die Kanadierin Dale Pilze putzt, schneidet der 28-jährige Australier Zwiebeln klein. Die Teilnehmer, die an diesem Nachmittag hier kochen und später gemeinsam essen, kommen aus der ganzen Welt.
So bunt zusammengewürfelt wie die Kochgruppe ist auch die Schülergruppe, die am nächsten Morgen im Klassenraum der Sprachschule Accent Français sitzt. Lehrerin Melissa Beraud übt mit ihrer Klasse das Passé Composé. Doch so wirklich verstanden haben es von den etwa zehn Schülern des Anfängerlevels nur wenige. Mehr oder weniger raten alle, ob ein Verb mit avoir (haben) oder être (sein) gebildet wird. Und die Sitzordnung zeigt, dass sich hier seit den 70er-Jahren vielleicht doch nicht so viel geändert hat: Chinesen sitzen neben Chinesen, Spanier neben Spaniern und Australier neben Australiern. Da wird man in der Pause vielleicht doch eher in seiner Muttersprache miteinander sprechen. Es sei denn, man hat einen triftigen Grund, seine Sprachkenntnisse zu verbessern.
REISE-CHECK
Anreise: Mit Airfrance von Frankfurt nach Montpellier (über Paris), ab circa 250 Euro. Mit Ryanair ab Frankfurt-Hahn ab 42 Euro.
Veranstalter: Sprachkurse sind buchbar über LAL-Sprachreisen, zum Beispiel 1 Woche Standardkurs + Kochen in Montpellier ab 395 Euro, bei Buchung mit Privatunterkunft im Doppelzimmer mit Frühstück und inkl. Transfer 528 Euro. Eine Woche Standardkurs in Antibes, ab 260 Euro, bei Buchung mit Übernachtung in der Schulresidenz im Doppelzimmer 358 Euro, Buchungen im Reisebüro oder unter www.lal.de.
Veranstalter: Sprachkurse sind buchbar über LAL-Sprachreisen, zum Beispiel 1 Woche Standardkurs + Kochen in Montpellier ab 395 Euro, bei Buchung mit Privatunterkunft im Doppelzimmer mit Frühstück und inkl. Transfer 528 Euro. Eine Woche Standardkurs in Antibes, ab 260 Euro, bei Buchung mit Übernachtung in der Schulresidenz im Doppelzimmer 358 Euro, Buchungen im Reisebüro oder unter www.lal.de.
Steffen Eppler aus dem Schwarzwald hat so ein Motiv: Als Maschinenbauingenieur betreut er bei seinem Arbeitgeber viele Kunden, die nur Französisch sprechen. Aus beruflichen Gründen muss er daher seine Kenntnisse verbessern und hat einen zweiwöchigen Intensivsprachkurs in Antibes gebucht. Das mit Wein berankte Schulgebäude „Le Chateau“ liegt idyllisch auf einer Anhöhe. Von hier hat man einen guten Blick über die Stadt bis zum Mittelmeer. „Um Französisch als Fremdsprache zu lernen, gibt es nur zwei Möglichkeiten: Paris und die Côte d’Azur“, erklärt Brigitte Renier, pädagogische Leiterin der Sprachschule Centre International d’Antibes. Natürlich sei Paris als Städtereiseziel ganzjährig interessant, allerdings könne man auch die Côte d’Azur das ganze Jahr über besuchen, preist sie die Vorzüge des Sprachurlaubes an der Mittelmeerküste. Allerdings sei es im Sommer sehr heiß: „Dann kommen überwiegend Jugendliche in die Sprachschule.“ Für Erwachsene sind Frühjahr und Herbst die attraktivere Reisezeit. Kein Wunder, bei gemäßigten Temperaturen fällt es leichter, zu lernen. Besonders unterhaltsam ist ein Marktbesuch mit Sprachlehrerin Rosa Minniti. Bei der „Lesson to go – der Unterrichtsstunde beim Gehen“ lernen die Teilnehmer zunächst einfache Sätze, die für eine Konversation unerlässlich sind. Dann sollen die Sprachschüler auf dem Markt die Zutaten für ein Ratatouille, den berühmten südfranzösischen Gemüseeintopf, finden und die Namen der Gemüsesorten nennen. Übrigens: In ein echtes Ratatouille kommen keine Kartoffeln, erklärt Rosa Minniti. Dann führt sie die Gruppe eine Treppe zwischen den Häusern hinauf ins Picasso-Museum. So wird der Unterricht mit einer kleinen Stadtführung kombiniert.
Allerdings findet der Unterricht nur einmal pro Woche in der Stadt statt. Dann üben die Schüler mit Einheimischen zu sprechen. Ansonsten sitzen sie auch in der Sprachschule in Antibes ganz traditionell in engen Klassenräumen. Zum Glück ist jedoch das Meer nicht weit, da kann man sich nach dem anstrengenden Unterricht am Nachmittag am Strand vergnügen. Das ist unbestritten ein Vorteil eines Französisch-Sprachkurses an der Côte d’Azur.
Wer kulturell interessiert ist, für den ist Montpellier eine schöne Alternative. Etwa 300 Kilometer westlich von Antibes liegt die siebtgrößte Stadt Frankreichs in der Region Okzitanien ebenfalls am Mittelmeer. Fast jeder dritte der rund 250 000 Einwohner ist Student. Das mediterrane Flair spüren Besucher beim Bummel durch die mittelalterlichen Gassen genauso wie beim Blick durch majestätische Portale in die Innenhöfe der zahlreichen herrschaftlichen Stadthäuser aus dem 18. Jahrhundert. Montpellier ist eine relativ junge Stadt – nicht nur, aber auch wegen der vielen Studenten. Vor allem aber, weil sie nicht aus römischer Zeit stammt, wie so viele andere Städte in der Region. Die südfranzösische Leichtigkeit, die Märkte, die Bistros, in denen man draußen sitzt, all das macht Lust darauf, die Sprache in so einem Umfeld zu erlernen.