Die Pradores-Hotels auf der iberischen Halbinsel laden zum Träumen ein. Sie sind unter anderem in Schlössern und Klöstern untergebracht und entführen ihre Besuche in andere Welten.
Von Claudia Diemar
Schlafen wie ein König im rot-golden gestalteten Zimmer.
(Foto: Paradores)
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Alfons XIII. war ein eher glückloser König, dem es nicht gelang, seine Krone gegen Generäle, Anarchisten und wachsende soziale Spannungen zu verteidigen. Aber vielleicht hatte seine Majestät auch einfach nur den Beruf verfehlt. Die Monarchie lag schon in den letzten Zügen, als seine Hoheit auf die nützliche Idee kam, die iberische Halbinsel mit einer Kette von gediegenen Herbergen zu überziehen.
1928 wird in der Sierra de Gredos, westlich von Madrid, der erste Parador eröffnet. Er besteht noch heute. Inzwischen umfasst die Kette der staatlichen Paradores rund 100 Häuser im wieder königstreuen Spanien. Gut ein Drittel der Herbergen sind in Schlössern, Klöstern und trutzigen Castillos untergebracht, die auf diese Weise erhalten und neu genutzt werden.
Der Begriff Parador leitet sich von „Parada“ ab, was eine Haltestelle oder Gelegenheit zum Pferdewechsel meint. Oft liegt nur eine Autostunde zwischen den Häusern. Selbst mit dem Fahrrad könnte man bei hinlänglicher Kondition von einer gastlichen Adresse zur anderen strampeln. Man hat also Zeit, Land und Leuten mit Muße zu begegnen. Gemessen an Komfort und Ambiente sind die Häuser zudem preisgünstig. Regionale Gerichte und Weine gibt es zu überaus fairen Tarifen. Manche der Paradores, wie etwa der von Fuente Dé in Kantabrien, liegen in einsamer Natur, andere inmitten einer historischen Altstadt. So im baskischen Hondarribia, wo die Terrasse des stolzen Burghotels bis fast an den Atlantik reicht.
Schlafen wie ein König im rot-golden gestalteten Zimmer. Foto: Paradores
Die Anhänger der Zimmerschlüssel erzählen Geschichte. Foto: Claudia Diemar
Parador de Hondarribia, im gleichnamigen Ort im Baskenland. Foto: Paradores
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Reisen heißt, das „Leben erfinden“, hat der spanische Autor Luis Rosales einmal geschrieben. Die Phantasie geht dabei gern auf Zeitreise. Die spiegelblanken Rüstungen, die die Hotelflure der Paradores häufig zieren, wirken im Halbdunkel beinahe wie lebendige Ritter. Und die erste Nacht im fremden Land ist immer etwas Besonderes. Umso schöner, wenn man sie in einer Bettstatt mit scharlachrotem Baldachin wie im Hostal de los Reyes Catolicos in Santiago de Compostela verbringt, einem ehemaligen Pilgerhospiz, das so prachtvoll wie ein Königsschloss gebaut ist.
Danach kann man auf einer seidenglatten Autobahn mit spektakulären Landschaftspanoramen den Weg nach Kastilien nehmen, zu stolzen Kastellen, die sich jäh aus dem fast menschenleeren Land drücken. Ob in Ávila, Sigüenza, Toledo oder Zamora – das Kernland der iberischen Halbinsel ist geradezu gespickt mit historischen Herbergen. Von hier aus ist es nicht mehr weit bis in die Extremadura, wo man sich in Cáceres zwischen den mittelalterlichen Adelspalästen wie der Komparse eines Mantel- und Degenfilms fühlen darf.
INFORMATION
Unterkunft: DZ mit Frühstück ab 80 Euro pro Nacht. Rabatte für Reisende bis 27 Jahren und ab 55 Jahren. Buchungen unter www.paradores.es.
Buchtipp: „Spaniens Paradores“ von Wolfgang Abel, Oase Verlag 24,80 Euro.
„Kleines Sevilla“ wird das weiß leuchtende Zafra gern genannt, obwohl es noch ein paar Kilometer bis Andalusien sind. Die Festungsmauern, Zinnen und Türme der Burg derer von Feria geben sich auf den ersten Blick abweisend. Erst wer die Tür aufstößt und ins Innere tritt, in diesem Fall ein Renaissance-Patio mit Marmorgalerien, entdeckt das Wunder: Luxuriös-verspielte südliche Lebensart heißt den Gast willkommen, lässt einen wie Graf und Gräfin persönlich fühlen. Zum Abendbrot gibt es Trüffelsuppe, Wildbret und als Nachtisch „flammende Herzen“, die die Nonnen im benachbarten Kloster herstellen. Ein solider Wein aus der Gegend gibt die nötige Bettschwere für die Nacht im Himmelbett mit gedrechselten Säulen. Viele Spanien-Liebhaber pflegen das Land von einem Parador zum anderen zu bereisen. Auch wir sind dieser Leidenschaft anheimgefallen und haben mal nachgezählt: In exakt 40 Häusern haben wir bislang übernachtet. Es dürfen gern noch mehr werden.