Flusskreuzfahrt ab Bordeaux auf Garonne, Gironde und Dordogne
Von Claudia Diemar
In einem weiten Bogen zieht sich die Garonne durch Bordeaux. Hier startet die Flusskreuzfahrt. Foto: Croisi Europe
( Foto: Croisi Europe)
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Bordeaux ist eine eigentümliche Stadt, originell und einzigartig. Man nehme Versailles und mische gründlich einen guten Teil Antwerpen darunter – das ist Bordeaux“, schrieb Victor Hugo einst. Es war der Wein, der die Stadt reich gemacht hatte. Mit dem Export der guten Tropfen, vor allem nach England, verdiente man genug Geld, um im 18. Jahrhundert in der gesamten Innenstadt die alten Fachwerkhäuser durch klassizistische Prachtbauten zu ersetzen. Es entstand ein einzigartiges Ensemble, das als Weltkulturerbe klassifiziert ist.
Wo ist die Händlerstadt am elegantesten? Natürlich an der Börse. Die Place de la Bourse ist das schönste Architekturensemble der Stadt und angestrahlt eine wahre Augenweide. Um die Pracht noch zu verdoppeln, liegt direkt davor der Miroir d’Eau, ein riesiges Wasserspiel, aus dem es mal nebelt, mal sprüht oder gurgelt. Manchmal liegt die flache Wasserfläche auch ganz still da – als perfekter Spiegel für die noblen Fassaden dahinter.
Der Liegeplatz der MS Cyrano de Bergerac ist nicht weit entfernt am Quai des Chartrons. Das elegante Flussschiff wurde 2013 in Dienst gestellt. Die Kabine hat ein riesiges Panoramafenster und wirkt hell und frisch mit viel Weiß, Türkis und Blau.
In einem weiten Bogen zieht sich die Garonne durch Bordeaux. Hier startet die Flusskreuzfahrt. Foto: Croisi Europe Foto: Croisi Europe
Während der Reise treffen sich die Kreuzfahrtgäste im Salon 4 des Schiffes zu einem Aperitif. Foto: Claudia Diemar Foto: Claudia Diemar
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Am Morgen heißt es Leinen los! Schokoladenbraun wälzt sich die Garonne in ihrem Bett. „Die Farbe kommt von dem durch die Gezeiteneinflüsse aufgewirbelten bräunlichen Sand“, erklärt Kapitän Bruno Condert beim Besuch auf der Brücke. Seit 16 Jahren ist der Schiffsführer bereits in der Region unterwegs. Zunächst steuerte er das Schwesterschiff Princesse d’Aquitaine. Monsieur Condert stammt ebenso wie der zweite Kapitän Jérôme Gilbert aus der Region. „Wir beide sind waschechte Bordelais und kennen die hiesigen Gewässer wie die eigene Westentasche“, sagt Monsieur Gilbert.
Bald mündet die Dordogne ein. Der Strom ist nun von enormer Breite und wechselt den Namen: Wir sind jetzt auf der Gironde unterwegs, dem größten Mündungstrichter Europas. 75 Kilometer misst er ab dem Zufluss der Dordogne bis zur Mündung in den Atlantik. Zwölf Kilometer dehnt sich die Gironde an der breitesten Stelle von einem Ufer zum anderen. 30 000 Zugvögel überwintern alljährlich in diesem fischreichen Delta mit seinem Gemisch aus Süß- und Salzwasser. Der Küchenchef lässt gerade das Schollenfilet mit Hummersauce auftragen, als die Cyrano de Bergerac am Anleger des Weinstädtchens Pauillac festmacht. Die Sonne strahlt und eine frische Brise weht von der nahen See herein. Wunderbares Wetter für den ersten Ausflug im noblen Weinbaugebiet des Médoc.
INFORMATIONEN
Die Reise: Diese Route der Reederei Croisi Europe wird in Deutschland nur von Anton Götten Reisen angeboten. An- und Rückreise, alle Ausflüge sowie Vollpension an Bord inkl. fast aller Getränke sind im Reisepreis inbegriffen (ab 1248 Euro pro Person in Doppelkabine), www.goetten.de.
Anreise: Busanreise ab Saarbrücken (kostenfreie Transfers zum Bus aus dem Rhein-Main-Gebiet) mit Zwischenübernachtungen in Tours auf der Hinfahrt sowie in Orléans auf der Rückreise.
Das Schiff: Die Cyrano de Bergerac hat 87 Kabinen auf drei Decks. Die Route wird auch auf dem Schwesterschiff Princesse d’Aquitaine angeboten.
Weitere Auskünfte: Atout France, Postfach 100 128, 60001 Frankfurt, www.france.fr, www.flusskreuzfahrtberater.de.
Auf der „Route des Châteaux“ geht es entlang der renommiertesten Lagen Frankreichs. „Château“ nennt sich hier zwar jedes Weingut, doch etliche davon sind tatsächlich so prachtvoll wie kleine Schlösser. Weinkenner werden andächtig angesichts der großen Namen. Über 120 Hektar zieht sich die Anbaufläche des Château Mouton Rothschild dahin. „Die Flaschenpreise beginnen hier bei knapp 500 Euro, die Etiketten werden traditionell von Künstlern gestaltet. Auch Berühmtheiten wie Picasso gaben sich die Ehre“, erklärt Reiseleiterin Régine Brugère.
Lautlos hat sich die Cyrano de Bergerac am frühen Morgen vom Anleger in Pauillac gelöst. Immer breiter wird das Bett der Gironde und die Luft riecht schon nach Jod und Salz vom nahen Ozean. Kurz vor der Mündung dreht das Schiff um, passiert blendend helle Kreidefelsen, grellgrün leuchtende Wiesen und die direkt am Ufer aufragende Abtei von Talmont.
In Blaye legt das Schiff erneut an. Das Städtchen duckt sich im Schatten einer mächtigen Festung, erbaut von Vauban. Der Militärarchitekt des Sonnenkönigs Louis XIV. überzog das gesamte Reich mit wehrhaften Bollwerken. Mehr als ein Dutzend dieser imposanten Bauwerke sind Weltkulturerbe der Unesco.
Innerhalb der Mauern wirkt die Zitadelle von Blaye alles andere als militärisch streng. Ein kleines Hotel, Cafés und Bistros sowie Antiquitätenhändler und Ateliers für Kunsthandwerk sind in die einstigen Soldatenunterkünfte eingezogen. Von der Westmauer aus sieht man die Cyrano de Bergerac am Steg liegen. Hinter ihr dehnt sich die Gironde mit ihrem braunen Wasser wie ein europäischer Amazonas.
Am nächsten Morgen biegt das Schiff in die Dordogne ab. Malerische Dörfchen wie Asques oder Saint-Pardon schmiegen sich direkt an den Fluss. Saint-Pardon wartet mit einer Besonderheit auf: Wenn die Flut vom Atlantik herein drückt, entsteht hier eine „Mascaret“ genannte mächtige Wellenbewegung gegen die eigentliche Strömung. Surfer und Kajakfahrer passen den magischen Moment ab, um die Brandung abzureiten.
Libourne ist die zweitgrößte Stadt des Départements, die aber in ihrem alten Kern dennoch beschaulich wirkt. Am Anleger wartet bereits der Bus für den nächsten Ausflug. Auch Saint-Émilion ist Weltkulturerbe der Unesco und berühmt für seine „Tertres“, steile Gassen, die sich durch den Ort ziehen und von Boutiquen und Weinläden gesäumt werden. Manche Flasche ist so teuer wie ein kleiner Goldbarren.
Am nächsten Tag geht es zurück nach Bordeaux. Typisch für die reiche Handelsstadt sind steinerne Masken als Fassadenschmuck. Mal schauen sie versonnen, mal verziehen sie die Lippen so mokant, als wollten sie sich über die Betrachter lustig machen. Als Stendhal 1838 Bordeaux besuchte, war die Stadt als klassizistisches Ensemble bereits fertiggestellt. Sein Fazit: „Bordeaux, da gibt es keine Widerrede, ist die schönste Stadt Frankreichs“. Wer wollte dem großen Stendhal widersprechen?