Die Mittelmeerinsel bietet mehr als Sonne, Strand und Meer: Auf Korsika können Urlauber alte Städte erkunden, auf Eseln reiten, Fisch essen und traditionellen Gesängen lauschen.
Von Volker Stavenow
Bezirksredakteur (Sitz: Idstein)
Entlang der korsischen Küste sind zahllose alte Wachtürme der Genuesen zu finden, teils zerstört, teils noch intakt. Foto: CGHC / Jerome Jouve
( Foto: CGHC / Jerome Jouve)
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Oliver Fondacci und seine Frau Jeanick betreiben in Santa-Reparata-di-Balagne auf der Mittelmeer-Insel Korsika keine gewöhnliche Tierfarm: Sie sind „Chefs“ von 85 Eseln, meist Eselinnen. Oliver Fondacci lebt seit zwölf Jahren von seinen Tieren. Er bietet in den Bergen Korsikas nicht nur Esel-Touren für Touristen auf uralten Pfaden an, sondern er vermarktet außerdem erfolgreich Eselprodukte: Aus der Eselmilch stellen er und seine sechs Angestellten duftende Seife her, die gerade bei den weiblichen Besuchern der Farm reißenden Absatz finden.
„Unsere Tiere geben etwa 80 Liter Milch am Tag. Wir verkaufen diese an Hersteller von Kosmetika, nutzen sie aber natürlich auch für eigene Produkte.“ 45 Euro kostet ein Liter Eselsmilch. Wie sie schmeckt? Lecker: leicht süßlich mit einem angenehmen Nachgeschmack. Oliver Fondacci, ehemaliger Schafzüchter, Casino-Mitarbeiter und Fischverkäufer, ist im korsischen Küsten- und Badeort L’lle Rousse bekannt wie ein bunter Hund. Dass seine lammfrommen Esel sehr gut gepflegt sind, merken Touristen, die bei ihm eine Eselstour buchen. Sitzen sie erst einmal im Sattel, trottet der Graue als Herdentier brav hinter der Gemeinschaft hinterher.
Das erste, was Korsika-Urlaubern bei der Planung ihrer Reise einfällt: Napoleon Bonaparte. Der ist bekanntlich der berühmteste Korse der Welt. Das zweite, woran Urlauber bei der Reiseplanung vielleicht denken: Corsica Ferries. Bereits seit 50 Jahren fahren die großen Fährschiffe von Italien und Frankreich aus nach Korsika. In der Hochsaison spucken die Fähren täglich tausende Urlauber am Hafen in Bastia aus. Ob von Savona oder Toulon: Wer mit dem eigenen Auto anreist, kann zwischen gemütlichen Nachtüberfahrten (mit Kabine) oder schnellen Express-Querungen wählen.
Entlang der korsischen Küste sind zahllose alte Wachtürme der Genuesen zu finden, teils zerstört, teils noch intakt. Foto: CGHC / Jerome Jouve Foto: CGHC / Jerome Jouve
Saint Florent ist mit seinem Hafen und der Altstadt ein beliebtes Ziel von Korsika-Fans. Foto: CGHC / Jerome Jouve Foto: CGHC / Jerome Jouve
Felsige Buchten und glasklares Wasser: Die Küste der Insel Korsika ist abwechslungsreich. Foto: CGHC / Jerome Jouve Foto: CGHC / Jerome Jouve
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Ist es möglich, ganz Korsika in einer Woche zu sehen? Ehrliche Antwort: nein. Die wilde und geheimnisvolle Insel ist viel zu schön, um sie in einer Touristen-Rallye oberflächlich abzuhaken. Auf Korsika kommen sie alle auf ihre Kosten: Bade- und Sonnenhungrige, Wanderer, Gourmets, Radfahrer und kulturell interessierte Besucher. Am besten, man plant von allem etwas ein. Aber: Die Besucher sollten sich Zeit nehmen, um zu entschleunigen.
Das gilt auch für Bastia mit seinen 42 000 Bewohnern. Dort, wo früher viele Korsen wegen Perspektivlosigkeit per Schiff aus dem Armenhaus Frankreichs auswanderten, gibt es in der Altstadt heute vieles zu entdecken. Nach einem Kaffee auf dem Place Saint Nicolas, lohnt ein Bummel durch die Einkaufsstraße Rue Napoleon, ins Stadtviertel „U Pantetto“ und natürlich zum alten Hafen, wo es in den Restaurants eine hervorragende Küche gibt.
REISE-CHECK
Anreise: Zum Beispiel mit Corsica Ferries von Savona nach Bastia, www.corsica-ferries.de.
Übernachten, Restaurants: Zum Beispiel Hotel „Le Revellata“ in Calvi, eine Übernachtung für zwei Personen im Doppelzimmer inklusive Frühstück ab 80 Euro, www.hotelrevellata.com. Restaurantipp: das Fischrestaurant „La Marinuccia” in Saint-Florent, www.marinuccia.com.
Auskunft: CCI de Bastia et de la Haute-Corse, www.ccihc.fr. Calvi Tourisme, www.calvi-tourisme.com. Saint-Florent Tourisme, www.corsica-saintflorent.com. L’Île Rousse Tourisme, www.ot-ile-rousse.fr.
Tipp: Beim Stadtbummel sollten Besucher einen Blick in die Eglise Sainte-Crox werfen. Mit etwas Glück treffen sie dort die Polyphonie-Gruppe „Voce“ an: Eric Biagetti, Franck Ventura und Thomas Pasquali. Die Musiker verzaubern die Besucher mit traditionellem Gesang in korsischer Sprache. Lange war dieser Gesang in drei Stimmlagen als musikalisches korsisches Erbe verlorengegangen. Seit den 1970er-Jahren lebt er wieder auf und die Tradition wird inzwischen von immer mehr jungen Menschen gepflegt. Wenn das Trio am Konzertende die korsische Hymne anstimmt, alle Besucher dazu andächtig aufstehen und Eric, Franck und Thomas voller Inbrunst das Lied singen, wird klar: Die Nachfahren der korsischen Bergvölker sind nicht nur stolz auf ihre Insel, sondern in der Seele für immer untrennbar mit ihr verbunden.
Wer als Korsika-Einsteiger nur wenige Tage Zeit für die Insel hat, kann sie für eine gemütliche Tour von Bastia aus in den korsischen „Finger“, das „Cap Corse“, nutzen – mit Stopps in Erbalunga, Luri, Pino oder Nonza. Auf der Rundfahrt findet man ursprüngliche, wenig besiedelte Landschaften, korsische Dörfer und – Natur, Natur, Natur.
Erbalunga ist nicht nur wegen des Feinschmecker-Restaurants „Le Pirate“ und dem Vier Sterne-Hotel Castel Brando bekannt, sondern wegen seinen „Glacier“, den Berghöhlen, in denen früher im Sommer Eis gelagert wurde. Im Sommer pilgern viele Korsen nach Erbalunga, wenn das jährliche Musikfestival auf dem Programm steht. In Luri kommen immer im Juli Weinliebhaber auf ihre Kosten: die „Fiera di u vino“ – das beliebte Weinfest – zieht Freunde des korsischen Tröpfchens an. In Pino stehen viele alte Herrenhäuser der Korsen, die im Ausland ihr Geld gemacht haben und danach wieder auf ihre Insel zogen.
Das hübsche Dorf Nonza steht für eine der vielen korsischen Legenden aus uralter Zeit. Sie ist nichts für schwache Nerven: Dort sollen die Römer einer armen christlichen Sklavin die Brüste abgeschnitten habe. Die fielen zu Boden und seit dem sprudeln dort bis heute zwei Quellen aus dem Boden… Nonza bietet atemberaubende Ausblicke auf Berge und Meer. Ein Aufstieg zu einem der vielen ehemaligen genuesischen Wachttürme entlang der Küste ist fast ein Muss.
Eine Übernachtung einplanen sollten Besucher im malerischen Städtchen Saint Florent. Ein Bummel durch den Ort könnte zum Restaurant „La Marinuccia“ führen – und es lohnt sich: Das angesagte Fisch-Restaurant liegt direkt am Meer, der grandiose Sonnenuntergang beim Essen ist kostenlos.
Weiter geht es Richtung Calvi. Die Stadt beeindruckt durch ihre wuchtige Zitadelle, den Hafen und die engen Gassen durch die Innenstadt. Calvi reklamiert für sich, die Nummer eins bei den Touristen zu sein. Schon möglich, denn die Stadt bietet auch einen sehr schönen Sandstrand und für mutige Schwimmer kleine felsigen Buchten mit glasklarem Wasser.
Tipp: Wer es noch gemütlicher möchte bei der Entdeckung dieses Abschnitts der Küste, der fährt vom malerischen Küstenort L’lle Rousse mit der Kleinbahn nach Calvi. Die Strecke führt immer am Meer entlang.
Korsischer Wein ist ein süffiges Kapitel für sich: Ob Rot, Rosé oder Weiß – es gibt exzellente Weine auf der Insel. Um die guten Tropfen kennenzulernen, eignet sich nichts besser als ein Besuch auf einem korsischen Weingut. Zum Beispiel auf der „Domaine d’Alzipratu“, wo nach dem Besuch des Weinkellers eine Weinprobe und erlesenes Essen buchbar ist.