Vulkane und Tempel sind die touristischen Höhepunkte auf Java
Von Ekkehart Eichler
Eine der spektakulärsten Vulkankulissen der Welt: Batok, Bromo und Semeru. Foto: Ekkehart Eichler
( Foto: Ekkehart Eichler)
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Wenn der Morgen graut über dem Bromo-Tengger-Semeru-Nationalpark in Ost-Java, sollte man unbedingt auf den Beinen sein. Denn was sich da peu à peu aus stockdunkler Nacht schält, ist nichts weniger als eine der spektakulärsten Vulkankulissen der Welt und eine wahrhaft atemberaubende Belohnung für Frühaufsteher.
Ein riesiger Krater mit zehn Kilometern Durchmesser bildet die Basis dieser Freilichtbühne, deren Boden mit Sand und Vulkanasche bedeckt ist. Aus dieser Mondlandschaft erheben sich gleich mehrere Hauptdarsteller mit jeweils unverwechselbarem Charakter. Zuvorderst ein markanter „Gugelhupf“ namens Batok, versetzt dahinter und mit gekappter Kuppe der brodelnd- dampfende Bromo sowie im Hintergrund der symmetrische Kegel des Semeru, ein gigantischer Wächter über dem gesamten Areal.
Endlos genießen freilich lässt sich das Panorama nicht. Erst wabert eine Gespensterarmee von Nebelstreifen hinterrücks über die Ränder des Kessels, dann greifen mit aufsteigender Sonne Wolkenregimenter an und verkleistern heimtückisch binnen kürzester Zeit die Sicht – wer bis dahin seine Bilder nicht im Kasten hat, braucht Trost und eine neue Gelegenheit.
Eine der spektakulärsten Vulkankulissen der Welt: Batok, Bromo und Semeru. Foto: Ekkehart Eichler Foto: Ekkehart Eichler
Der Tempelkomplex von Prambanan stammt aus dem 9. Jahrhundert. Foto: Ekkehart Eichler Foto: Ekkehart Eichler
Am Nationaldenkmal Borobudur erzählen Wandreliefs Geschten aus dem früheren Leben Buddhas. Foto: Ekkehart Eichler Foto: Ekkehart Eichler
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Die kommt eine Stunde später. Vom 2 700 Meter hoch gelegenen Aussichtspunkt rumpelt die Jeep-Kolonne abwärts. Schnurstracks hinein in die Caldera, vor die Füße von Batok und Bromo. Durch das Sandmeer und über die erkalteten Lava- Flanken erreicht man per Pferd oder per pedes schließlich die steile Treppe zum Kraterrand des Bromo mit Logen-Einblick in sein höllisches Innenleben.
Der zischende und speiende Schlund mit der permanenten Rauchfahne und den stinkenden Schwefelschwaden ist freilich nicht jedermanns Sache. Während Hartgesottene wie Anneliese aus Berlin im wahrsten Wortsinn eine Gratwanderung unternehmen und dabei jederzeit das Abrutschen in den Krater riskieren, klammern sich andere geradezu krampfhaft am Geländer fest oder verharren als Salzsäule am Standort – zu nah scheint manchem das teuflische Inferno.
INFORMATION
Anreise: Zum Beispiel mit Singapur Airlines von Frankfurt über Singapur nach Jakarta. Flugzeit circa 14 Stunden.
Einreise: Bei der Einreise wird ein Visum (visa on arrival) ausgestellt, das 25 US Dollar für einen Aufenthalt von bis zu 30 Tagen kostet.
Sicherheit: Sieht man von Diebstählen vor allem in Touristenzentren ab, ist Indonesien ein relativ sicheres Reiseland. Warnung: Sowohl Ankauf als auch Besitz von Drogen sind strengstens verboten und werden gnadenlos mit hohen Haftstrafen bis hin zur Todesstrafe geahndet.
Reisezeit: Von November bis März ist Regenzeit, die beste Zeit für Java-Reisen sind somit die trockenen Monate von April bis Oktober.
Pauschalangebot: Gebeco bietet u.a. die 9-Tage-Erlebnisreise „Java und Bali – Geschichten von Tempeln und Vulkanen“ an. Preis ab 2 195 Euro PP / DZ inklusive Flug, Transfers, Frühstück, www.gebeco.de.
Ungerührt von alldem bleiben jedenfalls nur die einheimischen Tenggeresen (ethnische Minderheit Javas), die hier oben Tag für Tag ihre Souvenirgeschäfte abwickeln. Neben Bildern, Broschüren, Textilien, Figuren und allerlei Schnickschnack kaufen viele Bromo-Besteiger auch ein paar Blümchen. Nicht für die Lieben daheim, sondern um sie zum Abschied in den Krater zu werfen. Damit – so will es eine alte Legende der hinduistisch-buddhistischen Tenggeresen – soll der Feuergott in der Tiefe besänftigt werden.
Ein heißer Bursche wacht auch über Zentral-Java. Immer wieder bricht der Merapi aus; 2010 wälzten sich zum bisher letzten Mal feurige Lavaströme und giftige Gaswolken die Hänge des aktivsten Vulkans Indonesiens herab. In friedlichen Zeiten umkräuselt nur ein feiner Rauchschleier die Spitze des weithin sichtbaren Kegels.
Bei klarer Sicht ist der Merapi somit auch ein attraktiver optischer „Dauergast“ im Tempel-komplex von Prambanan. Das vieltürmige hinduistische Heiligtum stammt aus dem 9. Jahrhundert und ist einer der größten kulturellen Schätze auf Java. Seine drei zentralen Tempel sind der hinduistischen Dreifaltigkeit Shiva, Brahma und Vishnu geweiht; sie ragen hoch in den Himmel und symbolisieren so den Sitz der Götter. Kunstvolle Figuren und Reliefs schmücken die Außenwände, die nach dem Erdbeben von 2006 immer noch aufwendig restauriert werden.
Der zweite große touristische Leckerbissen von Yogyakarta ist einen Quadratkilometer groß und für die Javaner das mystische Zentrum ihrer Kultur schlechthin. Hinter mehreren Mauern nämlich, die das Areal wie Zwiebelschalen umhüllen, residiert der Sultan von Yogyakarta, dem man mit allerhöchstem Respekt begegnet. Per Führung und unter den wachsamen Augen der hoch angesehenen Palastwächter in traditionellem Batik-Sarong und mit Krummdolch im Gürtel sind große Teile des Sultanspalastes zugänglich. Unter den sanften Klängen des Gamelan-Palastorchesters kann zudem zugeschaut werden, wenn Tänzer, Puppen- und Schattenspieler ihre Auftritte proben.
Die unbestrittene Hauptattraktion Javas aber heißt Borobudur. Das indonesische Nationaldenkmal wurde zwischen 760 und 830 zur Blütezeit des Buddhismus auf der Insel errichtet und von 1975 bis 1983 unter maßgeblicher Beihilfe der Unesco zum einstigen Glanz neu aufpoliert. Seither verzaubert der monumentale Tempel jedes Jahr Hunderttausende Besucher, darunter viele Pilger, deren Wallfahrten hier ihren spirituellen Höhepunkt finden.
Angelegt ist der aus zwei Millionen Quadern Vulkangestein aufgeschichtete Borobudur als kolossale Stufenpyramide, die gemeinhin als Abbild des Götterberges Meru gedeutet wird. Aus dem quadratischen Grundriss von 110 Metern Seitenlänge wachsen neun Terrassen zu einem 33 Meter hohen Berg an, der aus der Vogelperspektive wie ein Mandala erscheint, ein geometrisches Meditationsmuster.
Wer alle Terrassen nach buddhistischem Ritual komplett und im Uhrzeigersinn umrundet, legt eine Wegstrecke von mehr als fünf Kilometern zurück. Auf den quadratischen unteren fünf Terrassen wandelt man zunächst durch Galerien mit sage und schreibe 1 300 szenischen Wandreliefs. Wunderschön in Stein gehauen erzählen diese Bilder Geschichten aus dem früheren Leben des Buddhas.
Hat man diese sogenannte Sphäre der Formen durchschritten, beginnt mit den oberen kreisförmigen Terrassen die Sphäre der Formlosigkeit – hier gibt es keine Barrieren mehr, sodass der Blick frei und weit schweifen kann. Besetzt sind diese Etagenrondells mit 72 glockenförmigen Stupas. In ihnen steckt jeweils eine Buddhafigur, die am imaginären „Rad der Lehre“ dreht. Den krönenden Abschluss schließlich bildet der gewaltige mittlere Hauptstupa, gleichsam als höchstes Ziel der Erkenntnis und Erleuchtung. Und man muss kein Buddhist, ja nicht einmal religiös sein, um hier oben ganz ergriffen in sich zu gehen – auf Java jedenfalls lässt sich kein größeres Wunder erleben.