Ko Samui: Auf der thailändischen Insel finden gestresste Seelen Ruhe am Privatstrand
Von Lars Hennemann
Chefredakteur Hessen
Das Paradies direkt vor der Haustür: Der Strand ist nur wenige Meter von der Hotelanlage entfernt. Foto: Pressegroup
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Ein aus dem Angelsächsischen stammendes Bonmot sagt, dass der erste Eindruck keine zweite Chance bekommt. Nun denn: Das Taxi rumpelt seit knapp 20 Minuten vom Flughafen über die Ringstraße, auf der sich gerade gefühlt die Hälfte der knapp 46 000 Einwohner Ko Samuis befindet. Der Blick fällt auf Rohbauten, Wellblechhütten, Plastikflaschen. Schwer vorstellbar, dass auf Thailands zweitgrößter Insel (die knapp halb so groß ist wie Usedom) noch vor gerade einmal 30 Jahren Aussteiger einsame Traumstrände suchten – und sie ohne längeres Suchen fanden. Bis 1989 der internationale Flughafen eröffnet wurde, der heute das Einfallstor für jährlich über eine Million Touristen ist und die Insel auf eine superschnelle Zeitreise schickte. Unübersehbar. Die Spannung steigt...
Das Taxi stoppt abrupt, biegt scharf nach rechts ab und fährt durch ein Tor in einer Mauer. Es rollt in eine andere Welt. Die schon beim ersten Eindruck keinen Zweifel daran lässt, dass man ein gebautes Statement betreten hat. Errichtet wurde das „Santiburi Beach Resort“ Anfang der 90er-Jahre vom damaligen Besitzer der Boon Rawd Brauerei aus Bangkok, deren bekannteste Biermarke Singha ist. Er wollte, wann immer er sich und Freunden etwas Gutes tun wollte, den passenden Rahmen dafür haben. Er fand ihn im Norden von Ko Samui am Strand von Mae Nam. Auf einem 23 Hektar großen Gelände mit einem 300 Meter langen eigenen Strandabschnitt entstanden 77 Villen sowie zwei größere Gebäude mit Suiten. Die Architektur folgt mit viel Liebe zum Detail historischen thailändischen Vorbildern, die Gebäude stehen lose verteilt und verlieren sich in einer perfekt gepflegten Gartenlandschaft mit eigenen Wasserläufen, hohen Palmen und verschlungenen Wegen. Ab 2014 erfolgte für einen zweistelligen Millionenbetrag eine Generalrenovierung. Mit Erfolg: 2016 gewann das „Santiburi“, das in die Kategorie Fünf Sterne Superior fällt und zu den „Leading Hotels of the World“ zählt, den Holidaycheck Award.
Warum? Wegen des wirklich traumhaften Strandes, an dem man, weil immer etwas Wind geht, sofort surfen kann? Wegen des direkt am Meer liegenden Restaurants „Rim Talay“, das vor allem abends, während frisch gefangener Fisch aus dem Nachbardorf auf den Teller kommt, den dringenden Wunsch verspüren lässt, die Zeit möge doch etwas langsamer laufen? „Die Kunst ist es, dem Gast nichts aufzuzwingen“, beschreibt Direktor Cedric Bonvin – ein Schweizer mit Wurzeln am Genfer See – das, was ihn und sein Team antreibt. Diese Kunst beherrscht nicht nur er perfekt. Und das nicht mit antrainierter Höflichkeit, sondern mit echtem Interesse an jedem Gast. „Die Kulisse, der Ort, das ist das eine. Aber man muss trotzdem etwas daraus machen“, sagt Bonvin.
INFORMATIONEN
Anreise: Flüge über Bangkok (zum Beispiel täglich ab Frankfurt mit Thai Airways), dann von Bangkok nach Ko Samui (zum Beispiel mit Bangkok Air, ca. 60 Minuten).
Unterkunft: Santiburi Beach Resort & Spa, Ko Samui, Surat Thani, 84330 Thailand, DZ ab 280 Euro, 089-78 06 98 00 (Hotline in Deutschland), www.santiburisamui.com
Es ist viel daraus gemacht worden. Die Villen gibt es in Größen von 60 bis 285 Quadratmetern, einige verfügen nochmals über einen eigenen Pool. Den man aber nur dann aufsucht, wenn man sich nicht auf die Liege am Strand begibt, wo der Butler Tee und Obst bringt. Man kann aber ebenso gut ins Spa gehen, ins Fitnessstudio, auf den Tenniscourt, in den Streichelzoo, auf den Fußballplatz oder in den Fünzig-Meter-Pool im Zentrum der Anlage. Oder man setzt sich in den Shuttle-Bus und fährt zehn Minuten in den „Country Club“ zum hoteleigenen Golfplatz mit 18 Löchern, der auf halber Höhe in der bis über 600 Meter aufragenden Hügellandschaft der Insel liegt und einen spektakulären Ausblick zur weniger erschlossenen Nachbarinsel Ko Phangan bietet.
Das „Santiburi“ liegt im etwas ruhigeren Norden von Ko Samui, die Touristen konzentrieren sich vor allem im Osten rund um Chaweng oder Lamai. Abgeschiedenere Plätze finden sich immer noch vor allem im Süden und Südwesten, wobei die Insel insgesamt über die 50 Kilometer lange Ringstraße gut erschlossen ist. Unübersehbar sind auf einer Rundfahrt die vielen Kokospalmen, deren Produkte nach dem Tourismus immer noch der Hauptwirtschaftszweig der Insel sind. Sie liefern auch die Grundlage für ein Eis, das aus einem kleinen Wagen am „Lamai Viewpoint“ gereicht wird. Der Verkehr staut sich auf der Ringstraße an dem Eisstand nicht ohne Grund.
Ein kulinarisches Erlebnis der eigenen Art sind wiederum die Durianfrüchte, die man überall erwerben kann. Manche finden sie himmlisch, andere eher abstoßend. Wegen ihres intensiven Geruchs nach Vanille und Zwiebeln ist die Mitnahme ins Hotel auf alle Fälle strikt verboten. Lohnende Ausflugsziele gibt es reichlich, auch abseits der Kartbahnen, Wasserrutschen oder Kickbox-Arenen, die sich überall finden. Ein Muss ist der zwölf Meter hohe vergoldete Buddha, der auf einer eigenen kleinen Insel gegenüber von Bang Rak steht. Er lächelt, als könne ihm der ganze Trubel und Wandel um ihn herum so gar nichts anhaben. Deutlich unheimlicher wirkt der mumifizierte Mönch Luang Phor Daeng Payasilo in Wat Khunaram im Süden. 1973 im Alter von 79 Jahren verstorben, ist sein Körper bis heute kaum verwest, was die Einheimischen auf den Grad der Heiligkeit, den er zu Lebzeiten erreicht hatte, zurückführen. Jedenfalls sitzt er immer noch aufrecht, wie meditierend, mittlerweile hinter Glas und mit einer Sonnenbrille ausgestattet, weil sich vor allem Kinder vor den leeren Augenhöhlen gruselten.
Wenn die Bäche im Inneren der Insel genug Wasser führen, stürzt sich das Wasser bei den Fällen von Namuang über 80 Meter malerisch in die Tiefe. Und natürlich fahren auf einer Insel Boote in alle Himmelsrichtungen. Nach Ko Phangan etwa, das dank seiner „Full Moon Party“ zur Pilgerstätte für Raver geworden ist. Oder zu den Tauchstätten rund um Ko Tao oder Ko Nang Yuan oder in den Inselarchipel des Ang Thong Nationalparks, Ort des Geschehens von Alex Garlands Bestseller „Der Strand“. Allein, um all das anschauen zu können, muss man den Strand von Mae Nam und das „Santiburi“ verlassen. Was schon einigermaßen schwer fällt. Sehr schwer. Der erste Eindruck hat nicht getäuscht: Das „Santiburi“ ist einer der Orte, an denen man einfach nur froh ist, sie zu sehen und gesehen zu haben. „Fast alle, die einmal hier waren, kommen wieder“, sagt Cedric Bonvin. Und lächelt.