Förderungen für berufliche Weiterbildungen durch den Bildungsgutschein
(Foto: andreas160578_40pixabay.com)
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Was ist der Bildungsgutschein?
Der Bildungsgutschein ist ein Dokument, in dem der Staat ganz oder teilweise die
Übernahme von Kosten für Weiterbildungen, Bildungsangebote oder Betreuung garantiert und den man unter bestimmten vorliegenden Voraussetzungen in Anspruch nehmen kann.
Der Bildungsgutschein kann bei einem Maßnahmenträger der Wahl eingelöst werden, sofern dieser im Besitz einer Zulassung ist.
Das Geld für die jeweilige Maßnahme fließt dabei nicht direkt an die Bildungseinrichtungen (sog. "Objektförderung") sondern wird in Form von Gutscheinen an die entsprechende Personengruppe ausgegeben (sog. "Subjektförderung").
Die Inhaber des Bildungsgutscheins wählen dann selbstständig eine für sie individuell passende Bildungseinrichtung und können dort gegen Vorlage des Gutscheins an Bildungsangeboten teilnehmen. Die Bildungseinrichtung erhält dann den Gutscheinwert vom Staat erstattet.
Bildungsgutscheinprogramme sind damit ein indirektes Steuerungsmittel und eng verbunden mit der Idee eines qualitätssteigernden Wettbewerbs zwischen externen Bildungsanbietern.
Wie wird der Bildungsgutschein beantragt?
Arbeitslose oder von Arbeitslosigkeit bedrohte Personen sowie Arbeitnehmer in Kurzarbeit können von der Agentur für Arbeit bzw. dem Jobcenter über den Bildungsgutschein anfallende Lehrgangsgebühren für eine Bildungsmaßnahme nach Wahl bis zu 100 % übernehmen lassen. Die Agentur für Arbeit am Wohnort des Antragstellers entscheidet nach einem Beratungsgespräch, ob eine Förderung mittels des Bildungsgutscheins infrage kommt oder nicht.
Im Beratungsgespräch sollte man darlegen können, weshalb gerade diese Weiterbildung bzw. Umschulung für die eigene Eingliederung in den Arbeitsmarkt sinnvoll und wichtig ist. Die ausgesuchte Bildungsmaßnahme muss eine Berufskennzahl (BKZ) und eine Maßnahmennummer haben, die man gegebenenfalls beim Bildungsträger erfragen kann.
Nach Prüfung der formalen Voraussetzungen erhält man einen Beratungstermin bei der zuständigen Fachkraft. Zu dem Termin sollten die folgenden Unterlagen mitgeführt werden:
• Nachweise über Ihre Bewerbungsbemühungen; z. B. in Form einer Tabelle mit Name des Unternehmens, Stellenbezeichnung und Status der Bewerbung
• Informationen über die angestrebte Weiterbildung oder Umschulung sowie den Bildungsträger, bei dem die Bildungsmaßnahme durchgeführt werden soll
• Informationen darüber, wie relevant die angestrebte Weiterbildung oder Umschulung in Zukunft auf dem Arbeitsmarkt ist
• Nachweise über die künftigen Berufschancen nach Abschluss der Weiterbildung oder Umschulung, beispielsweise anhand von Pressemitteilungen, Stellenangebote oder Studien
Wie und wann erhält man den Bildungsgutschein?
Liegen alle Voraussetzungen für eine Förderung vor, erhält man von der Agentur für Arbeit oder dem Jobcenter vor Ort einen Bildungsgutschein. Mit diesem Schreiben wird dem Antragsteller zugesichert, dass die Weiterbildungskosten übernommen werden und gegebenenfalls das Arbeitslosengeld weitergezahlt wird.
Beim Bildungsgutschein handelt es sich um eine sogenannte „Kann-Leistung“. Dies bedeutet, dass grundsätzlich kein Rechtsanspruch auf die Erteilung eines Bildungsgutscheins besteht.
Im Vordergrund steht die Förderung der Bildung des Antragstellers. Die Maßnahme sollte also zielführend und sinnvoll sein.
Frühestens nach dreijähriger berufliche Tätigkeit ist die Förderung einer Weiterbildung mit einem Bildungsgutschein möglich. Dies Frist kann verkürzt werden, wenn
• persönliche Gründe, wie zum Beispiel Krankheit oder Elternzeit die Aufnahme einer betrieblichen Erstausbildung erschweren oder
• eine Ausbildung in einem Engpassberuf angestrebt wird.
Der Begriff berufliche Tätigkeit ist weit gefasst. Dazu zählt bspw. die Tätigkeit im eigenen Haushalt mit mindestens 2 Personen.
Im Einzelfall kann die Agentur für Arbeit bzw. das Jobcenter darüber entscheiden, einen Bildungsgutschein ohne die o. g. Voraussetzungen auszustellen.
Wo und wann kommt der Bildungsgutschein zum Einsatz?
Mit dem Bildungsgutschein werden verschiedene Kosten der Weiterbildungsmaßnahme übernommen. Gefördert werden sowohl die Lehrgangs- bzw. Seminarkosten als auch Fahrtkosten zum Ort der Maßnahme sowie gegebenfalls Kosten für die auswärtige Unterbringung und Verpflegung. Sofern erforderlich, können auch die Kosten für die Kinderbetreuung übernommen werden.
Ein Bildungsgutschein wird immer auf den Namen des Antragstellers ausgestellt und enthält folgende Informationen:
• Die Gültigkeitsdauer; maximal drei Monate nach Bewilligung
• Die Art und Höhe der Kostenübernahme
• Das individuelle Bildungsziel
• Die Unterrichtsart und Form der Weiterbildung
• Die gesamte Dauer der beantragten Maßnahme
• Der regionale Geltungsbereich der Weiterbildung
Nachdem man den Bildungsgutschein erhalten hat, muss man noch einige Daten vom Weiterbildungsanbieter ausfüllen lassen. Dazu gehören Beginn, Dauer und Nummer der Maßnahme.
Eingelöst werden kann der Bildungsgutschein für alle zertifizierten Maßnahmen und deren Träger. Man muss bei der Auswahl also darauf achten, dass es sich um einen zugelassenen Bildungsträger handelt. Dies erkennt man daran, dass der Anbieter über die erforderliche Zulassung "Anerkennungs- und Zulassungsverordnung Weiterbildung (AZWV)" verfügt. Dies kann man über die Agentur für Arbeit in Erfahrung bringen oder aber beim Maßnahmenträger unmittelbar erfragen.
Unterschied zum Aktivierungs- und Vermittlungsgutschein
Ein Bildungsgutschein (BGS) dient der beruflichen Weiterbildung, um die Beschäftigungschancen zu erhöhen. Im Gegensatz dazu ist der Aktivierungs- und Vermittlungsgutschein (AVGS) für Maßnahmen zur Arbeitsvermittlung (MPAV), Praktika oder Probearbeit (MAG) und bei Trägern in Form von Fortbildungen und Coachings (MAT) vorgesehen.
Man kann also sagen, dass der Aktivierungs- und Vermittlungsgutschein eher von Personen in Anspruch genommen wird, die bereits eine Ausbildung oder einen höheren Bildungsabschluss haben, aber Schwierigkeiten haben, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen oder Bedarf für Unterstützung bei der Anfertigung von Bewerbungsunterlagen haben.
Auch Absolventen von seltenen Studiengängen oder mit Ausbildungen in Nischenberufen greifen gerne auf dieses Angebot zurück, da hier das Angebot an Jobs nicht so hoch ist, wie etwa in flächendeckenden Berufen.
Einen Bildungsgutschein beantragt in der Regel, wer entweder noch gar keine Berufsausbildung genossen hat oder aber Bedarf nach Weiterbildung hat, um seinen Arbeitsplatz künftig zu sichern oder bei der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz seinen Mitbewerbern einen Schritt voraus zu sein.
Es ist durchaus möglich, zuerst einen Bildungsgutschein in Anspruch zu nehmen, und sich anschließend über einen Vermittlungsgutschein in eine Beschäftigung vermitteln zu lassen. Hierbei kann man eine Menge Geld sparen und wenn die Kombination aus beidem den erwünschten Erfolg bringt, sind beide, nämlich Antragsteller und auch die Agentur für Arbeit zufrieden.