Der Jahresabschluss des Flughafen Hahn liest sich nur auf den ersten Blick schön. So gibt es kaum Investitionen; dafür erhält der Flughafen satte Millionen vom Land.
Von Markus Lachmann
Reporter Politikredaktion Mainz
Vor zehn Jahren hatte der Flughafen Hahn noch vier Millionen Passagiere im Jahr – heute sind es deutlich weniger als zwei Millionen.
(Archivfoto: dpa)
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HAHN - Die Flughafen Hahn GmbH geht weiterhin davon aus, die Vorgaben der EU-Kommission zu erfüllen und bis 2024 schwarze Zahlen schreiben zu können. Doch das Ziel dürfte kaum zu erreichen sein.
Auf den ersten Blick wirkt der vor Kurzem veröffentlichte Jahresabschluss 2018 so, als sei der Provinzflughafen auf dem Weg zur Besserung. So schloss die Flughafen Hahn GmbH 2018 mit einem Jahresfehlbetrag von 5,1 Millionen Euro ab, nach 17,2 Millionen Euro im Jahr 2017. Doch die Zahlen trügen. So hat der Flughafen sieben Millionen Euro Betriebsbeihilfen des Landes erhalten. Zudem hat er 2018 kaum noch etwas investiert, nur 700 000 Euro. Im Jahr davor waren es noch fast sechs Millionen Euro.
Rechnet man diese Effekte hinzu, so hat der Airport seinen Fehlbetrag praktisch nicht verändert. Er könnte sogar insgesamt etwas höher sein. Beim Hahn lag der strukturelle Fehlbetrag in den vergangenen Jahren etwa zwischen 15 und 18 Millionen Euro. Der zum Jahresabschluss gehörende Prognosebericht rechnet mit einem Fehlbetrag im Jahr 2019 von 12,7 Millionen Euro (ohne Zuwendungen des Landes). Brancheninsider gehen angesichts der aktuellen Entwicklung davon aus, dass der Hahn sogar bei einem Fehlbetrag von deutlich über 20 Millionen Euro landen könnte. So gibt es kaum Hinweise darauf, dass sich die Entwicklung bei den Passagierzahlen zum Besseren wendet. Nach den Zahlen des Luftfahrtverbandes ADV flogen von Januar bis November vergangenen Jahres nur 1,4 Millionen Passagiere von und zum Hahn, das waren 28,3 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Bei der Fracht, die 2018 eigentlich gute Zahlen vorwies, machte sich 2019 (minus 3,2 Prozent) die beginnende konjunkturelle Abkühlung bemerkbar. Im Dezember 2019 sank die Zahl der Fluggäste im Vergleich zum Vorjahresmonat um 31,2 Prozent auf 83 410. Die Fracht verringerte sich um 17 Prozent auf 15 130 Tonnen. In beiden Bereichen dürfte es nicht besser werden. Nach einer Prognose des ADV müssen die deutschen Flughäfen 2020 mit einem Passagierrückgang rechnen. Ryanair könnte nach dem Streichkonzert der vergangenen Jahre weitere Verbindungen im Hunsrück streichen. Da ein Großteil der Frachtflüge aus China kommt – die chinesische HNA-Gruppe besitzt 82,5 Prozent der Hahn-Anteile, das Land Hessen den Rest – könnte weiteres Ungemach wegen des Coronavirus drohen. Der Umsatz (2018 betrug er nur noch 32,1 Millionen) könnte die 30-Millionen-Marke unterschreiten. Wie der Hahn mit weiteren Einsparungen gegensteuern will, bleibt ungeklärt – beim Personal wurde in den vergangenen Jahren bereits massiv abgebaut.
Das Land Rheinland-Pfalz hatte nach einem zunächst kläglich gescheiterten Versuch den Flughafen im Jahr 2017 an die HNA verkauft, eine mächtige Gruppe aus China. Noch darf bis 2024 Geld des Landes in den Flughafen fließen, das ist mit der EU-Kommission abgesprochen. So darf das Land Sicherheitskosten (Brandschutz, Rettungsdienst) von bis zu 27 Millionen Euro sowie Betriebsbeihilfen von 25,3 Millionen Euro zahlen. Zudem darf es Zuschüsse zu Infrastrukturinvestitionen von bis zu 22,6 Millionen Euro gewähren, was es aber offenbar noch nicht gemacht hat.
Verstieß eine Bürgschaft des Landes gegen EU-Recht?
Geprüft wird von der EU-Kommission weiterhin eine Bürgschaft, die das Land gegeben hatte. Konkret geht es um das Unternehmen Haitec, das am Hahn 2013 eine Wartungshalle errichtet hatte und dafür Grundstücke im Wert von 7,7 Millionen Euro gekauft hatte. Sollte der Flughafen seinen Betrieb vor 2028 einstellen, würde der Hahn 80 Prozent des Kaufpreises zahlen, sprich 6,2 Millionen Euro. Da dies im Falle der Flughafen-Pleite kaum möglich sein wird, hat das Land am 20. Februar 2014 eine Bürgschaftserklärung abgegeben. Es zahlt an Haitec, wenn der Hahn in die Knie geht. In einer Stellungnahme der EU-Kommission von Oktober 2018 heißt es: „Zum gegenwärtigen Zeitpunkt hat die Kommission Zweifel, dass diese mutmaßliche staatliche Beihilfe mit dem Binnenmarkt vereinbar ist.“