MAINZ - Die Hörfunkwelle SWR1 arbeitet an einem neuen Konzept für das Nachmittagsprogramm. Intern haben verschiedene Mitglieder der Aufsichtsgremien Kritik geäußert: Dem öffentlich-rechtlichen Sender drohe eine inhaltliche Verflachung. Doch SWR1-Programmchefin Carla Sappok hält dagegen: Die Welle baue ihren Wortanteil sogar noch aus.
Stein des Anstoßes war das Format „Thema heute“. In diesem vertieft SWR1 ab 19.30 Uhr eine halbe Stunde lang ein Thema in mehreren Beiträgen – in der Regel sind das drei. Diesen festen Sendeplatz verliert „Thema heute“. Die Kritiker in den Gremien fürchteten gänzlich um dieses Format.
Dietmar Muscheid, Landeschef des Gewerkschaftsbundes DGB sitzt im Rundfunkrat des SWR und sagt: „Radiobeiträge sind kurz, der Raum für inhaltliche Tiefe ist begrenzt.“ Das monothematische Format „Thema heute“ böte aber diesen Raum für inhaltliche Tiefe noch und stehe somit für journalistische Qualität. „Aus diesem Grund halte ich das Format Thema heute für besonders schützenswert.“
Es wird Veränderungen geben, kündigt Programmchefin Carla Sappok an. Aber: „Wir wollen das Format aus seinem engen Zeitkorsett befreien.“ Den festen Sendeplatz um 19.30 Uhr werde es nicht mehr geben. Stattdessen würde die Beschäftigung mit einem Hauptthema an früheren, aber nicht fixen Punkten des Nachmittags laufen. In Ausnahmefällen könnte es dann auch bis zu sechs Beiträge geben.
Denn: „Wir senden es heute, zugespitzt gesagt, für ein sehr begrenztes Publikum.“ Im Berufsverkehr erreiche SWR1 noch viele Zuhörer, doch die Abendstunden gehörten dem Fernsehen – gut 100 000 Menschen weniger bekämen die Beiträge des Formats „Thema heute“ so mit. Das führe dazu, dass die Sendung wenig bekannt sei – und auch die Klickzahlen schlecht seien: Kommt der Podcast der Sendung „SWR1 Leute“ auf zwei Millionen Zugriffe im Jahr, sind es bei Thema heute keine 20 000 Zugriffe.
Das neue Format soll flexibler werden
In Matthias Schmitts Worten schwingt Skepsis mit. Er ist Sprecher des Unternehmer-Dachverbandes LVU und stellvertretender Vorsitzender des Hörfunkausschusses und sagt: „Das Format hat sich zu einer starken Marke entwickelt und trägt maßgeblich zum Profil von SWR1 bei.“ Wolle der Sender seinen Anspruch auf Qualität erhalten, brauche es mehr statt weniger von dem Format, aber auch mehr Aktuelles. „In keinem Fall darf das eine gegen das andere ausgespielt werden.“
Bisher gab es einen festen Sendetermin für Wirtschaftsthemen: den Dienstag. Mit dem neuen Konzept will SWR1 flexibler werden. Gibt es etwa eine neue Entwicklung bei Opel, könnte diese auch an einem anderen Wochentag zum „Thema heute“ gemacht werden. Allerdings wird der Sender, wie Sappok einräumt, das Format für buntere Themen öffnen, etwa den Geburtstag der Queen.