Rheinland-Pfalz: ADFC fordert landesweites Konzept für Radverkehr
Von Nicholas Matthias Steinberg
Lokalredakteur Mainz
Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) hat die Ergebnisse seiner zweijährig durchgeführten Umfrage zu den Bedingungen für Fahrradfahrer veröffentlich.
(Archivfoto: Sascha Kopp)
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MAINZ - Über das unterdurchschnittliche Abschneiden rheinland-pfälzischer Städte beim ADFC Fahrradklima-Test 2016 wurde bereits viel geschrieben und diskutiert. Doch nun, einige Wochen nachdem die Ergebnisse der bundesweiten Radfahrer-Befragung raus sind, stellt sich die Frage, welche Konsequenzen es daraus zu ziehen gilt. Dass etwas passieren muss, daran hat der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club Rheinland-Pfalz (ADFC) keinen Zweifel. Er fordert ein landesweites Gesamtkonzept, nimmt Land und Kommunen in die Pflicht.
Schließlich würden die Ergebnisse Rheinland-Pfalz eindeutig als „Entwicklungsland“ des Radverkehrs ausweisen. Keine der 16 rheinland-pfälzischen Städte gelang in ihrer von der Einwohnerzahl abhängigen Kategorie der Sprung unter die besten 15. Unterm Strich stand die Gesamtnote Vier. Unbefriedigend – in jeder Hinsicht.
Für den ADFC steht fest: Radverkehr ist Chefsache, das Thema gehöre fachlich und personell auf Landesebene verankert. Zuarbeiten soll eine neu zu gründende „Arbeitsgemeinschaft Radverkehr“. Einer weiteren Arbeitsgemeinschaft stehe das Land grundsätzlich positiv gegenüber, sagt Cornelia Holtmann, Sprecherin des rheinland-pfälzischen Verkehrsministeriums. Bislang tauschen sich Landesbetrieb Mobilität (LBM) und kommunale Radverkehrsbeauftragte einmal pro Jahr aus.
"Land sind Grenzen gesetzt"
Grundsätzlich jedoch habe das Land in der Vergangenheit bereits viel für den Radverkehr getan, erklärt Holtmann weiter. Inzwischen führten knapp 1.900 Kilometer Radweg an klassifizierten Straßen entlang. 54 Millionen Euro seien in den vergangenen fünf Jahren in Infrastruktur und Radwegebau an Bundes-, Landes- und Kreisstraßen gesteckt, die Wege einheitlich beschildert worden. Und auch das Konzept „Großräumiges Radwegenetz“, ein Landeskonzept für überörtliche Radwegeverbindungen, wurde fortgeschrieben.
Dem Land seien allerdings enge Grenzen gesetzt, den innerörtlichen Radverkehr zu beeinflussen. Kommunale Radverkehrskonzepte erstellen die Kommunen grundsätzlich selbst. Das Land unterstützt sie mit Fördergeldern. In den vergangenen fünf Jahren seien 7,3 Millionen Euro geflossen. Doch der ADFC fordert weitere Programme, etwa in den Bereichen Fahrradparken, Schülerverkehr, Verbindung mit dem Öffentlichen Nahverkehr und Lastenräder.
Verkehrsanbindung frühzeitig in Bauplanung einbeziehen
In die Pflicht nimmt der Verein auch die Kommunen, fordert, Wohnbezirke besser mit Gewerbegebieten zu verbinden. Bereits bei ihrer Erschließung sei die Anbindung an Fuß- und Radverkehr einzuplanen. „Wenn Baumaßnahmen gefördert werden und dann gegen gesetzliche Vorschriften verstoßen wird, müsste der Förderer einen Teil des Fördergeldes zurückverlangen können“, fordert der ADFC-Landesvorsitzende Christian von Staden. „Wenn sich das rumspräche, würde viel Unsinn wie Poller, Umlaufsperren und zu schmale Radverkehrsanlagen schon im Vorfeld verhindert.“ Zudem sollten Neben- und Wohnstraßen für den Durchgangsverkehr gesperrt, mehr Fahrrad- und Carsharing-Stellplätze statt Autoparkplätzen geschaffen werden.
Schon jetzt setzt das Land neben dem Radwegeausbau auch darauf, die Nutzung der Verkehrswege zu optimieren, in dem es etwa den Umweltbund von Bahn, Bus und Fahrrad fördert, entgegnet Holtmann. Teil dessen seien abgestimmte Strategien wie „Bike & Ride“-Anlagen oder die Fahrradmitnahme in der Bahn.
Ein modernes Mobilitätskonzept in Stadt und Land schwebt also auch dem Verkehrsministerium vor. Gelingen könne dieses vor allem über ein „modal split“-Konzept, in dem die Interessen aller Verkehrsteilnehmer – Rad, ÖPNV, Pkw – optimal aufeinander abgestimmt sind. Zudem sei laut Holtmann ein landesweites Radverkehrsentwicklungsprogramm, in das auch Ergebnisse des Landeskonzepts „Großräumiges Radwegenetz“ einfließen, in Arbeit. Umgesetzt werden soll es in der zweiten Hälfte der Legislaturperiode.