Protest gegen Kerosin-Ablass über Rheinland-Pfalz - Demo am Sonntag
Der Protest gegen das Ablassen von Kerosin durch Flugzeuge über dem Pfälzerwald wird immer stärker. Für den kommenden Sonntag ist eine Demonstration gegen das Fuel Dumping geplant.
Von Frank Schmidt-Wyk
Reporter Rheinhessen
Tonnenweise lassen Flugzeuge Kerosin über dem Pfälzerwald ab - der Protest der "Initiative Pro Pfäzerwald" stößt nun auf ein großes Echo. Archivfoto:dpa
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MAINZ - In der Pfalz formiert sich Protest gegen Fuel Dumping, das Ablassen von Kerosin durch Flugzeuge, die vorzeitig landen müssen. Eine Online-Petition der Initiative Pro Pfälzerwald wurde bis Donnerstagabend von über 72.000 Menschen unterzeichnet. „Es kann nicht sein, dass geschützte Natur als ‚Notfallmüllkippe‘ von der Flugbranche genutzt wird“, heißt es in einem Positionspapier der Initiatoren. Für den kommenden Sonntag ist eine Demonstration an der Totenkopfhütte im Pfälzerwald bei St. Martin angekündigt, auch Bundes- und Landespolitiker aus der Region wollen teilnehmen. Obwohl die Hütte nur auf Fußwegen erreichbar ist, rechnen die Organisatoren mit einem großen Ansturm. „Es kann passieren, dass wir überrannt werden“, befürchtet der Ortsbürgermeister von Maikammer, Karl Schäfer (CDU).
Im Zeitraum von 2010 bis 2017 wurden durchschnittlich 22 Fälle von Fuel Dumping pro Jahr registriert; die jährlich abgelassene Gesamtmenge an Kerosin betrug im Schnitt 555 Tonnen. Rheinland-Pfalz ist das am meisten betroffene Bundesland. Dort seien im Jahr 2017 zwei Drittel der bundesweit abgelassenen 579 Tonnen Kerosin abgelassen worden, rechnet die Initiative vor.
Der Auslöser
Am 28. Juli versprühte ein in Luxemburg gestarteter und zur Umkehr gezwungener Fracht-Jumbo die Rekordmenge von rund 92 Tonnen (ca. 110.000 Liter) Sprit über der Pfalz. Nur zwei Tage später ließ eine
Boeing 767 weitere acht Tonnen Kerosin über der Pfalz ab.
"Keine Frage der Sicherheit, sondern der Wirtschaftlichkeit"
Fuel Dumping wird stets damit gerechtfertigt, dass es im Notfall kein alternatives Verfahren gebe, um das Gewicht eines Flugzeugs schnell und effektiv zu reduzieren, ohne die Sicherheit der Passagiere zu gefährden. In der Regel sind es Piloten von Langstreckenflugzeugen, die zu diesem Mittel greifen, wenn sie den Flug kurz nach dem Start abbrechen müssen und das Gewicht der Maschine über dem zulässigen Landegewicht liegt, weil erst wenig Sprit verbraucht wurde.
Laut eines Sprechers der Hamburger Niederlassung des multinationalen Flugzeugherstellers Airbus, der in der „Bayerischen Staatszeitung“ zitiert wird, kann allerdings jedes Flugzeug auch mit vollem Tank landen, allerdings könne dann eine technische Überprüfung notwendig sein. Letztendlich sei Fuel Dumping keine Frage der Sicherheit, sondern der Wirtschaftlichkeit. Janis Schmitt, Sprecher der Pilotenvereinigung Cockpit, räumte ein, dass beim Ablassen von Kerosin auch wirtschaftliche Überlegungen eine Rolle spielten, Sicherheitsaspekte stünden aber im Vordergrund.
Das Thema ist inzwischen in der rheinland-pfälzischen Landespolitik angekommen. Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) will beim Bund durchsetzen, dass Behörden und Bürger besser informiert werden.