Es gab wohl erneut einen zweifelhaften Interessenten am Flughafen Hahn
Von Markus Lachmann
Reporter Politikredaktion Mainz
Der damalige ADC-Geschäftsführer Siegfried Englert (Mitte) mit den beiden Gesellschaftern Laura Yu (links) und Yida Zhang bei einem Pressetermin in Bad Schwalbach im August 2016. Archivfoto: dpa
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MAINZ - Yida Zhang ist eine schillernde Persönlichkeit. Auf Fotos präsentiert sich der chinesische Geschäftsmann teilweise in schrillen Outfits, es gibt auch eine Aufnahme zusammen mit der Queen. Zhang hat beste Kontakte zur britischen Poloszene, sponsorte offenbar ein eigenes Team – und trug zu solchen Anlässen schon mal Schuhe mit dem Muster der britischen Flagge, dem Union Jack.
Rosafarbenes Jacket, bunte Krawatte: Als die pfälzische Firma ADC, die den Flughafen Hahn kaufen wollte, im vergangenen Jahr mit Zhang einen ihrer Hauptgesellschafter bei einem Termin im hessischen Bad Schwalbach präsentierte, staunte die Öffentlichkeit nicht schlecht. Denn auch die dubiosen Geschäftsleute aus Shanghai, an die die Landesregierung im vergangenen Sommer den Hahn verkaufen wollte, kamen eher unkonventionell daher. Das hätte stutzig machen müssen. Der Verkauf an die Shanghai-Connection scheiterte krachend.
Gesellschaften ohne Geschäftsadresse
Die rheinland-pfälzische Landesregierung hat zwischenzeitlich ihre Anteile am Hahn von 82,5 Prozent an die – seriöse – chinesische Gruppe HNA verkauft. Die hessische Landesregierung ließ einen Notartermin zum Verkauf ihrer Anteile (17,5 Prozent) an die ADC vor wenigen Wochen platzen. Wie kolportiert wurde, ging es um einen Gesellschafterwechsel bei der ADC.
53 ZIELE
Unter 53 Zielen können Passagiere am Flughafen Hahn im Sommerflugplan wählen. Er startet mit der Sommerzeit an diesem Sonntag. Vor einem Jahr waren es noch drei Ziele weniger, wie der Hunsrück-Airport am Freitag mitteilte. Die jetzigen 53 Strecken verteilen sich auf die Fluggesellschaften Ryanair (43), Wizz Air (9) und SunExpress (1).
GESETZ
Im Landtag wurde am Freitag in erster Lesung das Gesetz für den Verkauf des Flughafens Hahn debattiert. Wie Innenminister Roger Lewentz (SPD) sagte, verfüge die chinesische Gruppe HNA über genügend Finanzmittel und ausreichende Ausdauer, um den „Flughafen langfristig in die Gewinnzone zu führen“.
Der CDU-Abgeordnete Alexander Licht forderte die „rechtssichere Umsetzung des Gesamtverkaufs“. Eine Konkurrentenklage müsse vermieden werden. Licht rechnete vor, dass dem Kaufpreis von 15,1 Millionen Euro Beraterkosten von zwölf Millionen Euro gegenüberstehen.
Ging es auch um Yida Zhang, der immerhin über seine Gesellschaften mindesten 30 Prozent der ADC-Anteile hatte? Wie aus vertraulichen Regierungsdokumenten hervorgeht, in die diese Zeitung Einblick hatte, wurde ein Großprojekt Yida Zhangs auf Antigua („Tourism Mega Resort“) gestoppt. Wegen nicht bezahlter Provisionen im Zusammenhang mit Grundstücksgeschäften hat ihn ein Immobilienmakler verklagt. Zudem fanden sich zu drei Gesellschaften des Chinesen auf Antigua keine Geschäftsadressen. Auch ein Vorhaben zu einem exklusiven Ressort an einem Golfplatz in Japan wurden gestoppt.
Laut der Homepage des Chinesen verdient dessen Gruppe Yida Investment International mit Sitz in Peking ihr Geld mit Immobilien, Pferden, Bergbau, Gesundheitswirtschaft und Erneuerbaren Energien. Zu Zahlen und Geschäftstätigkeit der Yida-Gruppe findet man wenig im Internet. In der Karibik hat sie angeblich Inseln erworben. Auf Antigua und Barbuda wollten die Chinesen zwei Milliarden Dollar in zehn Jahren investieren. Geplant waren Luxushotels, das größte Casino der Karibik, ein Krankenhaus, Privathäuser, ein Konferenzzentrum, ein 27-Loch-Golfplatz, eine Pferderennbahn, Hafenanlagen, Shopping-Möglichkeiten und ein „Vergnügungsviertel“. Schon wieder Phantasten aus dem Reich der Mitte?
Passagierzahlen bleiben laut HNA konstant
Seriöser ist hingegen die HNA-Gruppe: Dies geht auch aus den Zahlen des vertraulichen Businessplans hervor, in den unsere Zeitung ebenfalls Einsicht nehmen konnte. Sie rechnet durchaus konservativ. So geht sie nicht von einer Steigerung der Passagierzahlen aus. Diese bleiben gegenüber 2,6 Millionen Passagieren (2016) mit 2,5 Millionen Passagieren im Jahr 2024 in etwa konstant. Die Tonnage der umgesetzten Fracht will HNA von 72,6 Tonnen (2016) auf 182 Tonnen (2024) steigern. Der Umsatz von 38 Millionen Euro im Jahr 2016 soll auf 53 Millionen Euro im Jahr 2024 gesteigert werden, wobei die Einnahmen aus dem Fluggeschäft von 14,7 Millionen Euro (2016) auf 32,8 Millionen Euro (2024) mehr als verdoppelt werden sollen.
75 Millionen Euro will die HNA dem Businessplan zufolge bis 2020 investieren. Bereits im Jahr 2018 soll ein großer Batzen von 22,5 Millionen Euro investiert werden. Als vordringlich werden Maßnahmen an Terminal, Landebahn und Vorfeld sowie offenbar eine Art Leitsystem für Besucher gesehen. Auch sollen Abläufe modernisiert und optimiert werden, etwa beim Frachtumschlag. Insider halten den Businessplan der Chinesen dennoch für zu optimistisch.