Demografischer Wandel erfordert mehr Altenpfleger in Rheinland-Pfalz
Die Rheinland-Pfälzer werden im Schnitt immer älter. Was den Einzelnen freut, stellt die Pflege vor Herausforderungen: Mehr Senioren bedeuten mehr ambulante Unterstützung, betreutes Wohnen oder stationäre Pflege
Von Sonja Ingerl
Volontärin
Die Menschen in Rheinland-Pfalz werden immer älter und benötigen mehr Betreuung durch Pflegepersonal. Archivfoto: dpa
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MAINZ - Die Rheinland-Pfälzer werden im Schnitt immer älter. Was den Einzelnen freut, stellt die Pflege vor Herausforderungen: Mehr Senioren bedeuten mehr ambulante Unterstützung, betreutes Wohnen oder stationäre Pflege. Doch schon heute fehlen 1912 Pflegekräfte im Land, berichtet Demografieministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD). Dabei sei diese Zahl schon ein Erfolg, das Ministerium hätte ursprünglich für 2015 einen Fachkräftemangel in der Pflege von 5367 Personen erwartet. Nur mit Gegenmaßnahmen wie der Zuwanderung von rund 270 ausländischen Pflegekräften sowie mehr Ausbildungsplätzen sei es möglich geworden, diese Lücke so gut zu schließen.
Die Babyboomer werden zu Hochbetagten
Dennoch werden die vorhandenen Pflegekräfte nicht ausreichen, um die Bevölkerung langfristig gut zu betreuen. Das Statistische Landesamt stellte zusammen mit der Ministerin am Dienstag die Analyse „Rheinland-Pfalz 2060 – Auswirkungen des demografischen Wandels auf den Pflegebedarf“ vor.
Aus dieser geht hervor, dass die Anzahl an älteren Menschen in den nächsten Jahren deutlich zunimmt: So steigt die Zahl der Pflegebedürftigen ab 60 Jahren von heute 116 000 auf 162 000 im Jahr 2035. Diesen Anstieg erklärt Marcel Hürter, Präsident des Statistischen Landesamts, nicht nur mit der gestiegenen Lebenserwartung – auch die Generation der Babyboomer komme in den nächsten Jahrzehnten in ein pflegebedürftiges Alter. Auch sorgt die Gruppe laut Hürter dafür, dass der Anteil der Hochbetagten über 80 Jahren überproportional zunimmt.
Während der Analyse zufolge die Bevölkerung zwischen 20 und 60 Jahren um 18 Prozent bis 2035 sinken wird, steigt der Anteil der 60-Jährigen im Land um 26 Prozent. Der demografische Wandel wirkt sich laut Hürter aber nicht überall gleich aus: Während beispielsweise in der Stadt Pirmasens bis 2035 elf Prozent mehr Pflegebedürftige ab 60 Jahren erwartet werden, geht die Analyse für den Kreis Mainz-Bingen von plus 66 Prozent aus. „Die Bevölkerungsstruktur ist in Mainz-Bingen so, dass die Menschen jetzt ins pflegebedürftige Alter kommen. In Pirmasens sind dagegen diejenigen, die in dieses Alter kommen, weggezogen.“
Interessant sei auch, dass mit 77,9 Prozent viel mehr Frauen als Männer pflegebedürftig sind – an diesem Verhältnis werde sich nur wenig ändern. „Frauen haben das Glück, länger zu leben, und übernehmen häufig die Pflege ihrer Männer.“ Für die Gesellschaft ist das ein Glücksfall. Da die Ehemänner aber in der Regel früher sterben, werden die Frauen letztlich später alleine zum Pflegefall.
Imagekampagne für 2018
Um den Fachkräftemangel abzudecken, müsse laut Bätzing-Lichtenthäler das Image des Altenpflegers dringend verbessert werden. Viele Betroffene ernten der Ministerin zufolge Unverständnis in der Familie oder im Freundeskreis für ihre Berufsentscheidung. „Wir brauchen diese Menschen. Doch sie müssen sich in der Öffentlichkeit dafür rechtfertigen“, sagt sie. Für 2018 sei eine Imagekampagne geplant. „Es kann nicht sein, dass dieser Beruf immer so schlecht geredet wird.“