Anrüchig - Kommentar von Markus Lachmann zum Fall Marcus Held
Marcus Held hat gekämpft wie ein Löwe – und er hat den Kampf verloren. Bisher lautete seine Erzählung, er habe als Bürgermeister alles getan, um die Stadt Oppenheim voranzubringen.
Von Markus Lachmann
Reporter Politikredaktion Mainz
Markus Lachmann. Foto: Sascha Kopp
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OPPENHEIM - Marcus Held hat gekämpft wie ein Löwe – und er hat den Kampf verloren. Bisher lautete seine Erzählung, er habe als Bürgermeister alles getan, um die Stadt Oppenheim voranzubringen. Dabei seien eben auch Fehler passiert. Doch diese Erzählung taugt nicht mehr, denn nach den Recherchen dieser Zeitung ist klar, dass er auch privat von seinen Machenschaften als Bürgermeister profitiert hat.
Im jüngsten Falle nahm er mehrere hunderttausend Euro aus einem Grundstücksgeschäft ein. Sollte er in Teilen der SPD noch Rückhalt gehabt haben, so ist dieser spätestens jetzt aufgebraucht. Held hat eine rote Linie überschritten. Strafrechtlich mag das Vorgehen des Bürgermeisters in einer Grauzone liegen. Politisch jedoch ist das Verhalten höchst anrüchig. Die Aufforderungen der Parteifreunde im Landkreis, Held möge Konsequenzen ziehen und Bürgermeisteramt sowie Bundestagsmandat abgeben, ist deshalb nur folgerichtig.
Jeden Tag, den Held länger wartet, zieht er die eigene Partei mit in den Strudel. Die Genossen in Rheinland-Pfalz scheinen das erkannt zu haben, selbst Malu Dreyer redet dem Parteifreund mittlerweile öffentlich ins Gewissen. Dreyer: "Wir sind mehr als irritiert"
Ein Abgeordneter in Deutschland kann grundsätzlich nicht zu einem Rücktritt gezwungen werden, sofern er nicht wegen schwerster Gewaltverbrechen verurteilt worden ist. Das ist historisch bedingt und gut so. Es geht also nur über die Einsicht des Betroffenen. Man muss Marcus Held wünschen, dass er zu dieser Einsicht kommt. Der politische Schaden, den er in Rheinhessen angerichtet hat, ist bereits immens.