Mit einem Vier-Stufen-Plan will die Landesregierung die Corona-Folgen bis zum Sommer weiter abfedern. Auch für Kita-Eltern gibt es dabei eine Perspektive.
MAINZ. Rheinland-Pfalz macht sich noch ein bisschen lockerer. Nach den Grundsätzen „Außen vor innen“ und „Statisch vor bewegt“ fallen ab dem 27. Mai weitere Fesseln der Corona-Krise ab. Alle Öffnungsschritte werden allerdings von zum Teil massiven Hygieneauflagen und strengen Abstandsregeln begleitet, wie Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) ankündigte: „Deshalb tragen die Bevölkerung sowie die Geschäftsbetreiber und Veranstalter eine große Verantwortung.“
So sollen in zwei Wochen Indoor-Sportanlagen, Fitnessstudios und Tanzschulen unter Vorgaben öffnen dürfen, ebenso Spielhallen, Freibäder, Zirkusse und Spezialmärkte, soweit sie draußen stiegen. Auch für Theater und Kinos öffnet sich zu diesem Termin wieder loslegen.
Zwei Wochen später, am 10. Juni, soll grünes Licht für Messen, Hallenbäder, Freizeitparks sowie die Innenanlagen der bereits jetzt geöffneten Zoos und Tierparks folgen. Auch Veranstaltungen in Gebäuden mit bis zu 75 Personen sind dann unter Auflagen wieder gestattet. In einem weiteren Schritt sind ab 24. Juni wieder Schiffsreisen und Reisebus-Touren möglich, Veranstaltungen drinnen werden dann bis zu 150 Personen geöffnet – immer vorausgesetzt, es gibt keinen Infektions-Rückfall. Für Außenveranstaltungen gilt: ab 27. Mai bis zu 100 Personen, ab 10 Juni bis zu 250 Leute.
Auch für die Kindergärten gibt es jetzt eine etwas konkrete Perspektive: Diese könnten ab Anfang Juni in einen „eingeschränkten Regelbetrieb“ übergehen. Leitlinien dazu sollen am 20. Mai vorgestellt werden. Bis dahin, sagte Dreyer, sollen die Eltern ausgiebig von der erweiterten Notbetreuung Gebrauch machen. Das gilt auch für die Schulen.
Keine konkrete Perspektive zur Wiederöffnung gibt es bisher für Diskotheken und Clubs, Bordelle so wie alle Volksfeste, bei denen Kontakte kaum zu überwachen sind.
Wirtschaftsminister Volker Wissing (FDP) kündigte an, man werde für Betriebe, denen noch längere Schließungen drohen, über weitere finanzielle Hilfen nachdenken.
„Wir wollten die Grundrechtseingriffe so früh und verantwortbar wie möglich wieder zurücknehmen“, sagte Wissing. Gerade im Bereich Tourismus sei bei der Öffnung indes Vorsicht geboten, damit ein möglicherweise nötiger zweiter Lockdown nicht genau in die umsatzträchtigen Sommermonate falle: „Lieber etwas mehr Geduld als ein Rückschritt in der Hauptsaison.“
Tests werden häufiger, „breit und zielgerichtet“
Mit den umfangreichen Lockerungen gehen ausgeweitete Tests auf das Corona-Virus einher, die nach der Devise „breit und zielgerichtet“ erfolgen sollen, wie Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) erklärte: „Es geht uns darum, Infizierte frühzeitig zu identifizieren, zu isolieren und ihre Kontaktpersonen zu ermitteln.“ Derzeit könnten im Land täglich 6200 Tests durchgeführt werden.
Tritt in einer Einrichtung wie einer Kita, einer Schule, einem Alten- oder Pflegeheim oder einem Krankenhaus ein positiver Fall auf, wird die ganze Einrichtung getestet. In einem Stufenmodell könnten aber auch Kontaktpersonen von Infizierten und vulnerable Gruppen ohne Symptome getestet werden. Auf dem Schirm haben die Gesundheitsbehörden – speziell im Falle eines Wiederanstiegs der Infektionszahlen – potenzielle Herde wie Aufnahmeeinrichtungen für Asylbewerber oder Großunterkünfte für Saisonarbeiter. „Da muss man sehr genau hingucken“, sagte Umweltministerin Ulrike Höfken (Grüne).
Wie detailliert die Öffnungs-Auflagen zum Teil sind, zeigt das Beispiel Tanzschulen versus Diskotheken: In Tanzschulen dürfen nur Paare, die auch sonst Kontakt haben, zusammen tanzen - und das auch nur auf einer Fläche von 10 Quadratmetern Abstand zum nächsten Paar. Dasselbe gilt für die Tanzlehrer. Da dies in einer Disco mit ihrer Durchmischung nicht einzuhalten wäre und der Barbetrieb ohnehin nicht erlaubt ist, bleiben diese Etablissements komplett zu.
Infektionen in der Region
Von Ulrich Gerecke