Impulspost der EKHN: Trauer nicht mildern, sondern teilen

Ein Brief der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) soll Menschen unterstützen.

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MAINZ/DARMSTADT. „Einen Menschen trösten heißt, ihn bedürftig sein zu lassen.“ Eine Erkenntnis, die der Mainzer Hospiz- und Trauerseelsorgerin Nirmela Peters in ihrem Alltag immer wieder begegnet. Trauernde nicht aus ihrem Leiden retten wollen, sondern für sie da sein, den Schmerz aushalten, das sei der Kern ihrer Arbeit. So werde die Trauer nicht gemildert, aber geteilt – eine wichtige Erfahrung für Betroffene. Und allemal heilsamer als der schlimmste Feind der Trauer: die Einsamkeit. „Trauer mit mir“ ist das Thema der aktuellen Impulspost der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), die am Dienstag in Mainz vorgestellt wurde.

Im Alten Dom, in St. Johannis – jener Kirche, in der seit fast 1500 Jahren Tod, Trauer und Bedürftigkeit getragen wurden, wie es Klaus-Volker Schütz, Propst für Rheinhessen und das Nassauer Land, beschreibt. Die Grabungen reichten bis ins siebte Jahrhundert zurück, viele Skelette, auch von Kindern, die gefunden wurden, seien ein bewegendes Zeugnis dieser Geschichte.

Warum ist Trost der Kirche so wichtig? Weil der Tod, wie es EKHN-Mitglieder in einer Umfrage formuliert hätten, eines der wichtigsten religiösen Themen sei, eines, das an die grundsätzlichen Fragen des Lebens rühre, sagt Kirchenpräsident Volker Jung: „Unsere Botschaft als Christen ist, dass der Tod nicht das letzte Wort hat, dass es eine Hoffnung gibt, die über den Tod hinaus reicht.“ Sie gebe haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern Kraft, Menschen in schweren Zeiten beizustehen, und sei Ausdruck der Nächstenliebe.

Die Zeit des Abschieds von einem geliebten Menschen gemeinsam gestalten – das könne helfen, einen guten Weg durch die Trauer zu finden, berichtet Peters aus einem Hospiz in Mainz-Drais, wo acht Menschen begleitet werden können. Bis zu 36 Stunden nach dem Tod könnten die Angehörigen dort bei dem Verstorbenen bleiben, ihn mit Unterstützung erfahrener Helfer für die Trauerfeier vorbereiten. Enorm wichtig, um den Tod wortwörtlich begreifen zu können. Peters verweist auch auf zwei ganz spezielle Trauerorte in Mainz: In der Kirche St. Antonius, direkt neben der Römerpassage gelegen, gibt es einen ökumenischen Raum, in dem Trauernde persönliche Gefühle an einer Klagemauer hinterlassen können. Ebenfalls in der Altstadt, im Freien neben St. Ignaz, gibt es seit 2018 einen Ort für Menschen, die kein Grab zum Trauern haben, keinen Ort zum Hingehen, Erinnern, Gedenken – vielleicht, weil ein geliebter Mensch auf der Flucht umgekommen ist, vielleicht, weil der Angehörige anonym bestattet wurde.

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Solche Bestattungen nähmen leider zu, berichtet Pfarrerin Carmen Berger-Zell, bei der Diakonie in Hessen verantwortlich für Hospizarbeit und Sterbebegleitung. Die Kirche mache sich dafür stark, dass Menschen nicht namenlos bestattet werden müssten, begleite Mitarbeiter auf den Friedhöfen, um solche Begräbnisse würdig gestalten zu können. In einem neuen Fortbildungsangebot lernen zudem Lehrer und Erzieher, wie sie bei Trauerfällen in Schule oder Kita Kinder gut begleiten können.

„Trauer mit mir“ – das Thema der 15. Impulspost an alle EKHN-Mitglieder sei freilich nicht ohne Risiko, sagt Jung: „Manche trifft es zum richtigen Zeitpunkt, andere schieben es weg.“ Die Aktion will Menschen bewegen, ins Gespräch zu kommen, den Blick zu öffnen. Die Vorderseite ziert eine umgekehrte Rose – Zeichen der Trauer. Auf der letzten Seite steht sie aufrecht – Symbol für Trost, der die Menschen erreicht. „Trauer mit mir“: eine Kampagne, die Menschen im „Trauermonat“ November begleiten will. Mit Veranstaltungen in allen Propsteien, mit Gottesdiensten, Vorträgen, Konzerten.