Die Folgen des Dieselskandals in der deutschen Automobilbranche haben auch die Eisenbahnbranche und den öffentlichen Personen-Nahverkehr (ÖPNV) auf Schienen erreicht. Die...
KOBLENZ. Die Folgen des Dieselskandals in der deutschen Automobilbranche haben auch die Eisenbahnbranche und den öffentlichen Personen-Nahverkehr (ÖPNV) auf Schienen erreicht. Die Bahnbranche hat nun eine unternehmensübergreifende Vision entwickelt, die den Abschied vom Dieselantrieb auf deutschen Schienen im Nahverkehr einläuten dürfte.
„Auf nicht elektrifizierten Strecken fahren die Züge ab Ende 2024 mit alternativen Antrieben“, heißt es in einer Pressemitteilung, die von der Allianz pro Schiene und dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) auf dem 12. Deutschen Nahverkehrstag in Koblenz vorgestellt wurde.
Der Zugverkehr zwischen Mainz, Bad Kreuznach und Saarbrücken, der bislang von den vlexx-Dieselzügen bedient wird, müsste ebenso elektrifiziert werden wie die Ländchesbahn zwischen Wiesbaden und Niedernhausen. Das hatte zuletzt auch der Fahrgastverband ProBahn gefordert.
Hessens Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) hatte unlängst auf Anfrage von Allianz pro Schiene geäußert, er könne sich ebenfalls eine Elektrifizierung der Lahntalbahn von (Koblenz) über Weilburg, Limburg nach Wetzlar und Gießen vorstellen.„Deutschland ist gerade dabei, seine Klimaschutzziele zu verfehlen, weil der Verkehrssektor nicht liefert“, so Al-Wazir. Vor diesem Hintergrund wolle er sich beim Bund für ein Sonderprogramm einsetzen, das auch die Elektrifizierung von Nahverkehrsstrecken einbezieht. „Für Hessen könnten dieses die Lahntalbahn und die Odenwaldbahn sein.“
Vor zwei Wochen stellte er mit einer Präsentationsfahrt zwischen Wiesbaden und Frankfurt-Höchst erstmals einen mit Wasserstoff betankten Zug in Hessen vor. „Wir setzen verstärkt auf alternative Antriebe, indem wir den Ausbau elektrifizierter Strecken vorantreiben und Wasserstoffzüge einsetzen“, teilte nun der stellvertretende VDV-Präsident – zugleich RMV-Geschäftsführer – Prof. Knut Ringat am Mittwoch beim Deutschen Nahverkehrstag in Koblenz mit.
RMV plant zunächst mit 26 neuen Triebfahrzeugen
Der RMV hat soeben den Kauf von 26 Triebfahrzeugen mit Brennstoffzellen-Antrieb für den Einsatz im Taunus ausgeschrieben. Auf den RMV-Linien im Taunus RB11 (Frankfurt-Höchst – Bad Soden), RB12 (Frankfurt – Königstein), RB15 (Frankfurt – Bad Homburg – Grävenwiesbach – Brandoberndorf) und RB16 (Bad Homburg - Friedrichsdorf – Friedberg) werden bereits ab Dezember 2022 keine Dieselzüge mehr fahren.
„Aufgrund der oftmals jahrelangen Vorlaufzeit bei Ausschreibungen brauchen wir serienreife Fahrzeuge mit alternativen Antrieben“, sagte VDV-Vize Ringat und nimmt die Industrie in die Pflicht. Nicht nur der RMV, auch die Verkehrsverbunde rund um Hamburg, Stuttgart, München, aber auch der Rhein-Nahe Nahverkehrsverbund in Ingelheim gehören zu den Unterzeichnern. Die Absichtserklärung auf den Verzicht von neuen Loks und Triebfahrzeugen mit Dieselantrieb ab 2024 wurde gemeinsam mit führenden Vertretern der Zug-Hersteller Siemens, Bombardier und Alstom vorgestellt.
Von Sven Hollerich