Moscheeverband Ditib will „Erfolgsmodell“...

Der Moscheeverband Ditib ist in Hessen offenbar dabei, Versäumnisse der Vergangenheit aufzuarbeiten, um weiterhin als Partner für islamischen Religionsunterricht an...

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WIESBADEN. Der Moscheeverband Ditib ist in Hessen offenbar dabei, Versäumnisse der Vergangenheit aufzuarbeiten, um weiterhin als Partner für islamischen Religionsunterricht an hessischen Schulen fungieren zu können. Für entsprechende Schritte hat Kultusminister Alexander Lorz (CDU) dem Landesverband bis Ende des Jahres Zeit gegeben. So muss er unter anderem nachweisen, dass er eigenständig und nicht der „verlängerte Arm Ankaras“ ist.

„Ditib Hessen war immer schon eigenständig“, so nun Salih Özkan, Vorsitzender des Landesverbandes, im Gespräch mit dieser Zeitung. Der Landesverband sei in seinen Entscheidungen autonom und die „demokratisch strukturierte Repräsentanz“ der 85 Ditib-Gemeinden in Hessen. Der Verband nutze zwar die religiöse Kompetenz der Ditib Zentrale in Köln. Gleichwohl sei eine Einflussnahme der Zentrale auf den hessischen Verband „satzungsgemäß und praktisch gänzlich ausgeschlossen“, es gebe sie „de facto nicht.“

Lorz hatte den Staatsrechtler Josef Isensee damit beauftragt, den islamischen Religionsunterricht zu begutachten. In dem im Dezember veröffentlichten Rechtsgutachten heißt es, der Moscheeverband sei „organisatorisch, personell und finanziell von der Türkei abhängig“ und „voll einbezogen in die Hierarchie, die in der Staatsspitze gipfelt“.

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Die Bindung der Kölner Zentrale an Ankara wird durch die Person ihres Vorsitzenden unterstrichen: Der erst kürzlich im Amt bestätigte Nevzat Yasar Asikoglu ist zugleich Botschaftsrat der Türkei. Auch wird in hessischen Ditib-Moscheen immer mal wieder türkische Politik thematisiert: Nach Presseberichten hat im Januar der Imam der Fatih-Moschee in Stadtallendorf (Marburg-Biedenkopf) in seiner Predigt die Militäraktion der Türkei in Syrien gut geheißen und gebetet, Allah möge der ruhmreichen Armee im ruhmreichen Kampf helfen.

Staatsrechtler Isensee hat in seinem Gutachten einen weiteren Punkt herausgearbeitet: Das Kultusministerium sei ursprünglich davon ausgegangen, dass vor allem jene Schüler in islamischer Religion unterrichtet würden, die Mitglied bei Ditib sind. Nur für sie kann der Unterricht Pflicht sein. Deshalb sollte der Verband ein Mitgliederverzeichnis übermitteln. Dieses hatte sich aber als unbrauchbar erwiesen.

Jetzt sagte Ditib-Landesvorsitzender Özkan, sein Verband werde ein vollständiges Register vorlegen. Der Religionsunterricht in Hessen sei „ein Erfolgsmodell, das wir fortsetzen wollen“. Der 51 Jahre alte Ingenieur ist in Frankfurt geboren und Vorsitzender des Moscheevereins in Neu-Isenburg.

Kultusminister Lorz will Auflagen machen

Eine Fortsetzung der Kooperation hatte Kultusminister Lorz zuletzt an Auflagen geknüpft, die er dem Landesverband machen wollte. Ein Ministeriums-Sprecher sagte, diese Auflagen sollten spätestens Anfang März schriftlich übermittelt werden. Vermutlich werde in dem Brief auch die Satzungsänderung angesprochen, die der Landesverband 2016 vorgenommen hatte. Mit dieser Änderung hat die Zentrale in Köln an Einfluss auf seinen hessischen Tochterverband gewonnen: Sie kann nicht nur vorschlagen, wer im Vorstand des Landesverbandes sitzen soll. Sie kann auch Vorstandsmitglieder ihres Amtes entheben.

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Wie es heißt, will Lorz auch die Rolle des Landeskoordinators Selcuk Dogruer angesprechen. Susanne Schröter, Direktorin des Forschungszentrums Globaler Islam an der Frankfurter Goethe-Universität, hatte kritisiert, die Kölner Zentrale habe Dogruer entsandt, um den Landesverband zu kontrollieren.

Von Christoph Cuntz