Was erwarten Wählerinnen und Wähler von der nächsten Bundesregierung? Julia Schnitzler fordert die Pandemie endlich in den Griff zu kriegen und einen Lockdown zu verhindern.
WESTHOFEN. Viele berufstätige Eltern werden sie oft spüren – die Zerrissenheit zwischen dem eigenen beruflichen Erfolg und der Frage, ob man der Elternrolle trotzdem gerecht wird. Einerseits möchte man kein Meeting verpassen, mit den Kollegen mithalten, andererseits möchte man keine wichtigen Momente im Leben des Kindes missen. Ein Gefühl, das auch die Geschäftsführerin der Firma Strassburger Filter Julia Schnitzler kennt. Die 53-Jährige leitet in vierter Generation das mittelständische Familienunternehmen in Westhofen. Eine Firma, die auf die Entwicklung, Produktion und den Vertrieb von Filtrationssystemen für unterschiedliche Anwendungsbereiche spezialisiert ist.
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Gemeinsam mit ihrem Ehemann hat sie drei Kinder – zwei Töchter und einen Sohn, die zwischen 14 und 24 Jahre alt sind. „Klar, der Spagat war nicht immer einfach“, sagt Julia Schnitzler. „Vor allem als die Kinder noch klein waren. Da hilft nur ein gutes Organisationstalent.“ Außerdem müsse man akzeptieren, dass man nicht alles allein machen könne und auch Aufgaben abgeben muss. Als Frau eine erfolgreiche Unternehmerin zu sein, ist für sie nichts Ungewöhnliches. Sie habe den Eindruck, in ihrer Branche bringe man ihr die gleiche Akzeptanz entgegen wie bei ihren männlichen Kollegen. „Ich glaube, wenn man mit guter Arbeit beweist, dass man das nötige Know-How hat, wird man auch als Frau in einer technischen Branche wie meiner akzeptiert.“ Mit blöden Kommentaren musste sie bisher kaum umgehen.
Während der Corona-Pandemie sei es enorm strapazierend für sie gewesen, einerseits eine Firma zu leiten und die Verantwortung für ihre 50 Mitarbeiter zu tragen, andererseits ihren Sohn im Home-Schooling zu unterstützen. Deshalb sei es ihr auch besonders wichtig, dass die neue Bundesregierung mit allen Mitteln versuche, einen weiteren Lockdown zu verhindern. „Meine Kinder sind alle noch in der Ausbildung, Schule oder Studium“, sagt Schnitzler und fügt hinzu: „Ich habe miterlebt, wie schwierig der Lockdown für die jungen Menschen war. Sie haben viel zurückgesteckt und viele Opfer gebracht, um die ältere Bevölkerung zu schützen. Deswegen fände ich es schade, wenn jetzt wieder ein erneuter Lockdown kommt.“
Erneuten Lockdown unbedingt verhindern
Um das zu verhindern, wünscht sich Schnitzler, dass die neue Bundesregierung die Impfkampagne weiter vorantreibt und noch zugänglicher für die Bürger macht. „Ich habe den Eindruck, dass die Impfkampagne ein bisschen ins Stocken geraten ist“, kritisiert die 53-Jährige. „Ich vermisse Aktionen und Aufklärung, damit man auch die Menschen erreicht, die sich noch nicht haben impfen lassen.“ Menschen, die sich im vergangenen Jahr so bemüht und angestrengt haben, dürften nicht wieder durch einen Lockdown eingeschränkt werden, findet die Unternehmerin.
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Normale Mobilität wieder gewährleisten
Beruflich seien durch die Pandemie viele Geschäftsreisen abgesagt worden und auch jetzt noch könnten die Reisen eigentlich nur innerhalb Europas stattfinden. Nach Asien oder Australien sei es momentan enorm schwierig einzureisen, teilweise sogar unmöglich. Ein Problem für das mittelständische Unternehmen, da die Kunden von Strassburger Filter neben dem europäischen Markt, insbesondere in Asien, Nord- und Südamerika und Australien zu finden sind. Das Vertriebsbüro der Firma in Shanghai konnte die Unternehmerin seit zwei Jahren nicht mehr besuchen. „Da ist es wichtig, dass bald wieder eine normale Mobilität möglich ist“, fordert sie, „und wir unser Exportgeschäft weiter vorantreiben können.“ Wie sollte der nächste Bundeskanzler sein? Gerade in schwierigen Zeiten, wie jetzt, sei es unabdingbar, dass die neue Bundesregierung nicht polarisiert. Für Schnitzler ist wichtig, dass die Bundesregierung zwischen den einzelnen Parteien, aber auch zwischen den verschiedenen Akteuren in der Außenpolitik vermitteln und gut zusammenarbeiten kann. „Als kleines mittelständisches Unternehmen, bei dem China der größte Markt ist, wäre es für mich unbrauchbar, eine Bundesregierung zu haben, die auf Konfrontation aus ist.“