BTW21 – Was Wähler wollen: Rentnerin Marlene Culino-Adler

aus Bundestagswahl 2021

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Rentnerin Marlene Culino-Adler aus dem Braunfelser Ortsteil Altenkirchen war in ihrem Berufsleben in vielen Bereichen tätig und weiß, wo die Probleme liegen.  Foto: Timo König

Was erwarten Wählerinnen und Wähler von der nächsten Bundesregierung? Heute spricht Rentnerin Marlene Culino-Adler über harte Arbeit in der Pflege und Hoffnungen für ihre Enkel.

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BRAUNFELS-ALTENKIRCH. Auf die Frage, ob sie alles in ihrem Leben noch einmal genau so machen würde, antwortet Marlene Culino-Adler mit einem Lächeln: „Vermutlich schon.“ Die Rentnerin aus dem Braunfelser Ortsteil Altenkirchen hat mit ihren heute 69 Jahren an vielen verschiedenen Orten gelebt und auch beruflich eine Menge erleben dürfen.

Eine ganz besondere Erfahrung macht sie dabei in ihrer Zeit als Angestellte einer Praxis für Kieferchirurgie in Bonn. „Damals habe ich regelmäßig für die gesamte Belegschaft Brötchen geholt“, berichtet Culino-Adler. „Und Helmut Kohl, der damals noch Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz war, hatte offenbar den gleichen Bäcker wie ich und stand im Laden häufig neben mir.“ Näher dran an der großen Politik war die gelernte Hauswirtschaftlerin, die noch immer den Namen der Bäckerei kennt, später nie mehr. Zwar sei das Interesse immer da gewesen, „doch politisch aktiv bin ich letztlich nicht geworden.“

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Telefonmarketing, Taxifahrerin, Altenpflegerin

Später verdient Culino-Adler ihre Brötchen im Telefonmarketing und als Taxifahrerin, ehe sie auf der beruflichen Zielgeraden per Zufall in der Altenpflege das große Glück findet. Noch heute ist sie ehrenamtlich in der Pflege tätig und betreut voller Leidenschaft demenzkranke Menschen. Doch so viel Spaß ihr der Job auch bereitet: „Die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung passen schlichtweg nicht zusammen“, bekräftigt die Frau, die im Landkreis Neuwied aufgewachsen ist. „Eine Pflegezeit von 15 Minuten pro Person ist unter aller Würde und für beide Seiten nicht zufriedenstellend“, legt Culino-Adler den Finger in Wunde. Zu der schlechten Bezahlung komme hinzu, dass häufig am Wochenende gearbeitet werde oder auch Bereitschaftsdienste für Kollegen geleistet werden müssen.

„Corona hat mal wieder gezeigt, wie wichtig diese Berufe für unser gesamtes System sind“, stellt die Altenkirchenerin klar, die sich nicht nur temporär, sondern nachhaltig eine Verbesserung der Situation für ihre hauptamtlichen Kolleginnen und Kollegen wünscht. Die Erhöhung des Mindestlohns sei eine Möglichkeit, „doch damit ist es lange noch nicht getan.“ Obwohl die Rentnerin mit wenigen Ausnahmen immer berufstätig war, bezieht sie nach eigener Aussage nur eine sehr kleine Rente. „Deshalb denke ich zum Aufstocken über die Grundrente nach“, bekräftigt die 69-Jährige, die ergänzt. „Meiner Meinung nach muss allen 450-Euro-Jobbern zwangsmäßig etwas für die Rente abgezogen werden“, so Culino-Adler, die selbst viele Jahre ihres Lebens als Minijobberin tätig war. Sie selbst sei ohne jeden Zweifel finanziell abhängig von ihrem Mann, der zehn Jahre jünger ist, und als Bürokaufmann noch einige Jahre arbeiten muss.

Währenddessen verbringt die leidenschaftliche Schwimmerin ihre Zeit am liebsten mit den eigenen beiden Enkelkindern. „Zwei Jungs“, betont die stolze Oma, die in diesem Dezember seit nunmehr sechs Jahren offiziell Rentnerin ist. „Wenn ich an die Zukunft meiner Enkel denke, mache ich mir Sorgen“, sagt Culino-Adler. Die Klimakrise sei ein Problem, das von der neuen Bundesregierung dringend gelöst werden müsse. Jeder Einzelne könne seinen Teil dazu beitragen; beispielsweise beim eigenen Konsum. „Früher ging es auch ganz einfach ohne Plastik“, nennt die Mittelhessin ein simples Beispiel und erinnert sich an ihre eigene Kindheit, als Nachhaltigkeit, insbesondere in Bezug auf Lebensmittel, noch selbstverständlich war. „Heute sind manche Produkte doppelt und dreifach eingepackt“, schimpft die 69-Jährige.

Wie die neue Regierung aussehen wird, mag die gebürtige Rheinland-Pfälzerin noch nicht prophezeien. „Noch nie war ich mir so unsicher, wie dieses Mal“, so die Rentnerin, die ihre Stimme bereits per Briefwahl abgegeben hat. Fest steht, dass, „wer auch immer in Zukunft unser Land regieren wird, sich etwas ändern muss.“ Und wer könnte das besser wissen als Marlene Culino-Adler, die in ihrem Leben schon eine ganze Menge erlebt hat.

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