Interview: Kai Gebel aus Seeheim-Jugenheim, Gründer von „Dein Sternenkind“, über seine Initative
Von Mara Pitz
Redakteurin Newspool
Kai Gebel, geboren 1958 in Hamburg, ist Fotograf und Filmemacher. Gebel hat vier erwachsene Kinder und lebt mit seiner Frau, die ebenfalls bei „Dein Sternenkind“ mitwirkt, in Seeheim-Jugenheim (Kreis Darmstadt-Dieburg). Foto: Dirk Zengel
( Foto: Dirk Zengel)
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Herr Gebel, Glückwunsch noch zum Deutschen Engagementpreis, den Sie im Dezember entgegengenommen haben. Was machen Sie mit den 10 000 Euro Preisgeld?
Das fließt vor allem in Reisekosten. Mein Team und ich sind in ganz Deutschland unterwegs, vor allem auf Fachtagungen, um „Dein Sternenkind“ bekannt zu machen.
Wie viele Menschen stehen hinter der Initiative?
Es sind 570 Fotografen. Organisiert wird das Ganze von rund 20 Menschen, die ebenfalls ehrenamtlich arbeiten.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, tote Kinder abzulichten?
Ich habe ein Foto von einer Mutter mit einem Baby gesehen und dachte „Das ist mal eine andere Art der Neugeborenenfotografie“. Erst danach habe ich erfahren, dass das ein Sternenkind war. Ich habe mich dann als Fotograf bei der US-Organisation „Now I lay me down to sleep“ (NILMDTS) eingetragen, die eine Liste für Sternenfotografen führt. 2012 habe ich dann mein erstes Sternenkind fotografiert, die Eltern kamen über NILMDTS auf mich.
Wie ging es weiter?
2014 gründete ich eine Facebook-Gruppe, über die sich Sternenkind-Fotografen koordinieren können. 2015 kam dann die eigene Internetseite. Seitdem kommen jedes Jahr mehr Anfragen. Vergangenes Jahr haben wir etwa 1400 Sternenkinder fotografiert, insgesamt schon mehr als 3000.
Kann jeder Fotograf werden?
Es kann sich jeder bewerben, aber die Fotografen werden von uns geprüft. Erstens auf ihre Bildsprache und zweitens menschlich: Hat derjenige das entsprechende Feingefühl? Kann er mit der Situation umgehen? Wir haben auch schon Fotografen abgelehnt.
Mussten Sie mal Eltern absagen?
Seit 2016 ist es ein Mal vorgekommen, dass wir keinen Fotografen gefunden haben. Von den vier in der Umgebung waren drei in Urlaub und einer konnte nicht.
Ihre Fotografen begegnen Paaren in den dunkelsten Stunden. Sind Sie Trauerbegleiter?
Wir sind Fotografen und sollen das tun, was wir am besten können: schöne Bilder als Erinnerung machen. Wir sind keine Trauerbegleiter, dafür sind wir auch nicht ausgebildet.
Sie arbeiten derzeit an einer Smartphone-App, die noch im Frühjahr erscheinen soll. An wen richtet sich die Anwendung und wie funktioniert sie?
Man kann damit einen Alarm absetzen wie auch per Telefon oder E-Mail. Man braucht dafür aber keinen Internetzugang, was ja vor allem in Kliniken wichtig ist. Die App ist vor allem für Hebammen gedacht, damit sie uns schnell und unkompliziert aus dem Kreißsaal alarmieren können. Aber im Prinzip kann sie sich jeder kostenlos im App- store herunterladen.
Was wollen Sie in fünf Jahren mit „Dein Sternenkind“ erreicht haben?
Ich will, dass jeder, der arbeitet, wo geboren oder gestorben wird, uns kennt.