Neuer Podcast über das Leben mit Migrationshintergrund

aus Zwischen zwei Welten

Thema folgen
In den acht Folgen unserer Serie Zwischen zwei Welten geben wir Einblicke in verschiedene Lebensbereiche von Menschen mit Migrationshintergrund – Themen, die die vier Autor:innen auch selbst bewegen.
© Bearbeitung: Isabelle Scherthan Fotos: VRM, Uwe Krämer, AYSIA – adobe.stock

Zwischen Anfeindungen und kultureller Bereicherung: Menschen mit Migrationshintergrund aus der Region erzählen in unserem neuen Podcast, wie es sich „Zwischen zwei Welten“ lebt.

Anzeige

Region. „Mensch mit Migrationshintergrund“ – was heißt das überhaupt? Immerhin trifft die Bezeichnung laut Statistischem Bundesamt auf knapp 29 Prozent der deutschen Bevölkerung zu. Manche Menschen sind selbst geflüchtet, andere kennen die Einwanderung nach Deutschland nur aus Erzählungen ihrer Eltern oder Großeltern. Außerdem gibt es nach wie vor große Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland, im Westen leben weit mehr Menschen mit Migrationshintergrund als in den neuen Bundesländern (31,9 zu 10,3 Prozent). Was viele von ihnen gemeinsam haben: Sie stehen in Deutschland vor großen Herausforderungen. Natürlich ist hier nicht von einer homogenen Gruppe die Rede, zu verschieden sind die Menschen und ihre Geschichten. Greift der Begriff „Migrationshintergrund“ also vielleicht zu kurz? Zumindest scheint er ein Bild einer bestimmten Gruppe zu erzeugen, das der Individualität der Menschen nur schwer gerecht werden kann.

29 Prozent der deutschen Bevölkerung, das klingt immer noch abstrakt. In Zahlen: 23,8 Millionen Menschen – also mehr als jeder vierte Mensch in Deutschland. Die insgesamt acht Folgen – pro Autor:in zwei Folgen – drehen sich um verschiedene spannende Aspekte rund um das Leben mit Migrationshintergrund. Die Zahl zeigt, wie relevant die Themen sind. Welche das sind, lesen Sie weiter unten.

Anzeige

Mit der Serie „Zwischen zwei Welten“ wollen wir ein genaueres Bild zeichnen. Die Menschen erzählen lassen, was sie erlebt haben. Verstehen, ob und wie sie in Deutschland ihre Heimat gefunden haben. Und genau hinschauen, welche Herausforderungen diese neue Heimat mit sich bringt. Wir, das sind Vanessa Felix Arroja, Emanuel Arzig, Nadja Bedoui und Anita Pleic. Wir haben uns in den vergangenen Monaten mit verschiedenen Themen rund um das Leben mit Migrationshintergrund beschäftigt. Wer wir sind und was uns motiviert hat, bei dem Projekt mitzumachen, lesen Sie in diesem Text.

Emanuel Arzig: Rassismus und Integration im Fußball und Jobsuche

Emanuel Arzig, VRM-Volontär.
Emanuel Arzig, VRM-Volontär.
© Arzig

Mein Name ist Emanuel Arzig. Ich bin mittlerweile seit über einem Jahr Volontär bei der VRM und habe gemeinsam mit meiner Kollegin Vanessa Felix Arroja das Konzept für diese Serie erarbeitet. Damit möchte ich dazu beitragen, einen großen Teil unserer Gesellschaft sichtbarer zu machen. Den Menschen eine Stimme geben, sie aus ihrem Leben erzählen lassen. Kurz zu mir: Meine Familie väterlicherseits kommt aus Spanien, ich bin hier in Deutschland geboren und aufgewachsen. Ich sehe Deutschland als meine Heimat an, habe mich aber vor allem als Kind und in meiner Jugend mehr mit meinen spanischen Wurzeln identifiziert. Für mich war das etwas Besonderes, etwas Interessantes.

Anzeige

In meinem Leben wurde ich schon häufig auf meinen Hintergrund angesprochen. Oft aus Interesse, manchmal leider auch abwertend. Da ich mich selbst als deutsch bezeichne, hat sich das oft so angefühlt, als würde ich in meinem eigenen Land nicht angenommen werden, weil ich nicht „biodeutsch“ aussehe. Die Themen dieser Serie liegen mir daher besonders am Herzen. Ich habe mich in den letzten Monaten mit den Themen Jobsuche und Rassismus und Integration im Sport beschäftigt. Wie relevant diese Themen sind, wird klar, wenn wir uns die in diesem Artikel genannten Zahlen anschauen. Ein großer Teil unserer „deutschen“ Gesellschaft hat einen Migrationshintergrund, trotzdem wird die Lebensrealität dieser Menschen zu wenig abgebildet. Genau das möchte ich mit dieser Serie ändern.

Vanessa Felix Arroja: Zugehörigkeit und binationale Partnerschaft

Vanessa Felix Arroja, VRM-Volontärin.
Vanessa Felix Arroja, VRM-Volontärin.
© Sascha Kopp

Ich heiße Vanessa Felix Arroja und bin seit Juli 2022 Volontärin bei der VRM. Ende vergangenen Jahres habe ich begonnen, diese Serie mit meinen Kollegen zu konzeptionieren. Von Anfang an war es uns wichtig, Menschen mit Migrationshintergrund Gehör zu verschaffen. Denn viel zu oft kommen sie bei aktuellen Debatten, die sie teils selbst betreffen, nicht zu Wort. Zu oft wird von ihnen als Gruppe gesprochen, obwohl hinter jedem Menschen eine individuelle Geschichte steckt.

Ich selbst bin in Deutschland geboren, meine Familie stammt aus Portugal. Meine Großeltern kamen mit meinen Eltern, die damals noch Kinder waren, im Zuge der Gastarbeiterbewegung nach Deutschland. In der Rente ist ein Teil meiner Familie in ihre Heimat zurückgekehrt. Wenn ich die Familie heute in Portugal besuche, ist es für mich gar nicht so leicht, den Ort als meine Heimat anzuerkennen oder Portugiesisch als meine Muttersprache. Dort bin ich eben keine „richtige“ Portugiesin. Umgekehrt bin ich für manche auch keine „richtige“ Deutsche, obwohl ich das Land schon immer als mein Zuhause empfunden habe. Und darum geht es in einer meiner Folgen: Was macht es mit einem Menschen, sich keiner Nation und Tradition zugehörig zu fühlen? Mein zweites Thema widmet sich dem facettenreichen Leben, das ein Migrationshintergrund so mit sich bringt: Wie funktioniert eine binationale und interkulturelle Beziehung?

Nadja Bedoui: Identität und Sprache sowie Queerness und Migrationshintergrund

Nadja Bedoui, VRM-Volontärin.
Nadja Bedoui, VRM-Volontärin.
© Sascha Kopp

Mein Name ist Nadja Bedoui. Ich bin seit Januar 2023 Volontärin bei der VRM. Als ich gehört habe, dass meine Kollegen diese Reihe planen, war für mich klar, dass ich daran mitwirken muss. Migrantisches Leben wird oft noch als Randerscheinung in unserer Gesellschaft dargestellt. Mit meinen Beiträgen zu dieser Reihe möchte ich das Gegenteil beweisen. Ich selbst habe auch einen Migrationshintergrund. Mein Vater ist Tunesier und als ich ihm erzählt habe, was wir planen, hatte er gleich ein paar Themenvorschläge parat. Als ich ihm dann sagte, dass mein Kollege Emanuel diese Themen umsetzt, war er zunächst etwas enttäuscht, aber umso neugieriger, womit ich mich beschäftige.

Ich selbst bezeichne mich als „Deutsche mit Zusatzkultur“, was meiner Meinung nach hauptsächlich daran liegt, dass ich kein Tunesisch spreche. Was verbindet mich mit einem Land, dessen Sprache ich nicht spreche? Nachdem ich mich privat viel mit dem Thema Sprache und Identität auseinandergesetzt habe, freue ich mich umso mehr, dass ich das nun beruflich in Form dieser Reihe machen durfte. Mein zweites Thema liegt mir auch sehr am Herzen. Ich habe viele Freunde, die Teil der LGBTQ+-Community sind, auch sie erfahren viel Diskriminierung im Alltag. Interessant finde ich, dass sich dort häufig Parallelen ziehen lassen. Deshalb gehe ich hier der Frage nach, wie es eigentlich ist, Migrationshintergrund zu haben und queer zu sein.

Anita Pleic: Doppelte Staatsangehörigkeit und katholische Glaubensgemeinden anderer Sprache

Anita Pleic, Redaktionsleiterin Rheinhessen-Nord.
Anita Pleic, Redaktionsleiterin Rheinhessen Nord.
© VRM

Mein Name ist Anita Pleic. Ich leite die Redaktionen Rheinhessen Nord und Bad Kreuznach. 2008 habe ich mein Volontariat bei der VRM begonnen und danach in Alzey und im Team unserer zentralen Reporter gearbeitet. Ich bin in Mainz geboren und in Rheinhessen groß geworden. Meine Familie stammt allerdings aus Kroatien. Für mich sind beide Länder Zuhause. Vom Leben mit und zwischen zwei Ländern, Sprachen und Kulturen zu erzählen, ist für die Kollegen und mich auch deshalb zentral, weil zu oft über Migranten gesprochen wird, aber viel zu selten mit ihnen. Viele von uns, die in der zweiten oder dritten Generation hier aufwachsen und leben, kennen das Gefühl, beide Länder als Heimat zu sehen. Und doch müssen wir uns deshalb immer erklären. Dabei ist genau das unser Alltag und unsere Lebensrealität. Wie komplex deshalb auch die Frage nach einer doppelten Staatsbürgerschaft ist und wieso diese Möglichkeit so wichtig ist, um sich hier willkommen zu fühlen, darum geht es in der Folge zur doppelten Staatsbürgerschaft.

Mein zweites Thema sind die katholischen Kirchengemeinden anderer Sprachen. Für viele Gastarbeiter aus dem Süden Europas, später aber auch für viele Polen, die in den 1990er-Jahren nach Deutschland kamen, sind diese Gemeinden ein Stück Heimat in Deutschland. Wieso ist das so und welche Bedeutung hatten und haben diese Gemeinden für die Integration der Menschen? Darüber habe ich mich auf Spurensuche in der eigenen Familie begeben und außerdem mit Isabella Vergata-Petrelli gesprochen. Die Italienerin ist im Bistum Mainz Vorsitzende des Beirats der Gemeinden anderer Sprache.