Mindestens 378 Menschen sind 2020 durch Ertrinken gestorben. Das teilt die DLRG mit. Vor allem im August verloren viele Menschen im Wasser ihr Leben.
DEUTSCHLAND. Mindestens 378 Menschen — und damit 39 weniger als noch im Jahr davor — sind 2020 ertrunken. Das geht aus einer Veröffentlichung der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft e.v. (DLRG) hervor. Die größten Gefahrenquellen für Schwimmer waren auch im vergangenen Jahr wieder Flüsse und Seen.
"Das Risiko, dort zu ertrinken, ist um ein Vielfaches höher als an Küsten oder in Schwimmbädern", sagt Achim Haag, Präsident der DLRG. Denn bewacht werden vergleichsweise wenige solcher Gewässerstellen. Wirft man einen Blick auf die Ertrinkungsorte, lässt sich fast allerorts ein Rückgang der Zahlen im Vergleich zu 2019 beobachten. Lediglich die Ertrinkungsopfer in Flüssen haben 2020 um zehn Personen zugenommen. In privaten Pools ertranken — wie schon 2019 — zwei Personen.
Die meisten Menschen ertranken 2020 in Bayern. Das Bundesland stellt trotz Rückgang im Vergleich zu 2019 noch immer das Land mit den meisten Ertrinkungstoten dar, 79 Menschen kamen in den dortigen Gewässern 2020 ums Leben. Besonders stark angestiegen ist die Zahl an ertrunkenen Personen in Berlin. Hier sind elf Menschen infolge von Badeunfällen verstorben, 2019 waren es nur zwei.
Was auffällig ist: Im August ertranken im vergangenen Jahr die meisten Menschen. 117 Opfer wurden verzeichnet, ein starken Anstieg zu den 45 ertrunkenen Personen im August 2019. "Besonders das heiße Sommerwetter im August lud die Menschen zu spontanen Ausflügen an die Binnengewässer und die Strände an Nord- und Ostsee ein", erklärt Haag. "Dadurch, dass Corona-bedingt zudem viele Menschen in Deutschland geblieben sind oder Urlaub gemacht haben, war der Andrang teilweise sehr groß und unsere Ehrenamtlichen an den vielen Rettungsstationen hatten viel zu tun."
Dabei sind es nicht Kinder oder Jugendliche, die die größte Altersgruppe in der Statistik darstellen. Häufig ertrinken auch Erwachsene. Ältere Menschen, zwischen 70 und 85 Jahren, bilden eine große Gruppe.
Sorgen macht den Rettern auch die Tatsache, dass Schwimmunterricht im vergangenen Jahr kaum stattfinden konnte. "2020 war für die Schwimmausbildung ein verlorenes Jahr", erläutert Haag. Die Entwicklung sei alarmierend, habe aber bereits vor der Pandemie begonnen.
Fast 25 Prozent aller Grundschulen könnten keinen Schwimmunterricht mehr anbieten, weil ihnen kein Bad zur Verfügung steht und ausbildende Verbände wie die DLRG haben lange Wartelisten von ein bis zwei Jahren für einen Schwimmkurs. "Mehr als jeder zweite Grundschulabsolvent ist kein sicherer Schwimmer mehr", so der DLRG-Präsident. Sobald die Bäder wieder öffnen, wolle man daher zusätzliche Wasserzeiten für die Ausbildung schaffen.