Das Tierheim mit Gnadenhof hat viele Freunde und Unterstützer. Das rührt den Besitzer zu Tränen. Doch wegen der Corona-Krise bleibt die Ranch für Besucher vorerst noch geschlossen.
Von Marc Wickel
Karl-Heinz Keller ist erleichtert: Dank der zahlreichen Zuwendungen ist das Futter erstmal gesichert. Archivoto: Hans-Dieter Erlenbach
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"So viel Gänsehaut, so viele Tränen wie in der letzten Zeit hatte ich mein Leben lang nicht", sagt Karl-Heinz Keller vom Weiterstädter Tierheim Keller-Ranch. Dabei ist er erleichtert. Das Schaudern und die feuchten Augen kamen in den vergangenen Tagen von den zahlreichen Spenden, Hilfen und Zuschüssen, die nach der Berichterstattung über die finanzielle Notlage des Tierheims und Gnadenhofs täglich eingingen.
"Eine Mutter aus Pfungstadt hat mit ihren neun und elf Jahre alten Töchtern 160 Stoffhühner genäht", nennt Karl-Heinz Keller eine der vielen Aktionen, die Privatleute gestartet hatten, um ihm und seinen Tieren zu helfen. Die Stofftiere verkaufte die Familie, "und damit haben sie 800 Euro zusammenbekommen", freut sich der Tierheim-Chef. "Wir haben auch sehr viele Spenden von anderen Vereinen in und um Weiterstadt bekommen", ergänzt er, beispielsweise vom SV 98 und den Lilienfans. Und ein Weiterstädter Sportverein habe den Erlös aus einer seiner Spendenaktionen der Keller-Ranch zukommen lassen.
Spenden und Gutscheine
Es kamen Spenden und Gutscheine von Zoohandlungen, viele Futterspenden sowie kleine und große Überweisungen. An dem Spruch "Kleinvieh macht auch Mist" sei schon was dran, sagt Karl-Heinz Keller. "Menschen aus der ganzen Region haben Tierpatenschaften übernommen. Und auch die Politiker haben sich alle eingesetzt", lobt er weiter. So habe Heike Hofmann (SPD) aus ihren Verfügungsmitteln als Landtagsvizepräsidentin Geld für die Tierheime im Kreis gespendet, nennt er ein Beispiel.
TIERHEIM
Die Keller-Ranch ist ein ehemaliger Bauernhof südlich der Weiterstädter Kernstadt. Er wurde Mitte der 1980er Jahre zu einem Gnadenhof
2002 wurde der Tierhilfeverein Keller-Ranch gegründet und seit 2016 ist die Keller-Ranch das Weiterstädter Tierheim (mawi)
Da die Bildzeitung auch überlokal und mit einem Video deutschlandweit über die Keller-Ranch berichtet hatte, kamen zudem Spenden aus der gesamten Bundesrepublik. "Ein Geschäftsmann aus Köln hat 500 Euro überwiesen", berichtet Keller. "Wir können jetzt weitere zweieinhalb Monate weiter machen." Rechnet er die Spenden mit den noch vorhandenen Rücklagen zusammen, heißt das: "Für knapp fünf Monate sind wir erstmal abgesichert."
Der Keller-Ranch waren mit Beginn der Einschränkungen wegen des Coronavirus schlagartig die Einnahmen weggebrochen. Zum Beispiel im Hundesalon. Die Tierpension steht leer, weil Tierbesitzer zurzeit nicht in Urlaub fahren. Ebenso fielen die Einnahmen aus Tiervermittlungen weg. Und die des Osterfests, das ausfallen musste, aber normalerweise rund 8000 Euro einbringt.
Das so ein großer Betrag innerhalb von rund zehn Tagen zusammenkam, hat den Tierfreund positiv überrascht. "Dass das so eine Resonanz haben wird hätte ich nie gedacht", sagt er. "Der Vorstand, meine Frau und ich wollen uns ganz herzlich für die Solidarität bedanken."
Öffnen dürfe die Ranch jedoch noch nicht, teilt Weiterstadts Bürgermeister Ralf Möller (SPD) mit. Die Landesverordnung, die seit Freitag vorliege, sage "klipp und klar", dass auch Tierheime mit Außenanlagen geschlossen bleiben müssen, erklärt der Bürgermeister. Sollte es eine Lockerung geben, überlege man, Besuche unter Auflagen zulassen, kündigte Möller an. Das werde aber frühestens ab dem 4. Mai zu prüfen sein.