Viele Menschen sind gegen Pocken geimpf: Das hilft gegen Affenpocken. Dieser Schutz kann zwar nachlassen, eine Impfung für die gesamte Bevölkerung wird es dennoch wohl nicht geben.
Von dpa
Die Narbe einer Pockenimpfung auf einem Oberarm. Eine zugelassene Impfung speziell gegen Affenpocken gibt es nicht. Historischen Daten zufolge schützt aber eine Pockenimpfung gut vor Affenpocken.
(Foto: dpa)
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BERLIN - Pocken zählten lange zu den gefährlichsten Krankheiten für den Menschen. 1967 startete die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine weltweite Impfkampagne gegen Pocken. Milliarden Menschen wurden geimpft – mit Erfolg. Bereits 1980 erklärte die WHO die Ausrottung der Pocken, der letzte natürliche Fall wurde drei Jahre zuvor erfasst.
Speziell gegen Affenpocken gibt es in Europa keine zugelassenen Impfstoffe. Allerdings nehmen Fachleute an, dass herkömmliche Pockenimpfstoffe einen gewissen Schutz bieten. Vor allem in der älteren Bevölkerung dürfte es daher eine Grundimmunität gegen Pocken geben. Die Pflicht zur Erstimpfung wurde in der BRD 1976 und in der DDR 1982 aufgehoben.
Alter Pockenimpfstoff mit vielen Nebenwirkungen
Das könnte jedoch auch bedeuten: Immer weniger Menschen sind gegen das Variolavirus, das die Pocken hervorruft, immun. „Es gibt kaum Impfstoffe, auch gegen andere Erreger, die wirklich einen lebenslangen Immunschutz bieten“, sagte der Mainzer Virologe Bodo Plachter.
Da der einst genutzte Pockenimpfstoff viele Nebenwirkungen hat, kommt er heute kaum noch zum Einsatz. Das seit 2013 in der EU für Erwachsene gegen Pocken zugelassene MVA-Vakzin heißt Imvanex und kommt von der deutsch-dänischen Firma Bavarian Nordic. In den Vereinigten Staaten ist es bereits gegen Affenpocken zugelassen.
Laut WHO ist es nicht flächendeckend verfügbar. Dem Hersteller des Affenpocken-Impfstoffs Imvanex zufolge ist bei dem aktuellen Ausbruch aber nicht mit einem Mangel des Vakzins zu rechnen. „Wir glauben, dass wir die weltweite Nachfrage bedienen können ohne weitere Investitionen in unsere Produktionsanlagen“, sagte ein Sprecher des Unternehmens Bavarian Nordic.
Deutschland sorgt für den Fall vor, dass solche sogenannten Ringimpfungen bei Kontakten von Erkrankten notwendig werden sollten: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) kündigte die prophylaktische Bestellung von bis zu 40.000 Dosen Imvanex an. Konkrete Pläne, diesen auch zu verwenden, gebe es noch nicht. „Wir könnten diesen Impfstoff, sollte es notwendig werden, unmittelbar einsetzen“, sagte Lauterbach.
Eine Impfkampagne für die gesamte Bevölkerung dürfte es nicht geben. „Für die breite Bevölkerung wäre diese Impfung Unfug“, sagte der Wiener Facharzt für Impfen und Reisemedizin Herwig Kollaritsch. „Affenpocken sind wesentlich harmloser als die Pocken und infektionsepidemiologisch von viel geringerer Bedeutung. Wir müssen auch bedenken, dass eine sehr gute Therapie für Infizierte verfügbar ist.“
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