Sollen auch in Rheinland-Pfalz Großveranstaltungen aus Sorge vor dem Coronavirus abgesagt werden? Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler äußerte sich dazu am Montag.
MAINZ. Nach der Empfehlung von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) vom Sonntag sollten alle Veranstaltungen in Deutschland mit mehr als 1000 Teilnehmern abgesagt werden. Die rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler teilte am Montag dazu mit: „Das oberste Ziel der Landesregierung ist es, die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen.“ Neben umfangreichen infektionshygienischen Maßnahmen durch die zuständigen Gesundheitsämter, stehe vor allem die Prävention im Fokus der derzeitigen Bemühungen seitens der Landesregierung, so eine Sprecherin des Soziaministeriums gegenüber dieser Zeitung. Zahlreiche Unsicherheiten bestünden im Bereich von Veranstaltungen im öffentlichen Raum. „Gerade bei Großveranstaltungen besteht laut Robert-Koch-Institut ein erhöhtes Risiko, dass sich das Coronavirus schneller verbreitet. Damit verbunden ist auch ein erhöhtes Infektionsrisiko. Aus gesundheitspolitischer Sicht ist die Durchführung von Großveranstaltungen daher im Vorfeld besonders zu prüfen und es gilt, die konkreten Maßnahmen sorgfältig abzuwägen“, sagte die Ministerin.
Die Ermessungsentscheidung, ob diese Veranstaltungen stattfinden können, liege bei den Veranstaltern in Absprache mit den lokalen Behörden vor Ort, besonders den kommunalen Gesundheitsämtern. Für die eigenen Veranstaltungen, die von Seiten der Landesverwaltung durchgeführt werden, erarbeite die Landesregierung Rheinland-Pfalz derzeit eine Checkliste als Orientierungshilfe für die Entscheidung, ob die jeweilig anstehende Großveranstaltung durchgeführt oder abgesagt werden sollte, so eine Pressesprecherin des Sozialministeriums.
Die erhöhte Nachfrage nach Desinfektionsmitteln infolge des Coronavirus führte unterdessen zu Engpässen: Nun droht einem Trierer Kindergarten die vorübergehende Schließung, weil die notwendigen Desinfektionsmittel vergriffen sind. "Wenn wir keine Belieferung bekommen, reichen unsere Mittel noch bis Freitag", sagte die Leiterin der Krabbelstube Mäusenest, Inge Wanken, am Montag in Trier. Danach könne sie die erforderlichen hygienischen Standards nicht mehr gewährleisten. "Dann werden wir am Montag schließen", sagte Wanken. In der Kindertagesstätte werden rund 30 Kinder von 0 bis drei Jahren betreut.
Entscheidung über Rheinland-Pfalz Ausstellung in Mainz noch offen
In Mainz soll sich nach Angaben einer Sprecherin am Mittwoch der zuständige Verwaltungsstab beraten und dann Details festlegen. Ob die für Ende März geplante Rheinland-Pfalz Ausstellung in Mainz stattfinden oder verschoben wird, sei derzeit noch offen, sagte Sebastian Kreuser, Geschäftsführer des Veranstalters, RAM Region Ausstellungs GmbH am Montag. Die Messe ist nach Angaben des Veranstalters die größte Verbrauchermesse des Bundeslandes.
Die Stadt Ludwigshafen hat bereits erste Maßnahmen ergriffen und wegen der Verbreitung des Virus neue Richtlinien festgelegt. Demnach dürfen öffentliche Veranstaltungen nur stattfinden, wenn der Veranstalter sicherstellt, dass diese gemäß der Hinweise des Robert Koch-Instituts durchgeführt werden. Ein "Rudelsingen" an diesem Dienstag wurde daher abgesagt, teilte die Stadt mit. Tickets würden auf die kommende Veranstaltung am 5. Mai umgebucht.
Bleibt es bei dieser Richtlinie, muss der Handball-Bundesligist Eulen Ludwigshafen bei seinem nächsten Heimspiel am 19. März alle Daten der Besucher erfassen, also etwa Name, Adresse und Telefonnummer. Derzeit plane man verschiedene Szenarien durch, sagte ein Sprecher des Vereins. Eine mögliche Lösung könnte sein, vorab auf der Homepage ein Formular zum Download anzubieten, das die Fans dann zu dem ausverkauften Spiel mitbringen können. Alle öffentlichen Termine des Teams mit Fankontakt wie beispielsweise Autogrammstunden werden abgesagt, teilte der Verein mit. Auch Selfies mit Fans bleiben bis auf Weiteres tabu.
BASF hatte am Sonntag bestätigt, dass ein in Ludwigshafen beschäftigter Mitarbeiter aus Neustadt/Weinstraße positiv auf das neue Coronavirus getestet wurde. Der Konzern habe seit mehreren Jahren einen auf das Unternehmen zugeschnittenen Pandemieplan, der medizinische, hygienische sowie organisatorische Maßnahmen umfasst, sagte eine BASF-Sprecherin am Montag. Ziel sei es, die Beeinträchtigung des operativen Geschäfts durch Krankheitsfolgen möglichst gering zu halten. "Entsprechende Maßnahmen werden Schritt für Schritt umgesetzt." Der Empfehlung des Gesundheitsamts folgend, bleibt der positiv getestete Mitarbeiter zuhause in Quarantäne.
In Neuwied will das Gesundheitsamt bis Mitte der Woche entscheiden, ob das Schokoladen-Festival "chocolArt" am 27. und 28. März stattfinden kann. Nach Angaben der Stadt sind bei dem Event in der Fußgängerzone auch Chocolatiers aus Italien angekündigt.
Trotz bestätigter Corona-Fälle im Kreis soll der Marathon Deutsche Weinstraße in Bad Dürkheim nach jetzigem Stand am 5. April wie geplant starten. Man werde die aktuellen Entwicklungen weiter abwarten, sagte ein Sprecher der Kreisverwaltung. Wegen eines positiv auf Coronavirus getesteten Patienten bleibt eine Grünstadter Arztpraxis diese Woche geschlossen. Zunächst hatte die Rheinpfalz berichtet. Auf dem Anrufbeantworter der Praxis hieß es, man müsse die Praxis desinfizieren und Abstriche beim Praxisteam machen. Der Landkreis Mayen-Koblenz hat sämtliche Events abgesagt, bei denen er als Veranstalter auftritt, darunter auch der "Ball des Sports" am 4. April in Mülheim-Kärlich sowie nach Angaben eines Sprechers mehrere kleinere Empfänge.
Noch bis Donnerstag bleiben nach Angaben der Schulaufsicht und des Bildungsministeriums in Andernach das Kurfürst-Salentin-Gymnasium, das Bertha-von-Suttner-Gymnasium, die Geschwister-Scholl-Realschule plus sowie die Realschule plus St. Thomas geschlossen. Der Unterricht an der Grundschule Ehrenbreitstein in Koblenz soll nach Angaben des Landkreises Mayen-Koblenz noch bis zum 20. März ausfallen. Ebenso lange bleibt die Katholische Kindertagesstätte Spiel- und Lernstube Ehrenbreitstein geschlossen.
Ebenfalls im Kreis Mayen-Koblenz bleibt wegen einer Coronavirus-Infektion bei einem Studenten die private Wirtschaftshochschule Otto Beisheim School of Management in Vallendar vorerst geschlossen. Die Schließung gilt nach Angaben des Kreises zunächst bis Freitag, 13. März.
Das Gesundheitsamt in Wachenheim im Kreis Bad Dürkheim hatte den dortigen Standort der Integrierten Gesamtschule (IGS) Deidesheim sowie die im gleichen Gebäude untergebrachte Grundschule zunächst für eine Woche bis zum 16. März geschlossen. In Wachenheim war das neuartige Coronavirus bei einem Lehrer der IGS nachgewiesen worden.
Das Bildungsministerium bereite derzeit ein Schreiben vor zum Thema Klassenfahrten und Schüleraustausch, erklärte ein Sprecher am Montag. In Einzelfällen seien diese bereits abgesagt worden.