Prozessauftakt im Fall Susanna: Vor dem Landgericht Wiesbaden hat der Angeklagte Ali Bashar am Dienstagmittag gestanden, die Mainzer Schülerin getötet zu haben.
WIESBADEN. Zum Prozessauftakt hat der 22 Jahre alte Ali Bashar am Dienstag auch vor der Schwurgerichtskammer des Landgerichts Wiesbaden gestanden, die Schülerin Susanna aus Mainz in der Nacht zum 23. Mai 2018 getötet zu haben. Er habe den Arm um Susannas Hals gelegt und mehrere Minuten fest gedrückt.
Zum Prozessauftakt überraschte der Angeklagte mit der Schilderung: „Ich weiß nicht, wie das geschehen konnte. Es wurde vor meinen Augen schwarz.“ Die Staatsanwaltschaft wirft dem Iraker vor, die 14-Jährige in der Gemarkung Wiesbaden-Erbenheim zuvor vergewaltigt zu haben. Die Vergewaltigung bestreitet Ali Bashar. Am ersten Prozesstag wiederholte er seine Behauptung, dass es in der Nacht zu einvernehmlichem Geschlechtsverkehr gekommen sein soll.
Bildergalerie
Anklage wirft Ali Bashar Verdeckungsmord vor
Die Anklage spricht von einem Verdeckungsmord: Das Mädchen habe nach der Vergewaltigung mit der Polizei gedroht und sei deswegen von dem abgelehnten Asylbewerber getötet worden. Im Zuge möglicher Ermittlungen wäre wohl schnell bekannt geworden, dass er zuvor schon eine Elfjährige vergewaltigt haben soll. Dieser Fall wird vom 19. März an vor der Jugendschutzkammer des Landgerichts verhandelt.
Der Prozessauftakt war begleitet von großem Zuschauerinteresse. Kurz vor 7 Uhr warteten die ersten Zuschauer bereits vor dem noch verschlossenen Eingang des Justizzentrums. Die Verhandlung war erst für 9.30 Uhr angesetzt. Rund 40 Personen mussten weggeschickt werden, weil alle Zuschauerplätze im Saal vergeben waren. Der Prozess fand unter verschärften Sicherheitsvorkehrungen statt.
Groß war das Interesse der Medien, es war eigens eine Tonübertragung für Journalisten in einen anderen Saal organisiert worden. Abseits des Justizzentrums gab es eine Kundgebung unter dem Motto „Kein Vergessen. Kein Vertuschen. Kein Kniefall vor importierter Gewalt“. Nach Angaben der Polizei waren rund 30 Personen der Kundgebung gefolgt.
Susanna hatte am frühen Nachmittag des 22. Mai die Wohnung ihrer Mutter in Mainz verlassen und war zu ihrer Clique nach Wiesbaden gefahren. Hier verlor sich die Spur. Die Mutter meldete ihr Kind am späten Abend des 23. Mai in Mainz als vermisst. Susannas Leiche war erst am 6. Juni in einem dichten Gestrüpp in einem Erdloch gefunden worden. Nur wenige Minuten entfernt von der Flüchtlingsunterkunft, in der Ali Bashar mit seiner Familie seit Frühjahr 2016 gelebt hatte. Das Verbrechen hatte Deutschland aufgewühlt und die emotional aufgeladene Diskussion über die Asyl- und Flüchtlingspolitik verschärft. Zum Zeitpunkt des Verbrechens hätte die Familie gar nicht mehr in Deutschland sein dürfen.