
Zum Weltfrauentag verleihen die Soroptimistinnen in Worms Preise an die Vereine „Baufachfrau Berlin” und „Die Chirurginnen”. Wie die sich für die Gleichberechtigung einsetzen.
Worms. Frauen können nicht tischlern, weil das nichts für Mädchen ist? Frauen können nicht als Chirurgin arbeiten, weil dieser Beruf nicht mit dem Familienleben vereinbar ist? Zwei Klischees, gegen die die Vereine „Baufachfrau Berlin” und „Die Chirurginnen” ankämpfen. Der Deutschland-Zweig des Serviceclubs Soroptimist International verlieh ihnen bei einem Festakt in der Kapelle in der Prinz-Carl-Anlage in Worms den „Soroptimist Deutschland Preis”.
Eine Auszeichnung für Frauen, die Mädchen und anderen Frauen helfen, an Stärke zu gewinnen. Will ich Feuerwehrfrau sein? Lehrerin? Astronautin? Oder doch Chirurgin? Die Soroptimistinnen sind ein weltweites Netzwerk berufstätiger Frauen. Ihnen geht es darum, dass Mädchen und Frauen „empowered” werden, dass sie also gestärkt und unterstützt werden, für sich selbst zu entscheiden; dass sie über ausreichend Wissen verfügen, um selbst zu bestimmen, welchen Weg sie im Leben gehen wollen; dass sie Vorbilder haben und dass sie für alles, was sie wollen, die Möglichkeiten und Fähigkeiten haben.
Eine Oberbürgermeisterin in Worms? Fehlanzeige
Anne Dörrhöfer ist Wormserin. Und sie ist die Präsidentin der Deutschland-Vertretung der Soroptimistinnen, die alle zwei Jahre den Preis verleiht. Mit der Auszeichnung sollen Einzelpersonen oder Vereine gewürdigt werden, die sich um die Verbesserung der Stellung der Frau in der Gesellschaft verdient gemacht haben. Dörrhöfer war es wichtig, dass die Preisverleihung rund um den Weltfrauentag an diesem 8. März in ihrer Heimatstadt stattfinden konnte – wegen der Frauenpower für Worms.
Neben Dörrhöfer saßen unter anderem die ZDF-Moderatorin Gundula Gause und die Wormser Bürgermeisterin Stephanie Lohr (CDU) in der Jury. Lohr erinnerte daran, dass auch in der Kommunalpolitik noch Luft nach oben herrscht, wenn es um die Zahl der Frauen geht. Eine Oberbürgermeisterin in Worms? Auch das gab es noch nicht.
Dafür gibt es etliche Frauen, die geschickt mit Holz oder dem Skalpell umgehen können. Der Verein der „Baufachfrau Berlin”, vertreten durch Isabel Schmidt, erhielt den Hauptpreis, der mit 15.000 Euro dotiert ist. Die Baufachfrauen verfügen über eine eigene Tischlerei, in der seit 1999 mehr als 100 junge Frauen ausgebildet wurden, derzeit sind zwei Meisterinnen, fünf Gesellinnen und elf Auszubildende dort beschäftigt. Der Verein „trägt mit seiner Arbeit aktiv dazu bei, die vorherrschenden Missstände zu beseitigen, und stellt unter Beweis, dass Mädchen und Frauen sehr wohl erfolgreich in technischen, planenden und handwerklichen Berufen erwerbstätig sein können”, befand die Jury.
Die Soroptimistinnen in Facebook
Die zweite Auszeichnung, verbunden mit einem Preisgeld über 5.000 Euro, ging an „Die Chirurginnen” um Katja Schlosser und Elisabeth Eißner. Der Verein entstand während der Corona-Pandemie. Aus einer geschlossenen Whats-App-Gruppe wurde ein Ärztinnen-Netzwerk samt Mentoring-Programm, an dem mehr als 250 Frauen beteiligt sind. „Alle schneidenden chirurgischen Fächer haben ein echtes Nachwuchsproblem”, hieß es in der Erklärung der Jury. Frauen seien ab der Oberarztebene extrem unterrepräsentiert, es fehle somit an Vorbildern: „Das führt dazu, dass viele Frauen auf dem langen Weg an die Spitze den Mut verlieren und sich Karriere und Kind nicht zutrauen.”
Selbstvertrauen? Kompetenz? Das bewiesen beim Festakt nicht zuletzt die Violinistinnen Liliana Müller und Amelie Kleber der Lucie-Kölsch-Musikschule. Das Duo, ausgezeichnet bei „Jugend musiziert”, zeigte, dass Frauen auch Musik können.