Awo Frankfurt zahlt OB-Gattin höchste Gehaltsstufe

Peter Feldmann (SPD), Oberbürgermeister von Frankfurt am Main, mit seiner Frau Zübeyde.  Archivfoto: dpa/Andreas Arnold
© Archivfoto: dpa/Andreas Arnold

Arbeit für die Awo Frankfurt, Geld von der Awo Wiesbaden: Die Beschäftigung der OB-Gattin Zübeyde Feldmann wirft viele Fragen auf.

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WIESBADEN. Die Ehefrau des Frankfurter Oberbürgermeisters Peter Feldmann (SPD), Zübeyde Feldmann, soll als Kitaleiterin bei der Awo Frankfurt ein höheres Gehalt erhalten haben, als ihr nach Dienstjahren zusteht. Ebenso soll sie über ein Dienstfahrzeug verfügen, eine unübliche Zuwendung für Kitaleiterinnen. Das berichtet der Hessische Rundfunk (HR) unter Verweis auf ihm vorliegende Dokumente. Auch OB Feldmann selbst war vor seiner Zeit als Oberbürgermeister beruflich mit der Arbeiterwohlfahrt verbunden, er war Mitarbeiter der Johanna-Kirchner-Stiftung der Awo. Dort soll er laut HR-Recherchen auf einer eigens geschaffenen Stelle im Belegungsmanagement gearbeitet haben.

Eigens geschaffener „Mitarbeiterpool“

Die damals noch nicht mit Feldmann verheiratete, aber bereits mit ihm liierte 29-jährige Zübeyde Temizel wurde im Oktober 2015 vom Awo-Kreisverband Frankfurt als Leiterin der ersten deutsch-türkischen Kindertagesstätte „Dostluk – Freundschaft“ angestellt. Schon zuvor aber taucht der Name Zübeyde Temizel auf unserer Zeitung vorliegenden Unterlagen auf: Es geht um den eigens geschaffenen „Mitarbeiterpool“, mittels dem Zahlungen von beiden Kreisverbänden an ausgewählte Mitarbeiter gesteuert wurden. Hier erscheint der Name der späteren Feldmann-Gattin bereits 2014 mit einer Zahlung von 5000 Euro aus Wiesbaden für eine Tätigkeit Temizels, die für Frankfurt gelistet ist.

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Weiter geht es im „Mitarbeiter-Pool 2015“: Hier erhielt Zübeyde Temizel für eine Tätigkeit in Frankfurt vom 1. Januar bis 31. März eine Zahlung in Höhe von 9.346 Euro aus Wiesbaden. In einer weiteren Tabelle von 2015 ist dann noch eine Zahlung in Höhe von 15.254 Euro gelistet, erneut gezahlt vom Kreisverband Wiesbaden für eine Tätigkeit in Frankfurt. Laut einem Mitarbeiter, der anonym bleiben will, sei Temiziel zunächst in Wiesbaden eingestellt worden, um den Betriebsrat in Frankfurt nicht hinzuziehen zu müssen.

Jedenfalls erreichte die dann seit Oktober 2015 als Kitaleiterin in Frankfurt arbeitende Zübeyde Feldmann laut dem HR vorliegenden Awo-internen Belegen bereits im September 2017 die höchstmögliche Bezahlung ihrer Tarifgruppe. Um in diese Endstufe zu kommen, seien normalerweise 17 Jahre Tätigkeit nötig.

Anfangsverdacht bestätigt: Betrug und Untreue

Der Awo-Kreisverband Frankfurt ist mittlerweile im Fokus der Staatsanwaltschaft Frankfurt. Diese ermittelt, wie Oberstaatsanwältin Nadja Niesen bestätigt, gegen namentlich nicht genannte Verantwortliche wegen Betrugs und Untreue in Bezug auf millionenschwere Zuschüsse der Stadt Frankfurt im Zuge der Flüchtlingsunterbringung. Hier habe sich laut Niesen ein Anfangsverdacht bestätigt. Es geht um rund sieben Millionen Euro an die eigens gegründete Securitygesellschaft Awo Protect sowie 200.000 Euro für ein „Sportprogramm“, so Niesen.

Unterdessen wurden die Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen des Frankfurter Kreisverbands der Arbeiterwohlfahrt von der Stadt Frankfurt abgesagt. Das teilte der Pressedienst der Stadt am Dienstag mit. Zur Begründung hieß es, dass der für Samstag geplante Empfang im Kaisersaal des Frankfurter Römers auf Wunsch der Awo verschoben wurde. „Aufgrund der aktuellen Ereignisse sei derzeit eine Feier in angemessener Würde nicht möglich.“ Der Festakt in der Paulskirche hatte am Samstag noch stattgefunden.