Worms bekommt doch keine Terence-Hill-Brücke

(gö). Die Fußgängerbrücke über die B 9 in Worms wird nun doch nicht nach dem italienisch-amerikanischen Schauspieler Terence Hill benannt und weiter...

Anzeige

WORMS. (gö). Die Fußgängerbrücke über die B 9 in Worms wird nun doch nicht nach dem italienisch-amerikanischen Schauspieler Terence Hill benannt und weiter „Karl-Kübel-Brücke“ heißen. Oberbürgermeister Michael Kissel (SPD) zog seinen Vorschlag zur Umbenennung nun zurück. Seine Idee, die Fußgängerbrücke mit dem Doppelnamen „Karl-Kübel-Terence-Hill-Brücke“ zu versehen, war zuvor auf breiten Protest gestoßen. Ihr Unverständnis äußerten sowohl eine ganze Reihe Kommunalpolitiker als auch die Familie des 2006 verstorbenen, verdienten Wormser Unternehmers und Stifters Karl Kübel. „Meine Absicht, den vielen Terence-Hill-Fans in Worms mit meinem Vorstoß Rechnung zu tragen, hat die Sensibilität der Angelegenheit nicht bedacht und würde der Bedeutung von Karl Kübel nicht gerecht“, erklärte Kissel.

Erst am Dienstag voriger Woche hatte der OB in einer Pressekonferenz angekündigt, dass der inzwischen 79-jährige Terence Hill am 24. August nach Worms komme – um seinen neuen Film „Mein Name ist Somebody“ in einer Open-Air-Vorführung auf dem Trainingsplatz der Wormatia vorzustellen und um bei der Taufe der Brücke dabei zu sein, die künftig „ganz offiziell“ auch seinen Namen tragen werde. Schließlich sei Terence Hill Nibelunge und habe noch unter seinem bürgerlichen italienischen Namen Mario Girotti in Harald Reinls 1966/67 gedrehtem Spielfilm „Die Nibelungen“ Kriemhilds Bruder Giselher gespielt.

Nachricht findet bundesweit Beachtung

Diese Nachricht hatte sofort hohe Wellen geschlagen, wurde von Spiegel online ebenso wie von der Deutschen Presseagentur, vom Privatsender Vox in der Sendung „Prominent“ oder vom ZDF bundesweit verbreitet. Tenor: Der berühmte Schauspieler Terence Hill kommt höchstpersönlich nach Worms, um eine Brücke auf seinen Namen zu taufen.

Anzeige

Im Netz brach Jubel aus, auf Facebook wurde der Wormser Musiker und Schauspieler Peter Englert als Held gefeiert: Er hatte 2016 in seinem „Backfischfest-Blog“ die Brücke zur Terence-Hill-Brücke erklärt. Eine offizielle Änderung des Namens hätte allerdings eines Beschlusses des Stadtrates bedurft und wäre politisch kaum durchzusetzen gewesen. Erst 2010 hatte das Gremium auf Antrag der CDU entschieden, die Fußgänger- und Radfahrerbrücke nach Karl Kübel zu benennen, um diese sozial engagierte und christlich geprägte Persönlichkeit zu würdigen.

Widerspruch aus der Politik

„Ich halte das für eine Schnapsidee“, erteilte Dr. Klaus Karlin, Vorsitzender der CDU-Stadtratsfraktion, der Idee zur Umbenennung eine klare Absage. Auch Bündnis 90/Die Grünen signalisierten Ablehnung, ebenso FWG/Bürgerforum und Linke. Selbst aus den eigenen Reihen gab es Widerstand. SPD-Unterbezirksvorsitzender Jens Guth sagte klipp und klar: „Ich lehne eine Doppel-Benennung Terence Hill/Karl Kübel grundsätzlich ab.“ SPD-Fraktionsvorsitzender Timo Horst dagegen äußerte sich ausweichend: Unabhängig davon, ob man sie nun offiziell Karl-Kübel-Brücke oder im Volksmund Terence-Hill-Brücke nenne, freue er sich, dass es Kissel gelungen sei, Terence Hill nach Worms zu holen.

Sehr klar fiel das Urteil von Matthias Wilkes aus. Er ist Vorsitzender des Stiftungsrates der Karl-Kübel-Stiftung und spricht als Großneffe von Karl Kübel für die Familie. „Schon diese Diskussion hat Karl Kübel nicht verdient“, so Wilkes. Eine Umbenennung wäre nicht nur für den großen Familienkreis, sondern auch für die Kübel-Senioren, die sich nach wie vor regelmäßig treffen, geradezu eine Kränkung. Wilkes erinnerte daran, dass Karl Kübel nicht nur den Wert seines Unternehmens 3K-Möbelwerke und den größten Teil seines Vermögens in die Stiftung gesteckt habe, die Familien und Kinder unterstütze. Er habe auch früh den bis zu 3800 Mitarbeitern seines Unternehmens Gewinnbeteiligung ermöglicht.

Wilkes merkte zudem an, dass es nach dem Tod von Karl Kübel im Februar 2006 ein weiter Weg gewesen sei bis zu der Ehrung durch die Benennung dieser Brücke nach ihm.