Die Weinbörse steht nach Corona-Zwangspause ganz im Zeichen des außergewöhnlichen 2021er-Jahrgangs. Auch Günther Jauch hat sich zur aktuellen Lage geäußert.
Von Rolf Lehmann
TV Moderator Günther Jauch betreibt seit 2010 ein eigenes Weingut im Landkreis Trier-Saarburg. Foto: dpa
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MAINZ - Die Wiedersehensfreude war groß. Nach zwei Jahren coronabedingter Zwangspause feierte der Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) auf seiner traditionellen Weinbörse in der Mainzer Rheingoldhalle nicht nur einen - so Präsident Steffen Christmann - "phantastischen 2021er-Jahrgang", sondern auch sich selbst.
Und das völlig zu Recht. Ebenso wie ihre übrigen Berufskollegen haben die rund 200 im VDP vereinten Vorzeigewinzer, von denen 177 beim ausschließlich für Fachbesucher zugelassenen größten deutschen Branchentreff ihre aktuellen Weine ausschenkten, schließlich ein sehr schwieriges, arbeitsintensives Jahr hinter sich.
Nach drei sehr trockenen Sommern schien es den Winzern die Lese im Vorjahr buchstäblich schon verhagelt zu haben, ehe ein goldener Herbst dann doch noch vieles zum Guten wendete. Immer vorausgesetzt, im Wingert war zuvor mit viel Einsatz die erforderliche Grundlage hierfür geschaffen worden. Oder um es mit Promi-Winzer und TV-Moderator Günther Jauch zu sagen, der 2010 das Familienweingut von Othegraven in Kanzem an der Saar erworben hatte: "Es gibt Jahrgänge wie 2018, da kannst du gar nichts falsch machen, da wächst alles von ganz allein. 2021 gehörte nicht dazu."
Dass am Ende dann doch noch etwas Außergewöhnliches zum Anschauen, Riechen und Schmecken herauskam, kann auch Matthias Pohlers vom "Laurenz" in der Mainzer Neustadt bestätigen. "Ein charakterstarker, kühler Jahrgang mit sehr viel Frische und schöner Säure, an dem wir noch lange Zeit viel Spaß haben werden", urteilt der Sommelier und spricht von einem "rebsorten-typischen unkomplizierten Wein, der schon beim ersten Schluck seine Herkunft erkennen lässt". Auch wenn die Arbeit in den Weinbergen, wo mehr denn je die Grundlage hierfür habe geschaffen werden müssen, alles andere als unkompliziert gewesen sei. Der gebürtige Bergsträßer, der im Hauptberuf Jurist ist: "Ein Winzer-Jahrgang, bei dem sich zeigt, wer sein Handwerk versteht."
Vor allem in Sachen Pflanzenschutz stellte der eher feuchte Sommer die Winzer vor eine Herausforderung, wie auch Dirk Würtz unterstreicht. Gleichzeitig gewinnt der Geschäftsführende Gesellschafter des Niersteiner Weinguts St. Antony vor allem den niedrigen Temperaturen aber auch viel Positives ab: "Endlich wieder einmal ein kühleres Jahr, das sich fast schon wie früher vor dem Klimawandel angefühlt hat." Das mittlerweile größtenteils in Flaschen abgefüllte Endprodukt sei "ein Wein mit gigantischem Potenzial und insbesondere für Riesling-Liebhaber ein Traum".
Dass es vor allem die Rieslinge sind, die der Witterung nicht nur trotzten, sondern am Ende sogar davon profitierten, bestätigt auch Philipp Wittmann vom Weingut Wittmann in Westhofen und prophezeit: "Die wahre Größe dieses außergewöhnlichen Jahrgangs mit seiner tollen Reife wird sich erst viel später zeigen."
Bei allem Hang zum Lagern eines edlen Tropfens könne man es allerdings auch übertreiben, wie Günther Jauch am eigenen Stand schmunzelnd erzählt. Im Falle einer Beerenauslese hätten ihm Fachleute erst jüngst eine Haltbarkeit "bis über das Jahr 2100 hinaus" bescheinigt. Der TV-Moderator achselzuckend: "Das klingt ja alles ganz schön und gut. Aber wem nützt es, wenn es niemand von uns mehr erlebt?"