Weinforum Rheinhessen – Weniger Besucher in der Mainzer Rheingoldhalle verzeichnet
Von Torben Schröder
In der Rheingoldhalle konnten Wein-Genießer rheinhessische Tropfen verkosten. Foto: Rheinhessenwein/Torsten Zimmermann
( Foto: Rheinhessenwein/Torsten Zimmermann)
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MAINZ - Fast schon akademisch analysierende Kritiker und Winzer, sich spielerisch durch die Flaschenreihen kostende junge Erwachsene, Genießer, die sich nach einer ersten Probenportion in ein umso üppiger nachbefülltes Glas vertiefen – das Weinforum Rheinhessen in der Mainzer Rheingoldhalle hatte erneut für alle Freunde des Rebensafts etwas zu bieten. Bewusster Genuss ist in, das merkte man schon am Eröffnungstag dem tendenziell verjüngten Publikum an. Dass nicht jedem alles schmeckt, liegt in der Natur des Naturprodukts. Handwerklich saubere Arbeit bieten alle gut 200 Tropfen. Zwischen dem Riesling Classic für 2,29 Euro aus dem Supermarkt und dem handgelesenen 30-Euro-Tropfen ist in Rheinhessen eine Menge los, an Lagen und Böden, an Individualität.
Burgunder-Workshops so gut besucht wie nie zuvor
Neben der Palette der Selection-Rheinhessen-Vorzeigestücke verdienten auch die Probetische mit „First Class im Liter“ und einer Auswahl im Discounter vertriebener Kellereiweine die Aufmerksamkeit. Das Qualitätswachstum in der Breite ist unverkennbar. Unübersehbar war am Eröffnungstag und ebenso am Sonntag allerdings auch, dass es um die Tische herum deutlich weniger Gedränge gab als in den vergangenen Jahren. Rund 2200 Besucher wurden am gesamten Wochenende gezählt, nach bis zu 3000 zuletzt ein erheblicher Rückgang. „Wir haben noch keinen plausiblen Erklärungsansatz“, sagt Rheinhessenwein-Geschäftsführer Bernd Kern. Die werblichen Aktivitäten seien gleich geblieben, „und ich denke, das Konzept stimmt. Wir werden uns aber überlegen, was wir für neue Akzente setzen können.“
Am dann wieder letzten Oktober-Wochenende 2018 wird es in jedem Fall einen Umzug geben, denn aufgrund der Sanierung der Rheingoldhalle muss das Weinforum vom Rheinfoyer in den Gutenbergsaal samt Vorräumen umziehen. So gut besucht wie noch nie waren unterdessen die Burgunder-Workshops der früheren Deutschen Weinkönigin Simone Renth-Queins. Und auch mit dem Zuspruch der 60 Studenten, die sich von den fünf aktuellen Weinmajestäten durch das Forum begleiten ließen, waren die Veranstalter zufrieden. „Das Positive: Man konnte überall gut probieren“, betont Kern, „und wir haben gute Resonanz auf die Weine bekommen, auch bei denjenigen, die immer sehr kritisch sind.“
In der Rheingoldhalle konnten Wein-Genießer rheinhessische Tropfen verkosten. Foto: Rheinhessenwein/Torsten Zimmermann Foto: Rheinhessenwein/Torsten Zimmermann
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Norbert Breier vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum, der eine Gruppe Fachschüler im Schlepptau hatte, pflichtet bei: „Der Tenor ist deutlich positiver als letztes Jahr.“ „Geniale“ Chardonnays, „strahlend schöne“ Rieslinge standen Burgundern gegenüber, die für manchen schon zu viele Holznoten hatten. Die Lust am Probieren und Fachsimpeln war an allen Ecken des Forums zu spüren. „Die Atmosphäre ist gut, die Leute diskutieren über genau das, was wir wollen – die Weine“, freut sich Dr. Ludwig Tauscher vom Alzeyer Weinbauamt, „die 2016er Weißweine sind noch besser geworden als gedacht. Erstaunlich, dass die Burgunder inzwischen ein immenses Spiel entwickelt haben. Ich glaube, hier findet jeder was.“
VERKOSTUNG
Beim Weinforum Rheinhessen werden die besten rheinhessischen Weine und Sekte der Landesweinprämierung vorgestellt.
43 Weine aus der Serie Selection Rheinhessen, der sechs Sorten umfassende Rheinhessen-Silvaner-Jahrgang 2016, acht Weine in den Burgunder-Workshops, 94 Weiß- und 29 Rotweine an den Rebsorten-Tischen, neun Literweine, sechs Kellereiabfüllungen, 16 Barriqueweine sowie 15 Sekte und Perlweine gab es an drei Tagen zu probieren.
Mit der guten Laune ging es schon bei der Eröffnung los. Vor allem Landwirtschaftskammer-Präsident Norbert Schindler zeigte sich bei einem ersten Schluck vom Rheinhessen-Silvaner-Tisch in rhetorischer Frühform, witzelte in Richtung der zunächst noch nicht gesichteten Vertreter aus dem Umweltministerium („Es gibt doch auch Bio-Weine, oder?“) und improvisierte sich ohne falsche Zurückhaltung durch die Gästeliste („Simone Renth-Queins – wo hat sie denn den Namen her, hat sie geheiratet?“). „Dr. Tauscher hat schon angekündigt, uns hier den letzten Feinschliff zu geben“, hielt Weinprinzessin Jasmin Breitenbach stellvertretend für das neue rheinhessische Königshaus, das sich zunächst im Burgunder-Workshop informierte, fest.
„Es ist ein gemütliches Event, und es ist von den Empfängen abgesehen der erste Termin, bei dem wir alle gemeinsam sind“, erzählt Weinprinzessin Katja Hattemer, die sich gar nicht recht auf einen Lieblingswein festlegen mag: „Hier sind alle Weine prämiert, das merkt man.“ Bus und Bahn sind an allen drei Weinforumstagen Pflicht, betont ihre Kollegin Cathrin Breitkopf – und spricht damit für das Gros der Besucher. Gegen Ende einer langen Reihe Weintermine bietet das Forum einen wertvollen Querschnitt durch eine Region, die sich erkennbar weiter im Aufschwung befindet.