Es gibt eine Gruppe von Diabetikern, die sich besonders vor einer Infektion mit dem Coronavirus schützen sollten. Experten erklären, welche das ist.
Von Lena Witte
Reporterin Lokalredaktion Wiesbaden
Wichtig für Diabetiker ist, dass der Blutzuckerwert richtig eingestellt ist und kontrolliert wird.
(Archivfoto: dpa)
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RHEINHESSEN - Ein Virus, das die Atemwege befällt, bringt das öffentliche Leben zum Erliegen – und schürt unter vielen Menschen Angst. Zur Risikogruppe mit schweren Krankheitsverläufen zählt auch eine Gruppe an Diabetikern. Gerade sie sollten sich vor einer Infektion mit dem Coronavirus schützen. Aber Grund zur Panik bestehe nicht, sagen Experten.
„Das Risiko ist individuell sehr unterschiedlich“, hält Dr. Madeleine Busch fest, die in einer diabetologischen Schwerpunktpraxis in Nierstein und Oppenheim tätig ist. Eine Formel, nach der sich zuordnen lässt, wer, einmal infiziert mit dem Coronavirus, besonders schwer krank wird und wer nicht, die gibt es nicht. „Ein höheres Risiko hat derjenige Diabetiker, der schlecht eingestellt ist.“ Eine instabile Blutzuckereinstellung jedoch lässt sich nicht über Nacht regulieren, schließlich handelt es sich hierbei um eine chronische Erkrankung, bei der gegebenenfalls Medikamente und Lebensumstände verändert werden müssten. „Wir begleiten die Patienten hier über einen langen Zeitraum“, hält Busch fest.
Gefährdung ergibt sich aus dem Blutzuckerlangzeitwert
Viele Diabetes-Patienten riefen zurzeit in der Praxis an und informierten sich darüber, worauf nun besonders zu achten sei. Haben sie nämlich Folgeerkrankungen wie beispielsweise Organschäden oder Herzkreislauf-Probleme, dann sollten sie in der aktuellen Situation besonders achtsam sein, sagt Busch.
TYP 1 UND 2
Die diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe differenziert Menschen mit Diabetes als Risikogruppe: Sie betont, dass „gesunde“ Diabetespatienten Typ 1 und Typ 2 mit einer stabilen Glukoseeinstellung kein erhöhtes Infektionsrisiko haben, an Covid-19 zu erkranken – im Gegensatz zu Patienten mit zusätzlichen Begleiterkrankungen.
„Der Diabetes selbst ist nicht so entscheidend für ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf des Coronavirus“, erklärt auch Dr. Ernst Küstner, Diabetologe mit eigener Praxis in Nieder-Olm. Vielmehr sei die Höhe des Blutzuckerwertes davon abhängig, wie gut oder schlecht ein Diabetes-Patient mit einer Infektion umgehen könne. „Die Gefährdung ergibt sich daraus, wie hoch der Blutzuckerlangzeitwert ist“, hält er fest.
Was genau ist eine gute Blutzuckereinstellung? Darüber gibt der HbA1c-Wert Auskunft, das ist eine Form des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin, dessen Gehalt im Blut Rückschlüsse auf den durchschnittlichen Blutzuckerspiegel erlaubt. Die von Küstner empfohlene HbA1c-Einstellung liegt bei 6,5 bis 7 Prozent: „Da ist man auf der sicheren Seite“, sagt der Experte. Liegt der Wert über 9 Prozent, leide das Immunsystem. Generell gilt hier: „Je höher der Wert, desto schlechter für den Patienten.“ Wer grundsätzlich schlecht eingestellt sei, sollte jetzt seinen Hausarzt oder Diabetologen aufsuchen.
Dr. Busch rät allen Diabetes-Patienten, sich gerade jetzt, da die Corona-Pandemie die Gesellschaft im Griff hat, gut zu ernähren, viel allein an der frischen Luft zu bewegen und noch mehr darauf zu achten, dass der Blutzuckerwert stabil eingestellt ist. Auch Dr. Küstner sieht keinen Grund für Diabetiker, allzu pessimistisch zu sein aufgrund der Ansteckungsgefahr durch das Coronavirus: „Es gibt hier in Deutschland keinen Anlass, in Todesangst zu verfallen.“
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