Vor der Europawahl: Wie viel EU steckt in Rheinhessen?
In wenigen Wochen sind auch die Rheinhessen zur Europawahl aufgerufen. Doch wie nah ist die EU am Leben der Menschen hier? Wo findet sich die EU in der Region und wie?
Von Anita Pleic
Redaktionsleitung Rheinhessen
So sieht der Entwurf für ein Schutzgebäude aus, in dem die Nachformung des Eckelsheimer Brandungskliffs für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden soll.
(Grafik: M3 Baukunst)
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RHEINHESSEN - Europa ist Dauerthema in der Republik. Schuld ist natürlich vor allem der Brexit. Aber letztlich naht auch die Europawahl Ende Mai mit großen Schritten. Und mit ihr die Frage: Wo merkt man in Rheinhessen etwas von der EU? Ganz konkret dort, wo Projekte aus Fördertöpfen der EU finanziert werden. Und da kommt es durchaus vor, dass sich Diskussionen der Entscheidungsträger beinahe ähnlich lang hinziehen können, wie bei den Briten.
Brandungskliff soll bei der Beller Kirche gezeigt werden
Über Monate hinweg dauerten etwa die Diskussionen um das circa 30 Millionen Jahre alte Eckelsheimer Brandungskliff und die Frage, wie man die Replik dieses einzigartigen urzeitlichen Stücks Rheinhessen für die Öffentlichkeit in Szene setzen kann. Das Ganze ist Teil des EU-Fördertopfes Leader und eines der wichtigsten Projekte in diesem Rahmen in Rheinhessen. Hin und her diskutiert wurde lange eben wegen der Finanzierung. Jetzt ist klar: Neben dem Geld, das aus der EU kommt, fördert auch die Verbandsgemeinde Wöllstein das Projekt Gebäudebau für die Nachbildung des Kliffs. Dieser Schutzbau soll auf einem Grundstück nahe der Beller Kirche entstehen. Derzeit geht man von Baukosten in Höhe von 450 000 Euro aus. Hinter der Beller Kirche gibt es schon seit Jahren auch einen Strandpfad der Sinne, auf dem Spaziergänger die lange Geschichte dieses Fleckens Rheinhessen ergründen können.
Ein paar Kilometer weiter, in Flonheim, soll indes die Geschichte des alten Steinbruchs in den Blick gerückt werden. Mehr als 75 000 Euro kommen dafür aus der EU, weitere 25 000 aus Landesmitteln. In einem Abschnitt des alten Steinbruchs soll das Projekt umgesetzt werden. Schwerpunkte sind die wirtschaftliche Bedeutung für Flonheim und die Region und die Nutzung von der Römerzeit bis heute. Das Ganze wird gemeinsam mit den Naturfreunden Flonheim geplant.
Einmal quer durch Rheinhessen durch, landet man in Nierstein bei einem weiteren Großvorhaben, das mit EU-Geldern gefördert wird: Die Martinskirche im historischen Stadtkern von Nierstein soll zu einer „offenen Kirche“ werden, die Wanderer, Besucher, Einwohner und alle, die sich sonst dafür interessieren, zum Verweilen einlädt. Vor allem die Geschichte des Ortes soll dann in den Mittelpunkt gerückt werden. Der Plan sieht dabei auch vor, den Platz vor dem Kirchturm mit Sitzgelegenheiten neu zu gestalten. Ein Bibelgarten, die Geschichte der Bibel, ein Labyrinth als Meditationsweg – die Ideen für das Areal sind vielfältig.
Regionale Identität soll gestärkt werden
Klar ist, das Ganze soll Menschen zusammenbringen, Generationen verbinden und ein Treffpunkt sein. Kirchengeschichte ist in Rheinhessen ohnehin ein besonderes kulturgeschichtliches Thema, mit so unterschiedlichen Ausprägungen wie beispielsweise Kirchenrathäusern oder Simultankirchen. Auch in diesen Zusammenhang könnte das Ganze gestellt werden. Aus der EU sollen dafür knapp 140 000 Euro fließen.
Das Leader-Förderprogramm ist immer auf einen Zeitraum von sechs Jahren geplant. Die einzelnen Projektregionen entscheiden, über die Ideen, die in der Region umgesetzt werden. Ziel ist es unter anderem, regionale Identität zu steigern und Kooperationen zu unterstützen.