In mehreren rheinhessischen Gemeinden ist die Zahl betrügerischer Anrufe sprunghaft gestiegen. Die Täter geben sich dabei als falsche Polizeibeamten aus.
Von red
Gerade ältere Menschen werden häufig Opfer von Telefonbetrügern.
(Archivfoto: dpa)
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RHEINHESSEN - Auffallend oft ist die Polizei in der Region in den vergangenen Tagen von betroffenen Bürgern auf Anrufe von Trickbetrügern hingewiesen wurden. In einigen Fällen waren die Täter da allerdings schon an ihre Beute gekommen.
In Bad Kreuznach und Umgebung häufen sich demnach laut Polizei bereits seit rund zwei Wochen Anrufe von Betrügern, die sich als vermeintliche Polizeibeamte ausgeben und immer wieder große Geldsummen bei Seniorinnen und Senioren erbeuten (mehr dazu hier ). In diesem Zeitraum wurden circa 200 Anrufe der Polizei gemeldet. In mindestens vier Fällen ist es mittlerweile zur Übergabe von Bargeld und Wertgegenständen gekommen, teilt die Polizei mit. So gelang es vor wenigen Tagen einem Täter, eine Frau davon zu überzeugen, Werte in einer Höhe von über 300.000 Euro zu übergeben. Am Dienstag hatten die Täter gleich drei Mal Erfolg und erbeuteten insgesamt über 100.000 Euro.
Die Polizei Alzey meldete am Donnerstagmittag, dass zuvor innerhalb von Minuten aus Gau-Odernheim mehrere Meldungen von Anrufen durch falsche Polizeibeamten eingegangen seien. Die Anrufer behaupteten, dass sie von Kriminalpolizei Oppenheim seien und man in der Nähe Einbrecher festgenommen habe. Diese hätten einen Zettel mit dem Namen des Angerufenen bei sich getragen. Nun sorge man sich um die Sicherheit des Angerufenen. Ob es zu Geldübergaben gekommen ist, teilte die Alzeyer Polizei nicht mit.
Bei der Polizei in Bingen waren am Mittwoch vermehrt solche Anrufe aus Gensingen, Münster-Sarmsheim und Weiler gemeldet worden. Die Täter riefen laut Polizei meist mit unterdrückter Nummer an, um mit ähnlich gelagerten Sachverhalten ihre Opfer zu ködern: es habe einen Raubüberfall in der Nachbarschaft gegeben, und man müsse nun zur Sicherheit dringend wissen, wieviel Barvermögen sich im Haus befände. Anders als in Bad Kreuznach hatten die Angerufenen gut reagiert und aufgelegt, sodass kein Schaden entstand.
Bei den Opfern handelt es sich regelmäßig um ältere Menschen. In den genannten waren die Opfer zwischen 79 und 90 Jahre alt. Den Tätern gelingt es dabei immer wieder, mit einem oder mehreren Anrufen, ihre Opfer von einer vermeintlichen Gefahren- oder Notsituation zu überzeugen und damit eine psychische Ausnahmesituation zu erzeugen. Diese setzt die Opfer unter einen erhöhten Stress und lässt diese unvorsichtig werden. Es bleibt den Senioren kaum Zeit, die Geschichte hinter den Anrufen auf den Wahrheitsgehalt zu überprüfen.
Angebliche Einbrüche in der Nachbarschaft als Vorwand
Das Bad Kreuznacher Opfer von Freitag wurde gleich über mehrere Tage von den Tätern angerufen. Das Vorgehen ist dabei immer ähnlich, informiert die Polizei. Die Täter erklären den Senioren, dass es in der Nachbarschaft angeblich zu einem Einbruch gekommen ist und man eine Liste mit weiteren Einbruchszielen fand. Darunter auch die eigene Adresse. Dabei gelingt es den Tätern immer wieder, die Opfer dazu zu bewegen, ihr Erspartes oder Wertgegenstände auszuhändigen und sogar Bargeld von ihrem Konto abzuheben. Die Übergabe erfolgt regelmäßig ohne persönlichen Kontakt. Die Opfer sollten das Geld an der Haustür deponieren und sich zurückziehen.
„Die Polizei fordert niemals telefonisch die Herausgabe von Geld oder Wertgegenständen. Auch nimmt die Polizei kein Geld präventiv oder vorsorglich in Verwahrung“, stellt die Polizei klar. Die Beamten raten aus diesen Gründen, Telefonate, bei denen es zu ungewöhnlichen Forderungen und unglaubwürdigen Schilderungen kommt, so schnell wie möglich zu beenden. Bei Unsicherheiten sollen die Angerufenen schnellstmöglich die Polizei oder ihnen bekannte Personen kontaktieren, um Unterstützung zu finden.
Zentrale Prävention steht für Beratungen zur Verfügung
Die Polizei ist dabei jederzeit über die bekannten Telefonnummern der örtlich zuständigen Dienststellen ansprechbar. Auch der Notruf der Polizei 110, darf in diesen Fällen angerufen werden. Die Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte an den Telefonen geben hilfreiche Tipps und beraten zum Verhalten bei möglichen weiteren Anrufen der Täter. Für umfassende Beratungsgespräche steht das Team der „Zentralen Prävention“ des Polizeipräsidiums Mainz zur Verfügung. Dieses ist telefonisch unter 06131-653390 oder per
Mail an beratungszentrum.mainz@polizei.rlp.de erreichbar.
Dieser Artikel wurde ursprünglich am 19.11.2020 um 11:09 Uhr publiziert.