Nachdem der Römertag Ende April aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden musste, gibt es nun Ideen, wie die Funde virtuell präsentiert werden könnten.
Von Christine Bausch
Stellvertretende Redaktionsleitung Rheinhessen
Bei Grabungen am Wormser Dom hatten Archäologen eine Taufpiscina gefunden. Diese ist jetzt im Haus am Dom zu sehen.
(Archivfoto: dpa)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
RHEINHESSEN - Wenn schon nicht live, dann wenigstens virtuell. Das gilt für vieles in diesen Tagen des Jahres 2020 – und bald wohl auch für die „Römerroute Rheinhessen“. Es ist ja nicht so, dass nicht schon die alten Römer mit Epidemien zu kämpfen hatten. Für die Rheinhessen des 21. Jahrhunderts aber ist diese Erfahrung neu. Neben vielen anderen Veranstaltungen fiel auch der für Ende April geplante Römertag der Corona-Pandemie zum Opfer. Die Absage sei den Verantwortlichen sehr schwer gefallen, erklärt die Mainz-Binger Landrätin Dorothea Schäfer. „Zunächst hatten wir ja noch auf einen Ausweichtermin gehofft“, erklärt sie im Gespräch mit dieser Zeitung. Doch derzeit lasse sich nicht abschätzen, wann man eine solche Veranstaltung wieder guten Gewissens durchführen könne. Als möglicher Termin war unter anderem der Tag des offenen Denkmals im September ins Auge gefasst worden. Erst als klar war, dass der Römertag nicht so wie in den Vorjahren stattfinden wird, sei die Idee aufgekommen, einige der Funde an verschiedenen Orten Rheinhessens virtuell erlebbar zu machen. „Normalerweise sind die Orte, an denen römische Zeugnisse vorhanden sind, in unserem Flyer immer mit roten Punkten markiert und ergeben so eine ,Route‘ durch ganz Rheinhessen“, sagt Dorothea Schäfer. Sie gilt es nun ins Netz zu übertragen.
Palastvilla und frühes Taufbecken
Dabei will die Initiative „Römerroute Rheinhessen“ zweigleisig fahren: Zum einen könnten die Orte und Einrichtungen, die immer beim Römertag dabei sind, sich und ihre Fundstücke im Netz präsentieren. „Wir könnten dort alles zeigen, was 2020 live zu sehen gewesen wäre“, erklärt Schäfer. Drei Beispiele: Neu dabei gewesen wäre in diesem Jahr Worms mit seinem frühchristlichen Taufbecken und weiteren Römerfunden, die zurzeit noch bei der Denkmalpflege lagern. „Das zeigt, dass die Römerroute lebt und wächst“, sagt die Landrätin. Oder: In Mauchenheim schlummert eine römische Palastvilla unter der Erde. Bei früheren Römertagen wurde ihr Grundriss oberirdisch mit Kerzen markiert, um die einstige Größe des Palastes darzustellen. Auch dieses Erlebnis könnte virtuell nachgestellt werden. Auch in Ingelheim wird derzeit eine römische Villa erforscht – weil kein Geld für ihre Erhaltung vorhanden sei, werde sie leider unter der Erde bleiben müssen, so Dorothea Schäfer. Aber virtuell könnte man sie „konservieren“.
Zum anderen sollen auch Kinder im Netz den Römern nachspüren können. Kinder führen Kinder durch das Museum bei der Kaiserpfalz oder zum Ärztebesteck im Museum am Strom in Bingen, so die Idee. Auch eine virtuelle Münzsuche ist im Gespräch.
Noch fehlen einige Rückmeldungen zu diesen Ideen, doch in diesen Tagen finden Gespräche unter anderem mit Dr. Marion Witteyer von der Landesarchäologie statt, in denen das Konzept konkretisiert werden soll. Im Juli könnte die virtuelle Römerroute dann starten, hofft Schäfer.