„Leser helfen”: Wiederbelebungskurs in Oppenheim

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Wiederbelebungstraining für die Schüler des Mainzer Gymnasiums Theresianum mit vier Studierenden (l.) und Ralf Huth vom Förderverein Kikam (Mitte).

Studierende der Unimedizin Mainz üben mit Schülern im Landkreis Mainz-Bingen Herzdruckmassage und Beatmung an Puppen.

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Oppenheim/Mainz.Little Junior liegt auf der Matte und rührt sich nicht. „Hallo, hören Sie mich?”, fragt Lukas (14) und rüttelt an ihm. Little Junior ist eine der Puppen, an der die 40 Schüler der Oberstufenklassen der Oppenheimer Landskronschule in Kleingruppen an diesem Morgen die Wiederbelebung nach einem medizinischen Notfall üben. Lukas überprüft, ob Little Junior noch atmet und bittet seinen Kumpel Miron (15), schon einmal den Notruf 112 zu wählen und Hilfe hinzuzuholen. Lukas legt los mit der Herzdruckmassage, die er 30-mal ausführt. Dann beatmet er seinen Patienten - so, wie er es kurz vorher von einer Gruppe Studierender gelernt hat. Der angehende Arzt Eren-Ziya Celepli hat erläutert, dass man den Kopf der Puppe leicht nach hinten überstrecken muss, bevor man ihr die Nase zuhält und sie beatmet.

Die Anleiter sind Studierende der Unimedizin Mainz, die das Wahlpflichtfach „Students save lifes” belegt haben. Der Oberarzt und Anästhesist Dr. Carsten Lott sowie Oberarzt i.R. Ralf Huth vom Förderverein „Kikam” der Kinderintensivstation sind dabei, um das Training zu begleiten. „Die Studierenden sollen erstmals Unterricht in Wiederbelebung abhalten. Dabei lernen sie, wie sie später ihre Patienten ausbilden können”, erläutert Carsten Lott. „Wiederbelebung sollte jeder können”, fügt Ralf Huth hinzu. „Kikam” unterstützt die Schulungen in der Stadt Mainz und im gesamten Landkreis Mainz-Bingen, indem Gelder für die Anschaffung der Puppen oder für Materialien wie Hygienetücher zur Verfügung gestellt werden.

„Blurred lines” von Robin Thicke gibt den Rhythmus vor

Zum Hit „Blurred lines” von Robin Thicke führen die Jugendlichen der Oppenheimer Förderschule nun die Herzdruckmassage aus, er gibt den Rhythmus vor. „Der Song ist ideal, und er kommt gut an”, sagt Ralf Huth, der das Training beobachtet. Am Ende rufen die Studierenden einen Wettbewerb aus. Wer holt den „Patienten”, sprich die Puppe, mit korrekter Massage und Beatmung am schnellsten ins Leben zurück? Der Vergleich ist über das WLAN-Netzwerk möglich, über das die hochmodernen Trainingsfiguren verbunden sind.

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Auch der richtige Umgang mit dem Defibrillator, der dem Herzen einen „Anschubser” geben kann, wird vermittelt. „Wir haben einen solchen ,Defi’ hier an der Landskronschule und bilden den Sanitätsdienst und weitere Schüler und Lehrer im Umgang damit aus. Für die Schüler ist es wichtig, die Erfahrung zu machen, dass sie trotz ihrer Einschränkungen anderen Menschen helfen können”, unterstreicht Ute Bernhard, pädagogische Fachkraft und Klassenlehrerin.

„Wir hatten an einer anderen Oppenheimer Schule schon den Fall, dass es einer Jugendlichen im Sportunterricht schlecht geworden ist. Sie kippte um, erlitt wegen eines angeborenen Herzfehlers einen Herzstillstand und wurde wieder belebt”, berichtet Ralf Huth. „Ihren Bruder haben wir Jahre später an der gleichen Schule mit Kikam ausgebildet. Er wusste aus eigener Erfahrung, wie wichtig die Trainings sind.”

Ulrike Jähme und Justine Stevens sind Studierende, die als Trainerinnen fungieren. „Die Kinder sind total motiviert, neue Kompetenzen zu erwerben”, freuen sie sich über die Landskronschüler, die sich ihre Ausführungen gerne anhören und dann an „Little Junior”- oder „Little Anne”-Puppen in die Tat umsetzen. In den nächsten Tagen sind die angehenden Ärzte noch in Bingen und Mainz in den siebten Klassen diverser Schulen aktiv. Zu Beginn der Woche wurden sie ausgebildet. „Sie müssen die Inhalte so vermitteln, dass auch Schüler mit Förderbedarf sie gut begreifen”, sagt Carsten Lott dazu. Das sei eine gute Übung fürs spätere Berufsleben. Auch ein Arzt müsse seine Patienten schließlich so informieren und aufklären, dass sie verstehen, wie sie zu ihrer Genesung beitragen können. In Oppenheim an der Landskronschule ist das Ziel erreicht worden. „Ich fand das Training sehr gut. Es war auch gut, dass wir üben konnten”, sagt Lukas. Und Miron meint: „Wir wissen jetzt, was in einem Notfall zu tun ist.”