Jutta Marbe-Peil aus Gau-Algesheim war als Leih-Oma in Italien
Von Julia Bernigau
Jutta Marbe-Peil hat ihre Erinnernungen an die Zeit am Lago Maggiore in einem Fotobuch festgehalten. Foto: Thomas Schmidt
( Foto: Thomas Schmidt)
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GAU-ALGESHEIM. Au-pair-Aufenthalte sind besonders bei Abiturienten beliebt, doch kann das Abenteuer Ausland für junge Menschen schnell zur Herausforderung werden, wenn die Unerfahrenheit mit Kindern und fehlendes Durchsetzungsvermögen den Alltag erschweren. Seit einigen Jahren erfreuen sich daher die Granny-Au-pairs großer Beliebtheit. Die erwachsenen Frauen haben oftmals eigene Kinder großgezogen und bringen schon Lebenserfahrung mit.
Kinder genießen gemeinsame Abendrituale
Jutta Marbe-Peil, Mutter von zwei erwachsenen Töchtern, absolvierte 2012 und 2013 einen Au-pair-Aufenthalt am Lago Maggiore. „Ich brauchte zu diesem Zeitpunkt einfach einen Tapetenwechsel, und da bin ich im Internet auf die Organisation ,Granny Aupair‘ gestoßen“, erklärt Marbe-Peil. Für die Gau-Algesheimerin stand schnell fest, dass die Arbeit als Au-pair eine Möglichkeit bietet, ihre Leidenschaft für das Reisen und Kochen auch auszuleben.
Anfänglich wollte Jutta Marbe-Peil nach Frankreich, doch dann kam es schnell ganz anders. „Ich hatte eine Zeit lang einen Sprachkurs in Französisch belegt, dementsprechend hielt ich nach Gastfamilien in Frankreich Ausschau“, sagt Marbe-Peil. Doch als sie sich durch die verschiedenen Profile auf der Plattform klickte, fiel ihr Blick auf eine Familie in Oggebbio. Schnell war das kleine Dorf am Lago Maggiore gegoogelt und die Gau-Algesheimerin war sich sicher, dass sie die richtige Familie gefunden hatte. „Ich hatte bereits ein Angebot für eine Familie in Mailand, doch ich bin ein Landmensch, und die idyllische Landschaft in Oggebbio hat mich sofort angesprochen“, sagt Marbe-Peil.
KOSTEN & KONTAKT
Die Mitgliedsbeiträge bei Granny Aupair sind von der Dauer der Mitgliedschaft abhängig. Drei Monate kosten insgesamt 179,70 Euro, sechs Monate 239,40 Euro und zwölf Monate 358,80 Euro.
Mehr im Internet auf www.granny-aupair.com.
Schnell war der erste Kontakt hergestellt. Die Eltern eines Jungen und eines Mädchens sind beide Musiker und haben gezielt nach einem erfahrenen Au-pair gesucht. „Der Sohn der Eltern wollte mich am Anfang nicht akzeptieren und war oft trotzig. Meine Erfahrung in Sachen Erziehung hat mir da natürlich geholfen, und nach kurzer Zeit öffnete sich der Junge mir gegenüber“, erklärt Marbe-Peil. Besonders die gemeinsamen Abendrituale genossen die beiden Kinder.
Ein Au-pair-Einsatz in Amerika oder einem anderen Kontinent käme für Marbe-Peil nicht infrage. „Ich möchte im Zweifelsfall schnell die Heimreise antreten können. Doch heutzutage gibt es ja sogar ein großes Angebot innerhalb von Deutschland“, sagt Marbe-Peil. Neben Granny Aupair bieten auch andere Agenturen Vermittlungen an. Um ein eigenes Profil zu erstellen und in Kontakt mit den Gastfamilien treten zu können, muss bei Granny Aupair eine Mitgliedschaft abgeschlossen werden. Die Organisation dient als Plattform für die Vermittlung, die Rahmenbedingen für den Aufenthalt müssen zwischen Interessentin und der Gastfamilie selbstständig verhandelt werden. „Ich hatte mit meiner Familie wirklich Glück. Neben einer eigenen Wohnung bekam ich ein Taschengeld und hatte die Wochenenden frei“, sagt Marbe-Peil. Auch der Transfer zum Aufenthaltsort wurde von der Gastfamilie gezahlt. Dies ist nicht der Regelfall, sondern liegt im Ermessen der Gastfamilie. Auch der Aufgabenbereich kann unterschiedlich ausfallen. „Ich habe vor allem die Kinder betreut und für die Familie gekocht“, sagt Marbe-Peil.
Die Dauer eines Aufenthalts kann variieren, oft bleiben die Gast-Omas zwischen zwei und drei Monaten bei einer Familie, doch auch ein sechsmonatiger Aufenthalt ist möglich. Auch das Thema Sprache gestaltet sich unterschiedlich. „Da ich bei einer deutschen Familie untergebracht war, musste ich kein Italienisch lernen“, sagt Marbe-Peil. Doch falls eine Fremdsprache in der Gastfamilie gesprochen wird, besteht die Möglichkeit, einen Sprachkurs vor Ort zu besuchen.
Die schönen Erinnerungen hat die heute 59-Jährige in einem Fotobuch festgehalten. „Ich denke immer wieder gerne an die gemeinsamen Monate zurück und würde jederzeit wieder als Au-pair arbeiten“, sagt Marbe-Peil und fügt an: „Toleranz, Offenheit und Neugierde sind Grundvoraussetzungen für ein Au-pair. Ich kann es nur jeder Frau empfehlen, die ihren Horizont erweitern möchte.“