Jenseits der Matrix an die Spitze der jungen Weinszene
Deutschlands Jungwinzer des Jahres kommt aus Zornheim. Dominik Münzenberger überzeugt die Branche mit eigener Stilistik und ein bisschen Science Fiction.
Von Anita Pleic
Redaktionsleitung Rheinhessen
Foto: hbz/Stefan Sämmer
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ZORNHEIM - Immer das Ziel vor Augen. Immer eine genaue Vorstellung dessen, was der nächste Schritt sein soll. Immer Ideen im Kopf, die es zu ordnen gilt, zu präzisieren, auszufeilen, um dann das eigene kleine Universum zu schaffen. Denn das ist der Kern aller Ideen, die Dominik Münzenberger im Kopf hat, wenn es um die Entwicklung seiner eigenen Weinlinie im elterlichen Weingut in Zornheim geht. „Wein ist für mich das interessanteste und komplexeste Getränk, das es gibt. Die Vielfalt in der Struktur, den Aromen und den Ausbaumöglichkeiten sind der Grund, warum ich Wein als kleines Universum in der Flasche bezeichne“, hat er anlässlich der renommierten Prämierung durch die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft beschrieben. Was dabei herauskommt, ist unter anderem sein Riesling mit dem Namen „Beyond the Matrix“. Ein Lagenwein, gewachsen am Zornheimer Berg. Ein Punkt, der in der Philosophie des Jungwinzers ein elementarer ist. „Die Herkunft des Weines ist das Wichtigste. Die muss man schmecken, in diesem Fall die Mineralik des Zornheimer Bergs“, sagt Dominik Münzenberger mit Nachdruck. Damit ist er ganz auf einer Linie mit den Winzern Rheinhessens, die sich mit der Maxime Herkunft aufgemacht haben, eben das in den Mittelpunkt zu stellen. Rheinhessen selbst, seine Lagen, seine Winzer und die Weine, die in eben diesen Lagen entstehen. Mitglied der Maxime zu werden, das ist einer der nächsten Schritte, die der Jungwinzer des Jahres vollziehen will.
Den Raum bekommen, sich auszuprobieren
Dass er schon mit Anfang 20, Münzenberger ist Jahrgang 1996, so heraussticht in der Branche, das ist sicher auch Ergebnis dessen, dass ihm der Vater schon sehr früh den Raum gelassen hat, sich auszuprobieren, Ideen zu entwickeln und in einem bestimmten Rahmen umzusetzen. Winzer ist nicht der klassische lang gehegte Kindheitstraum von Dominik Münzenberger. Doch vor allem mit seinem Vater Weinstände zu betreiben, mit den Menschen in Kontakt zu treten, das Produkt zu verkaufen, das hat ihm immer schon gefallen. Irgendwann wuchs dann der Wunsch, einen Wingert ganz alleine zu stemmen. „Ich habe meinen Vater spontan gefragt. Ich wollte einfach was Eigenes haben, meine eigene Stilistik entwickeln und er hat mir freie Hand gelassen“, blickt der Jungwinzer zurück. Seine Ausbildung absolvierte er bei renommierten Weingütern wie Meßmer in Burrweiler und Ökonomierat Rebholz in Siebeldingen. Lehrmeister, die ihn angespornt haben, die die Leidenschaft für das Weinmachen noch mehr entfacht haben. Es waren Jahre, in denen der junge Rheinhesse nicht nur fachlich, sondern auch persönlich stark reifte.
Der Wein als Universum und das Marketingkonzept dazu
Seit 2016 arbeitet er parallel im elterlichen Weingut mit, vor allem im Weinkeller und im Marketing. Letzteres ist auch so eine besondere Leidenschaft. Eine, die vor allem auch während des Jahres an der Berufsfachschule am Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum in Oppenheim reifte. Schließlich entwickeln die Schüler dort ein komplettes Marketingkonzept für eine gemeinsame Weinlinie, arbeiten auch mit Experten zusammen. Ein Projekt, das ihn auch bei der Entwicklung der eigenen Weinlinie, seinem Universum, beflügelt hat. „Ich wollte eine Weinlinie und ein Design, die zu mir passen. Und ich war schon immer Science-Fiction-Fan. Am Anfang hatte ich da unglaublich viele Ideen, dann miste ich aus, was nicht perfekt zusammenpasst. Was am Ende als Kern übrig bleibt, das ist das, was ich haben will“, beschreibt Münzenberger den Weg zum fertigen Produkt. Jede Flasche trägt dabei auch ein besonderes Hologramm, das auf den ersten Blick die Qualitätsstufe verrät. Dass sein erster Wein, der eingangs erwähnte Beyond the Matrix (jenseits der Matrix) ein Riesling wird, ist ebenso konsequent, wie die Leidenschaft für Science Fiction einzubringen, denn es ist die Lieblingsrebsorte des Jungwinzers. „Ich will eine ganz klare und strukturierte Stilistik ausarbeiten. Der Traditionellste bin ich nicht, laufe aber auch nicht jedem Trend hinterher. Ich will immer was Besonderes in meinen Weinen haben, greife auch zu Spontanvergärung oder Maischevergärung“, beschreibt der Zornheimer, und sein Vater nickt dabei zustimmend. „Mir gibt es ein sehr gutes Gefühl, zu sehen, wie mein Sohn seinen Weg macht und seine eigene Stilistik entwickelt“, sagt Vater Andreas. Zu diesem Weg soll in naher Zukunft ein weiterer Riesling dazukommen, dann einer im Gutsweinsegment. „Ich haben einen groben Plan, wie viele Weine noch zu meiner Linie dazukommen sollen. Ohnehin formuliere ich immer neue Ziele für mich, um voranzukommen und mich weiter zu entwickeln“, sagt Münzenberger. Stillstand nach der Auszeichnung ist demnach keineswegs zu befürchten.