Handwerkskammer Rheinhessen: 3000 Lehrlinge sind das Ziel
Von Torben Schröder
Bei den insgesamt 7500 rheinhessischen Handwerksunternehmen gehören die Fliesenleger zu den Gewerken, die am stärksten vertreten sind. Hier gibt es auch die meisten Gründungen. Foto: Kadmy - Fotolia
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RHEINHESSEN - Mehr als jeder zweite Handwerksbetrieb berichtet von einer guten Geschäftslage, gerade mal einer von 14 von einer schlechten – die Jahresbilanz der Handwerkskammer Rheinhessen fällt außerordentlich positiv aus. Der Saldo aus gestiegenen und gesunkenen Umsatzerwartungen wird immer besser, dasselbe gilt hinsichtlich der Auftragseingänge. Nur bei der Beschäftigungslage herrscht Stillstand: „Gleich“ werde die Mitarbeiterschaft in diesem Jahr bei 82 Prozent der Betriebe bleiben, 13 Prozent wollen Personal aufbauen, einer von 20 erwartet einen Rückgang.
So ähnlich lag die Differenz aus Optimismus und Pessimismus auch in den vergangenen Jahren. Hauptgeschäftsführerin Anja Obermann spricht daher einerseits von einer „Boomphase“ und „Rekordwerten“ bei der Konjunkturerwartung, betont andererseits aber auch: „Die Betriebe könnten noch mehr profitieren, wenn sie mehr Fachkräfte hätten, die die Aufträge abarbeiten können.“
Knapp 2600 Auszubildende gab es im rheinhessischen Handwerk mit Ablauf des vergangenen Jahres. Der Azubi-Anteil von 7,8 Prozent der Beschäftigten liegt unter dem Vorjahr (8,0 Prozent) und auch unter dem Bundesschnitt des Handwerks (8,1 Prozent), aber über dem Mittelwert der deutschen Gesamtwirtschaft (3,5 Prozent). Dass der Anteil ausbildender Unternehmen im hiesigen Handwerk mit 13,8 Prozent nur halb so hoch ist wie im Bundesschnitt, ist laut Obermann „typisch für Ballungsräume“: Hier gibt es mehr Konkurrenz, hier bleiben mehr Stellen offen.
Allerdings deutet sich, wenn auch zaghaft, eine Trendwende an. Nach Jahren des Rückgangs ist die Anzahl neuer Ausbildungsverträge erstmals wieder gestiegen, wenn auch nur geringfügig von 978 auf 1003. Vor rund 30 Jahren waren es noch doppelt so viele. Und dennoch: „Wir sind die einzige Kammer in Rheinland-Pfalz, die ein Plus hat“, betont Obermann. Insgesamt 3000 Lehrlinge hatte Kammerpräsident Hans-Jörg Friese unlängst als Zielwert genannt, um konjunkturell erfolgreich zu bleiben. Schließlich stehen vermehrt Betriebsübergaben aus Altersgründen an. „400 bis 500 Auszubildende mehr wären auch wichtig, um den Berufsschulstandort Rheinhessen zu sichern“, unterstreicht Friese.
Die wichtigsten Ausbildungsberufe sind die des Kfz-Mechatronikers (416), des Elektronikers (341) und des Anlagemechanikers Sanitär-Heizung-Klima (321). Der Bereich Metall/Elektro liegt mit einem Zuwachs von 19 Ausbildungsverträgen gegenüber dem Vorjahr an der Spitze – gefolgt von den Gesundheitsberufen (plus 13). Gerade für Hörgeräteakustiker und Augenoptiker sieht Obermann einen „wachsenden Markt“. Mit Sorge blickt die Kammer auf das Minus von zwölf neuen Lehrstellen im Bereich Nahrungsmittel. Binnen zehn Jahren hat sich die Anzahl der Azubis hier mehr als halbiert – ein auch vom Konsumentenverhalten getriebener Trend.
650 betriebswirtschaftliche Beratungen im Jahr 2016
Stabil ist die Anzahl der rund 7500 rheinhessischen Handwerksunternehmen. In Mainz (1868) gibt es mehr Betriebe als im Kreis Alzey-Worms (1819), in Mainz-Bingen sind es 2828, in Worms 988. Die am stärksten vertretenen Gewerke sind, wie schon im Vorjahr, Fliesenleger (733) und Frisöre (656), die häufigsten Gründungen gibt es wiederum bei den Fliesenlegern (104) sowie Gebäudereinigern (90) und Raumausstattern (78). Gegründet wird verstärkt in den zulassungsfreien Gewerken, wie Friese berichtet.
Mit mehr als 650 betriebswirtschaftlichen Beratungen hat sich die Handwerkskammer 2016 um ihre Mitgliedsbetriebe gekümmert, rund 600 schriftliche Rechtsberatungen kamen hinzu. Rückläufig ist mit knapp 150 die Anzahl der Beratungen über grenzüberschreitende Dienstleistungen – auch ein Zeichen, dass es daheim genug zu tun gibt.