Vor 25 Jahren gelang Firma Wammes & Partner die Entwicklung des ersten Touchcomputers. Doch der Markt hat sich verändert. Trotzdem bleibt Wammes‘ Experten-Team ein Problemlöser.
Von Pascal Schmitt
Volontär
Klaus Wammes gelang bereits vor 25 Jahren ein Durchbruch in der Bildschirmtechnik – und auch heute noch ist das, was in den abgeriegelten Hallen in Gundersheim entwickelt wird, der Zeit zehn Jahre voraus.
(Foto: BilderKartell/Martin H. Hartmann)
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GUNDERSHEIM - Von der nackten Zahl lässt sich Klaus Wammes nicht beeindrucken. Für ihn zählt der technologische Erfolg. Sein Durchbruch. Der Tag, an dem er mit etwas völlig Neuem um die Ecke kam. Da beginnt seine Zeitrechnung. Die Zeitrechnung der Firma Wammes & Partner, die dieses Jahr ihren 25. Geburtstag feiert. Obwohl es die Firma bereits seit 1993 gibt. Der persönliche Meilenstein ist ein für die damalige Zeit einmaliger Bildschirm. Seit der auf den Markt kam, liegt ein Hauch von Silicon Valley in der rheinhessischen Luft.
Heute sind sie nicht mehr wegzudenken. Flache Bildschirme, die elektronische Impulse zu sichtbaren Informationen zusammensetzen. Zu Bildern. Glasscheiben, auf denen mit einem Fingerwisch, zwischen Wetterkarte und Nachrichtenfeed gewechselt wird. Displays – ein alter Hut? „Ganz und gar nicht“, sagt Klaus Wammes. Denn heute sei Bildschirm nicht gleich Bildschirm. Auch wenn der Kopf hinter dem Gundersheimer Global Player einräumt, dass die Entwicklung der vergangenen 25 Jahre enorm ist.
Zurück ins Jahr 1994: Nelson Mandela wird erster farbiger Präsident von Südafrika, Helmut Kohl siegt zum zweiten Mal bei der Bundeskanzlerwahl und die Welt trauert um Kurt Cobain. Die Songs seiner Band Nirvana hätten da bereits zum ersten Mal ohne CD oder Kassette laufen können. Der MP3-Player ist gerade entwickelt. Und Bildschirme? Die basierten noch auf Röhrentechnik. Flachbildfernseher und ultrahochauflösende Displays, die mit einer Berührung Befehle annehmen? Fehlanzeige. Mit einer Ausnahme. Als die heute gängige LCD-Technik noch in den Kinderschuhen steckte, entwickelte der heute 59-Jährige den ersten Touchcomputer. Schwarz-weiß. Weil die Farbe noch nicht in den 14 Zoll großen Bildschirm passte. Aber auf Berührungen reagierte der Computer bereits. Es war ein Messgerät für die Industrie. An den meisten ging die Entwicklung fast spurlos vorbei.
Heute besitzt fast jeder mehrere Flachbildschirme, die ihm schillernde Farben und gestochen scharfe Bilder liefern. Das Ende der Firma, die dank einer zündenden Idee plötzlich an einem Tisch mit den ganz Großen der Technikwelt saß, bedeutet das aber nicht. IBM und Siemens sind nur zwei der Namen, die auf das Know-how des Rheinhessen zurückgriffen. „Die David-Goliath-Kombination“, nennt Wammes das Zusammenspiel, in dem sein Wissen auf die technischen Möglichkeiten der Großkonzerne stieß.
Heute gilt immer noch: Was in den abgeriegelten Hallen in Gundersheim vor sich geht, ist der Zeit zehn Jahre voraus. Wie der erste Touchcomputer eben auch. Stichwort: 3-D-Technik und Holografie. Erstere ist auf den Kinoleinwänden schon angekommen. Doch Möglichkeiten gibt es weitaus mehr. CT-Aufnahmen, die einen Tumor im Kopf des Patienten als Holografie anzeigen. Technik, die der Medizin neue Möglichkeiten bietet. „Da kommt es auf Präzision an“, sagt Wammes. Ein kleiner Fehler in der Darstellung könnte zu falschen Einschätzungen der Ärzte führen. Ein technischer Fehler, der im schlimmsten Fall tödlich enden würde. Die Bildschirme, mit denen Wammes zu tun hat, müssen stabile Systeme sein. Zu jeder Zeit muss gewährleistet sein, dass das, was der Bildschirm anzeigt, auch das ist, was es ist. Das zu garantieren sei schwerer, als es klingt, sagt Wammes.
Der Markt hat sich veränder. Der Flachbildschirm ist zum Billigprodukt geworden. „Früher wurde solange entwickelt, bis die Technik ausgereift war“, sagt der 59-Jährige. Heute herrsche Zeitdruck, Technik kommt auf den Markt, die eben nicht immer stabil sei. Je nach Sparte kann das kritisch werden, weiß Wammes. Und dann suchen die Großen Hilfe in Gundersheim. Ideen und Visionen entstehen weiterhin in Klaus Wammes’ „Technologiebude“, aber immer öfter verstehen er und sein 13-köpfiges Team sich als Problemlöser. Sein Team bestehe aus Experten und Exoten aller Naturwissenschaften. Doch Expertise allein reicht nicht: „Die müssen alle über den Tellerrand gucken können“, sagt Wammes. Um der Firmenphilosophie Genüge zu tun: Probleme verstehen und analysieren, um den Kunden zu beraten und aus dem Problem ein funktionierendes System zu machen.