13 Jahre Haft für Fußballtrainer Sven B., Nino Haases erster Termin als Mainzer OB und wie es mit dem Unterhaus in Mainz weiter geht. Das ist heute wichtig.
Rheinhessen. An einem Freitagmorgen, an dem der bange Blick schon einmal auf den Anfang der nächsten Woche geht: Am Montag wird in Deutschland vieles still stehen. Wegen des bundesweiten Warnstreiks der Gewerkschaften Verdi und EVG müssen Pendler und Reisende sich auf weitreichende Einschränkungen einstellen: Der Regional- und Fernverkehr der Bahn, der Luftverkehr und in vielen Bundesländern, darunter Rheinland-Pfalz und Hessen, auch der öffentliche Nahverkehr werden gleichzeitig bestreikt. Auch auf einigen Wasserstraßen wird am Montag nichts gehen. Wer an diesem Tag im Homeoffice arbeiten kann, dürfte sich glücklich schätzen – auf alle anderen wartet ein herausfordernder Wochenstart.
In Mainz geht darüber hinaus schon heute der gestern begonnene Streik bei den Entsorgungsbetrieben weiter, es kommt zu Ausfällen bei der Müllabfuhr und auf den Recyclinghöfen.
TOP 3 DES TAGES
Urteil im Missbrauchsskandal um Sven B.
Mit einem unerwartet konsequenten Urteil ist unterdessen am Donnerstag in Frankfurt der Prozess gegen den früheren Fußball-Jugendtrainer Sven B. ausgegangen, der im Rhein-Main-Gebiet über Jahre hinweg zahlreiche Jugendliche vergewaltigt hat. Zu fast 13 Jahren Haft und anschließender Sicherungsverwahrung verurteilte ihn das Frankfurter Landgericht nun.
Dass Sicherungsverwahrung angeordnet wird, ist bei einem Angeklagten ohne nennenswerte Vorstrafen ungewöhnlich, erklärt mein Kollege Jens Kleindienst in seinem Kommentar – weshalb es sein könnte, dass dieser Teil des Urteils bei einer Revision keinen Bestand haben wird. Dennoch gebühre dem Gericht angesichts von Sven B.s monströsen Taten Anerkennung, dass es diesen Schritt gegangen ist. Der Verantwortung dafür, dass seine Taten und das Abhängigkeitssystem, das er schuf, über viele Jahre hinweg unentdeckt geblieben sind, und der Aufgabe, durch Prävention ähnliche Fälle zu verhindern, müssten sich freilich noch viele weitere stellen, so mein Kollege.
Nino Haases erster Termin als Mainzer Oberbürgermeister
In der Mainzer Stadtpolitik hat währenddessen offiziell ein neues Kapitel begonnen – mit der Amtseinführung des neuen Mainzer Oberbürgermeisters Nino Haase, der kurz darauf auch seine erste Stadtratssitzung geleitet hat. Meine Kollegin Julia Krentosch war dabei und hat sich angesehen, wie Haase sich bei diesem ersten Termin geschlagen hat. Eindruck: Ein souveräner erster Auftritt, bei dem Haase sich – zumindest ein Stück weit – bewusst zurückgenommen habe. Offensichtlich wolle er zeigen, dass er es nun, nachdem er im Wahlkampf ja durchaus ausgeteilt hat, ernst meint mit dem Miteinander.
Was passiert mit dem Mainzer Unterhaus?
Für Wirbel sorgte unterdessen eine Nachricht, die Finanzdezernent Günter Beck am Rande von Nino Haases Amtseinführung bekannt gab: Die Tage des Mainzer Unterhauses in der Form, wie Kabarettfreunde es seit 50 Jahren kennen, sind vielleicht gezählt. Der Grund, so erklärt mein Kollege Michael Jacobs: Das Kellergewölbe des Forumtheaters, in dem 1972 der Deutsche Kleinkunstpreis ins Leben gerufen wurde, ist zwar ikonisch, zeigt aber auch an vielen Stellen bauliche Schwachstellen. Gleichzeitig befindet es sich zu großen Teilen in Privatbesitz, wodurch die Stadt nicht in die Liegenschaft investieren darf.
Das Mainzer Unterhaus soll daher umziehen in ein neues „Kulturhaus“, das die Stadt im Zuge der Neubebauung an der Ludwigsstraße plant und in dem auch das Ciné Mayence und ein Proberaum des Philharmonischen Staatsorchesters Platz finden sollen. Der Idee des Kulturhauses bescheinigt mein Kollege in seinem Kommentar „das Zeug zu einem kulturellen Hotspot mit beträchtlicher Anziehungskraft“. Betont aber auch gleichzeitig mit Blick auf das Unterhaus: „Der Kleinkunsttempel in einem Neubau, sei er auch noch so professionell und funktional ausgestattet, ist derzeit noch schwer vorstellbar.“
ZU GUTER LETZT
Meister der Moderne treffen auf Höhlenmalerei
Für Kunstfreunde dürfte sich derweil derzeit ein Ausflug nach Darmstadt lohnen: Im dortigen Hessischen Landesmuseum hat mit „Urknall der Kunst“ gerade eine ganz besondere Ausstellung eröffnet. Sieben Meister der Moderne treffen dabei auf Höhlenmalereien und Urbilder aus der Frühzeit der Menschheit. Mein Kollege Stefan Benz hat sich die Schau angesehen – und ist von der Kunst der Namenlosen fast noch mehr beeindruckt als von jener der vor Ort vertretenen Großmeister Picasso und Miró.
Doch auch das Kino bietet gerade guten Stoff, wenn auch keinen leichten: In „Der vermessene Mensch“ beleuchtet Lars Kraume die Verbrechen des deutschen Kolonialismus auf subtile, nicht belehrende und dennoch sehr anschauliche Art.
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