Exklusiv aus der Redaktion: Spannende Themen aus Rheinhessen

Neues aus Rheinhessen

Erinnerungen an Kaufhaus-Geschichte, Fragen und Antworten zum Fall Luise, Run auf Öl- und Gasheizungen und Gedenken an das Kornsandverbrechen vor 78 Jahren. Die Themen des Tages.

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Rheinhessen. Sie werden es mitbekommen haben: 52 Filialen will der Kaufhaus-Konzern Galeria Karstadt-Kaufhof Mitte des laufenden beziehungsweise Anfang nächsten Jahres schließen, darunter die Häuser in der Wiesbadener Kirchgasse und auf der Frankfurter Zeil. Letzteres war übrigens Schauplatz eines zeithistorisch sehr bedeutsamen Ereignisses: Am Abend des 2. April 1968 legten Gudrun Ensslin, Andreas Baader sowie zwei Mittäter Feuer im Frankfurter Kaufhof sowie im benachbarten Kaufhaus Schneider – es war die Geburtsstunde der Roten Armee Fraktion (RAF).

Die gute Nachricht für Mainz: Der Kaufhof in der Schusterstraße bleibt erhalten. Anlass für unseren stadthistorisch motivierten Spaziergänger Michael Bermeitinger, dem Warenhaus einen ausführlichen Besuch abzustatten und seine 130-jährige Geschichte zu beleuchten. Wie nicht anders zu erwarten, hat er seinen Bericht mit jeder Menge beeindruckender Fotos garniert, obendrein aber auch noch um eine eigenständige und höchst liebevolle Betrachtung der Kaufhaus-Historie anhand zeitgenössischer Werbeanzeigen ergänzt. Unbedingt reinschauen!

TOP 3 DES TAGES

Fragen und Antworten zum Fall Luise

Blumen und Kerzen wurden am Fundort des getöteten Mädchens Luise niedergelegt.
Blumen und Kerzen wurden am Fundort des getöteten Mädchens Luise niedergelegt. (© Roberto Pfeil/dpa)
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Der Fall der getöteten zwölfjährigen Luise macht fassungslos – weil die mutmaßlichen Täterinnen, zwei Mädchen, zwölf und dreizehn Jahre, selbst Kinder sind. Da sie in diesem Alter nicht strafmündig sind, können sie strafrechtlich nicht zur Verantwortung gezogen werden. Was geschieht jetzt mit ihnen? Sollte die seit hundert Jahren in Deutschland geltende und international vergleichsweise hohe Altersgrenze zur Strafmündigkeit von 14 Jahren gesenkt werden? Steigt die Gewaltbereitschaft von Kindern und Jugendlichen? Das sind nur einige der Fragen, die Jens Kleindienst in seinem ausführlichen und wohltuend sachlichen Stück zur Tat von Freudenberg aufgreift. Für mich einer der Kernsätze: „Der Ruf nach Strafe sollte nach dem Verstehen der Tat kommen und nicht umgekehrt.“ So wird im Text der Bielefelder Konfliktforscher Andreas Zick zitiert.

Wie Habeck unbeabsichtigt fossile Brennstoffe pusht

Ein Mitarbeiter eines Diesel- und Heizöl-Unternehmens prüft die Kunststofftanks in einem Heizungskeller bei der Heizöllieferung. Jede dritte Ölheizung in Deutschland weist Mängel auf.
Ein Mitarbeiter eines Diesel- und Heizöl-Unternehmens prüft die Kunststofftanks in einem Heizungskeller bei der Heizöllieferung. Jede dritte Ölheizung in Deutschland weist Mängel auf. (© Christian Charisius/dpa)

Dieser Schuss ging ganz offenkundig nach hinten los: Mit Bekanntgabe seiner Pläne, im Zuge der angestrebten Reduzierung des CO2-Ausstoßes den Einbau neuer Öl- und Gasheizungen schon ab 2024 zu verbieten, hat der grüne Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck einen Run ausgelöst – auf Öl- und Gasheizungen. Alarmierte Hausbesitzer rennen den Heizungsbauern momentan die Bude ein, wie Kollege Ralf Heidenreich aus der Wirtschaftsredaktion berichtet. Es soll sogar vorkommen, dass Kunden Aufträge zum Einbau von Wärmepumpen zurückziehen. Allerdings, so geben Verbraucherexperten zu bedenken, ist der Austausch von in die Jahre gekommenen Öl- oder Gasheizungen gegen neue Anlagen nur im Hinblick auf die Investitionskosten die günstigere Lösung – langfristig rechnet sich das im Hinblick auf deutlich höhere Verbrauchskosten nicht. Es lohnt sich, den informativen Beitrag des Kollegen genau zu studieren – vor allem für Hausbesitzer.

Gedenken an das Kornsandverbrechen vor 78 Jahren

Unschuldig hingerichtet - In den letzten Kriegstagen 1945 wurden auf dem Kornsand, gegenüber von Oppenheim und Nierstein, sechs Menschen brutal ermordet. Der Gedenkstein erinnert heute an Tat und Opfer.
Unschuldig hingerichtet - In den letzten Kriegstagen 1945 wurden auf dem Kornsand, gegenüber von Oppenheim und Nierstein, sechs Menschen brutal ermordet. Der Gedenkstein erinnert heute an Tat und Opfer. (© Archivbild: Vollformat/Volker Dziemballa)
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„Endphaseverbrechen“ – diesen Begriff prägte die deutsche Nachkriegsjustiz für die zahllosen Verbrechen, die fanatische Nationalsozialisten noch in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs verübten und denen unzählige Menschen zum Opfer fielen. Eines davon ereignete sich am 21. März 1945 auf dem Kornsand, dem Oppenheim gegenüber liegenden Rheinufer: Während amerikanische Panzer bereits die Weinberge hinunter auf Oppenheim zurollten, ermordeten Nazischergen noch schnell eine Frau und sechs Männer aus Oppenheim und Nierstein – weil sie jüdische Vorfahren hatten oder bekannte Dissidenten waren. An der Gedenkstunde am Mahnmal nahe des rechtsrheinischen Fähranlegers am kommenden Dienstag, 18 Uhr, wollen auch Nachfahren der Opfer teilnehmen. Die Rede wird Dr. Cornelia Dold halten, Leiterin des Hauses des Erinnerns in Mainz. Meine Kollegin Kirsten Strasser hat schon jetzt mit ihr gesprochen.

ZU GUTER LETZT

„Moiens um Verdel vor Neun / Steh’ ich vor der Kaufhaustür / In der Tasche zweitausend Mark / Was kauf ich mir dafür?“ So beginnt „Kaufhaus”, der bekannteste Song vom Debütalbum der Hessenrock-Kultband „Flatsch!“ aus dem Jahr 1980. Sänger Gerd Knebel kennt man heute vor allem als eine Hälfte des Comedy-Duos Badesalz. Eine schönere Hymne – beziehungsweise einen schöneren Abgesang – auf die Institution Warenhaus kann man sich nicht vorstellen. Besonders mag ich die fulminante Live-Version, aufgenommen beim Flatsch!-Abschiedskonzert in der restlos ausverkauften Offenbacher Stadthalle 1988, inklusive eines Gastauftritts der „Fischer-Chöre“. Und jetzt alle: „Sommer-, Winter-Schlussverkauf / Kaufhaus! Lass‘ deine Türen auf!“

Exklusiv aus der Redaktion „Rheinhessen am Mittag“

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