Geboren am 12. August 1936 in Mainz, nach Besuch der Volksschule Buchdruckerlehre bei der Druckerei Schneider in der Schießgartenstraße, Meisterprüfung in Wiesbaden, Anstellung als Drucker unter anderem beim Verlag Philipp von Zabern in Mainz; nach beruflicher Umorientierung Verkaufsleiter für Südwestdeutschland beim Saftproduzenten Dittmeyer; 1991 bis 2003 selbstständig mit dem Sporthaus Ingelheim (am heutigen Lavendelkreisel), seit 2010 im Ruhestand.
Willi Hefner lebt mit seiner Frau in Ingelheim. Sport, Gesang und die Fastnacht sind die großen Leidenschaften des heute 84-Jährigen. Unter anderem gehörte er dem ZDF-Chor, dem Ingelheimer Schubert-Quartett und den Ingelheimer Konfettis nan, in den 50er-Jahren war er Mitglied der Mainzer Hofsänger.
Weihnachten 1943: De Kuche – eine wahre Geschicht
Verpackte Päckcher an Weihnachte warn bei uns Kinner sehr begehrt, doch die Oma hat gesagt, erst werd gesunge un dann beschert.
Weihnachten 1943, es war saukalt, die Briketts un die Kohle warn knapp bemesse, deswege habbe mer mit ner Jack und Kapp im Wohnzimmer gesesse. Die Oma seet, nehmt eich e Beispiel am Christkind, des is in de Kripp ach net erfrorn. Wenn de frierst, dann mach die Jack zu und zieh die Kapp über die Ohrn.
Aach des Esse war knapp wie Briketts und Kohle, selbst uff die Lebensmittelkarte konnste der nix hole. De Vatter war im Krieg, die Mutter mit drei Kinner alleens, wir wohnten, mit Blick auf die Trümmer, uff de Kupferbergterrass in Meenz. Von hier aus hatte mer en weite Blick über die Stadt, die fast nur noch kaputte Häuser hat.
Mit nem Nachthemd im Bett zu schloofe konnte mer net wage, mer habe Tag un Nacht Klamotte getrage. Selbst mir Kinner wusste, eh die Bomber komme, mir im Keller soi musste. Dort hot uns die Mutter, wenn möglich, unter en Rundboge gestellt, weil der sicherer war und länger hält. Dann kame die Bomber, die Erd hot gezittert und gebebt, doch mer hatte widder mol Glick und habe ach diesmol überlebt.
Ich frag nach em Christbaum, mit Kugel unn Kerze, die Oma mohnt, den kenne mer aach verschmerze, erstens müsste mer sehr viel defür bleche und zweitens dede die Tannezweige sowieso nur steche. Doch unser Mutter hot sich was ganz besonderes ausgedacht, hot nit viel drumerum gemacht. Sie hot geschroddelt un gedauscht, mir warn ganz platt, solang bis se es Mehl für en Kuche zusamme hat. Eier un Backpulver hatte mer nit, des ließ mer bleibe unn nehme dafür Natron, des tät eh besser treibe. Dann kam der Deich in e rechteckig Form, des war damals in Mainz die Norm. Dann ab in de Ofe, die Mutter kam schon ins Schwitze, bei dem kleine Feuer bleibt er mer meistens jo sitze.
Dann war fertig der Weihnachtstraum, wo stelle mern dann hie? Mer hatte jo kon Baum. Ich, ich, hab ich gerufe, ich trag ihn feierlich von der Küch ins Zimmer, aber nur einmal und dann nimmer. Statt in de Mitt hat ich ihn an beide Ende gepackt, der war ja noch warm, do is er in de Mitt grad durchgesackt. Ein Krümmelmeer sah ich ganz verschwomme, ach hätt se statt Natron doch Backpulver genomme.
Eisige Stille schwebte durch die Luft, des einzige, was ich noch wahrnahm, war von dem Kuche de Duft. Die Oma seet, um Gottes Wille, durchbricht als erste die Heilige Stille. Bub, ich kann dich nit jetzt ach noch lobe, will am Heilige Abend aber ach net tobe. Ich geh jetzt in die Kirch, bring dem Christkind mei Verehrung. Du hast zwar net gesunge, aber mer hatte die Bescherung.
Willi Hefner