Sie machen derzeit bundesweit von sich reden. Klimaschutz ist ohnehin in aller Munde. In Bonn traf sich schließlich dieser Tage die ganze Welt zum Klimagipfel. Und mittendrin: die Verbandsgemeinde Wörrstadt. Dort lobte die rheinland-pfälzische Umweltministerin Ulrike Höfken die Verbandsgemeinde als ein Best Practice-Beispiel. Wenige Tage zuvor erhielten Markus Conrad, Bürgermeister der rheinhessischen Verbandsgemeinde, und Klimaschutzmanagerin Daria Paluch in Berlin die Auszeichnung European Energy Award. In Rheinland-Pfalz kann das nur der Landkreis Cochem-Zell von sich behaupten. Gewürdigt werden dabei „vorbildliche Resultate in der kommunalen Energie- und Klimaschutzpolitik“. Ein eigenes Windrad, Elektro-Dienstfahrräder, Ladestationen in allen Ortsgemeinden - die Liste der Projekte ist lang.
Von Anita Pleic
Redaktionsleitung Rheinhessen
In all ihren Ortsgemeinden und der Stadt Wörrstadt will die Verbandsgemeinde Ladestationen für E-Autos anbieten und so Anreize für den Umstieg schaffen. Foto: dpa
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RHEINHESSEN - Sie machen derzeit bundesweit von sich reden. Klimaschutz ist ohnehin in aller Munde. In Bonn traf sich schließlich dieser Tage die ganze Welt zum Klimagipfel. Und mittendrin: die Verbandsgemeinde Wörrstadt. Dort lobte die rheinland-pfälzische Umweltministerin Ulrike Höfken die Verbandsgemeinde als ein Best Practice-Beispiel. Wenige Tage zuvor erhielten Markus Conrad, Bürgermeister der rheinhessischen Verbandsgemeinde, und Klimaschutzmanagerin Daria Paluch in Berlin die Auszeichnung European Energy Award. In Rheinland-Pfalz kann das nur der Landkreis Cochem-Zell von sich behaupten. Gewürdigt werden dabei „vorbildliche Resultate in der kommunalen Energie- und Klimaschutzpolitik“. Doch wie genau sieht dieses Engagement in der Verbandsgemeinde aus?
Ladestationen in allen Ortsgemeinden der VG
Ausruhen auf Erreichtem, das wolle man keineswegs, sagen Conrad und Paluch einmütig. Stattdessen will man einen weiteren Maßnahmenkatalog auf den Weg bringen. „Die Auszeichnung bewertet ja den Status quo, wir wollen das aber weiter ausbauen. Klimaschutz und der Einsatz erneuerbarer Energien sind für uns keine Eintagsfliege, sondern zentrales Konzept in unserer Verbandsgemeinde“, verdeutlicht der Bürgermeister. Das drückt sich auch darin aus, dass nun in einem weiteren Schritt die Mitarbeiter der Verbandsgemeinde befragt wurden, wie man deren Mobilität klimaneutraler machen könnte. Die Vorschläge der Mitarbeiter: Jobtickets, Ladestationen, Dienstfahrräder. „All das fließt in die Maßnahmen ein. So werden wir den Fuhrpark komplett umstellen auf Elektromobilität und in allen Ortsgemeinden unserer Verbandsgemeinde bis zum Ende des kommenden Jahres Ladestationen etablieren. Auch zwei Dienstfahrräder haben wir bereits angeschafft“, verdeutlicht Paluch. Zu den Projekten der Verbandsgemeinde und ihrer Ortsgemeinden gehörte in den vergangenen Jahren indes auch die Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf LED-Lampen, die detaillierte Erfassung des Energieverbrauchs aller Liegenschaften der Verbandsgemeinde und der Ortsgemeinden. „Da wollen wir in einem Pilotprojekt auch hier im Verwaltungsgebäude mittels einer Anzeigetafel für jeden nachvollziehbar machen, wie der aktuelle Energiebedarf ist“, meint die Klimaschutzmanagerin. Klimaschutz greifbar und begreifbar machen, das ist die Idee der Verbandsgemeinde.
Das wichtigste Projekt der kommenden Jahre werde aber das Quartiersmanagement sein. So will die Verbandsgemeinde in Saulheim, Partenheim, Ensheim, Spiesheim und Wallertheim Quartierskonzepte erstellen. Erfasst werden dabei energetischer Zustand, Baujahr und Sanierungsmöglichkeiten der Gebäude in einem bestimmten Gebiet. Gleichzeitig sollen die Bürger mitgenommen werden und – bei Interesse – unter Beratung durch die Verbandsgemeinde, die dafür eine weitere Stelle einplant, Fördermöglichkeiten für energetische Sanierungen ausloten.
In all ihren Ortsgemeinden und der Stadt Wörrstadt will die Verbandsgemeinde Ladestationen für E-Autos anbieten und so Anreize für den Umstieg schaffen. Foto: dpa Foto: dpa
Die Kläranlage in Saulheim gehört zu den gelobten Projekten der VG Wörrstadt, weil man hier einen Faulturm gebaut hat. Archivfoto:pa/Schmitz Foto:
Ein eigenes Windrad hat die Verbandsgemeinde schon vor Jahren in der Gabsheimer Gemarkung gekauft. Archivfoto: wita/Mallmann Foto:
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Mehr als drei Millionen Euro hatte die VG Wörrstadt 2014 in den Bau eines Faulturms in der Kläranlage Saulheim investiert. Die Anlage dient dazu, aus dem Abwasser und dem Klärschlamm Energie zu gewinnen. Die Saulheimer Kläranlage erzeugt so ihren eigenen Strom und Wärme. Ein Projekt, das im Land Rheinland-Pfalz Modellcharakter hat und deshalb entsprechend gefördert wurde. Schon davor wurden ein eigenes Windrad gekauft und eine Anstalt öffentlichen Rechts gegründet, um auf dem Sektor Energie effizienter agieren zu können.
Auf die Auszeichnung mit dem European Energy Award ist man deshalb auch entsprechend stolz: „Wir haben sehr viele positive Reaktionen bekommen und merken immer wieder, dass das Thema in unserer Verbandsgemeinde in allen Gremien und der Bevölkerung längst verankert ist. Wir treffen hier immer auf Offenheit für das Thema“, sagt Markus Conrad und sieht das als zentrales Ergebnis der Schwerpunktsetzung der vergangenen Jahre. Die ist nicht zuletzt daran zu sehen, dass sich in der Verbandsgemeinde nicht nur mehrere Unternehmen aus der Branche angesiedelt haben, sondern auch Bürgergruppen aktiv ihre Ideen einbringen. „Dieser Input an kreativen Ideen rund um das Thema Klimaschutz ist für uns ein großer Gewinn“, verdeutlicht auch Paluch. Input, den die Verbandsgemeinde auch im Austausch mit der Verbandsgemeinde Birkenfeld bekommt. Der „regio Twin“ der VG Wörrstadt. Jeweils zwei Kommunen in der Bundesrepublik werden dabei zu Partnern und unterstützen sich gegenseitig bei der Umsetzung der Klimaziele. Ein vom Bundesumweltministerium gefördertes Modellprojekt, an dem bundesweit in zwei Runden je 18 Kommunen beteiligt sind.
ENERGY AWARD
Der European Energy Award (eea) macht die Erfolge einer Kommune bei Energieeffizienz und Klimaschutz mess- und sichtbar. Viele Kommunen nutzen deshalb den eea für ihr Kommunalmarketing und setzen ein Zeichen für ihr Engagement in den Bereichen Energieeffizienz und Klimaschutz.
2012 gründete die Verbandsgemeinde den Energie- und Servicebetrieb Wörrstadt als Anstalt des Öffentlichen Rechts. Er betreibt die gemeindeeigenen Energieerzeugungsanlagen (Windenergieanlage und Photovoltaik-Anlagen), kümmert sich um das Ausgleichsflächenmanagement und die Leitungsnetze.