In der Stunde vor Mitternacht ist es am Rhein-Main-Flughafen im vergangenen Jahr deutlich ruhiger geworden. Minister Al-Wazir: „Nachlässigkeit gegenüber dem Nachtflugverbot wird nicht geduldet.“
Von Rainer H. Schlender
Leitung Reporter Rhein-Main/Südhessen
Eine Passagiermaschine landet in den Abendstunden in Frankfurt.
(Foto: dpa)
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FRANKFURT - Am Frankfurter Flughafen sind im vergangenen Jahr deutlich weniger Maschinen in der Zeit des Nachtflugverbots gelandet als im Jahr davor. 602 Landungen wurden zwischen 23 Uhr und Mitternacht gezählt, wie Hessens Verkehrsministerium am Mittwoch mitteilte. Damit hat sich deren Zahl fast halbiert. 2018 hatte es noch 1054 verspätete Landungen gegeben – das war der höchste Wert seit Einführung des Nachtflugverbots gewesen.
Am Flughafen Frankfurt gilt zum Schutz der Anwohner zwischen 23 und 5 Uhr ein sechsstündiges Verbot geplanter Flugbewegungen. Im Ausnahmefall dürfen Maschinen noch bis Mitternacht landen, sofern die Verspätung nicht von der Fluglinie selbst verschuldet wurde und sich etwa aus einer unrealistischen Gestaltung des Flugplans ergibt. Verspätete Landungen müssen Piloten und Airlines einzeln begründen. Nach 24 Uhr darf der Flughafen gar nicht mehr angeflogen werden.
Im vergangenen Jahr sind außerdem 432 Maschinen erst nach 23 Uhr abgehoben. 2018 gab es 496 verspätete Starts. Diese sind zulässig, „wenn die Verspätung auf Gründen beruht, die außerhalb des Einflussbereichs des jeweiligen Luftverkehrsunternehmens liegen“. Meist ist das Wetter daran schuld. Verspätete Starts müssen allerdings, anders als Landungen, in jedem einzelnen Fall von der Luftaufsicht genehmigt werden.
Etwa 27 Prozent der verspäteten Anflüge nach 23 Uhr entfielen den Angaben zufolge im vergangenen Jahr auf Maschinen des irischen Billigfliegers Ryanair, 19 Prozent auf Flugzeuge der Lufthansa, 17 Prozent auf die Ferienfluggesellschaft Condor und 16 auf Tuifly. Auch im Jahr zuvor war Ryanair als Negativ-Spitzenreiter aufgefallen. Wie bereits in den Vorjahren häuften sich auch 2019 die Verspätungen in den Sommermonaten, da es in dieser Jahreszeit nicht nur mehr Flugverkehr, sondern inzwischen auch mehr extreme Wetterereignisse wie Gewitter und Starkwind gibt als im Winterhalbjahr. Allein auf die Monate Juni, Juli und August entfielen mehr als die Hälfte der Verspätungsstarts: 269. „Auch hier macht sich die Klimaerwärmung bemerkbar“, sagte Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Grüne). „Waren früher Schnee und Eis die häufigsten Gründe für Ausnahmegenehmigungen, sind es inzwischen Sommergewitter.“ Al-Wazir wertete den Rückgang der nächtlichen Starts und Landungen als Erfolg des „beharrlichen Vorgehens“ der hessischen Behörden. „Die Fluggesellschaften haben nach dem chaotischen Sommer 2018 reagiert und Flüge teilweise vorverlegt beziehungsweise Ersatzflugzeuge und Crews in Bereitschaft gehalten“, sagte der Minister und versprach: „Nachlässigkeit gegenüber dem Nachtflugverbot wird nicht geduldet. Wir werden den Druck daher weiterhin hochhalten.“
Verfahren gegen Airlines kurz vor dem Abschluss
Wie die Sprecherin des Wirtschaftsministeriums mitteilte, werden derzeit Verfahren gegen drei Airlines wegen notorischer Unpünktlichkeit geführt. Sie betreffen Flugverbindungen, die regelmäßig zu spät in Frankfurt ankamen. Hier waren in der Vergangenheit insbesondere Ryanair-Flüge aus Barcelona, Palma de Mallorca, Catania und London-Stansted sowie ein Condor-Flug aus Mallorca aufgefallen. Die Verfahren stünden kurz vor dem Abschluss.
Im Jahr zuvor waren 162 Bußgeldverfahren gegen die Piloten verspäteter Flugzeuge eingeleitet und in zwei Verfahren gegen Fluggesellschaften jeweils Bußgelder in vierstelliger Höhe verhängt worden. Auch hat Flughafenbetreiber Fraport die Landegebühren für verspätete Flugzeuge mit ihrer neuen Gebührenordnung erhöht. Sie betragen jetzt das Dreifache des normalen Tarifs.