Wer mit Gas heizt oder kocht, soll entlastet werden. Doch um wie viel Geld geht es konkret? Und welche Vor- und Nachteile haben drei Modelle, über die diskutiert wird?
BERLIN. Auf die Gaspreise soll der Deckel drauf. Damit will die Politik im nächsten Jahr Privathaushalte – aber auch Unternehmen – deutlich entlasten und die Inflationsrate spürbar senken. Doch was bringt solch ein Deckel denjenigen Verbrauchern, die mit Gas heizen und/oder kochen, ganz konkret?
Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), das zur Hans-Böckler-Stiftung gehört, hat drei mögliche Varianten durchgespielt. Je nach realisiertem Modell würden die Gesamtkosten für den Staatshaushalt zwischen 15,6 Milliarden und 36,5 Milliarden Euro betragen. Wer wie stark profitiert, könnte von einer ganzen Reihe Faktoren abhängig gemacht werden: Personenzahl im Haushalt, Vorjahresverbrauch, Wohnungsfläche...
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Grundidee aller drei Konzepte ist die Subventionierung eines Grundkontingents an Gas. Für eine bestimmte Menge würde der Verbraucher dann einen vergünstigten – also gedeckelten – Preis zahlen. In der Studie sind das entweder 14 Cent pro Kilowattstunde (kWh) oder 10 Cent pro Kilowattstunde. Die Differenz zum Marktpreis, der laut IMK-Prognose im Jahresdurchschnitt bei 25,4 Cent pro kWh liegen könnte, übernimmt der Staat.
Die Modelle im Überblick
Modell A: Hierbei greift der Preisdeckel für ein Grundkontingent von 5000 kWh pro Haushalt, das um 2000 kWh pro weiterer Person im Haushalt aufgestockt wird. Die Jahresersparnis liegt dabei für einen Ein-Personen-Haushalt bei rund 570 Euro pro Jahr (14-Cent-Deckel) oder bei knapp 770 Euro (10-Cent-Deckel). Ein Vier-Personen-Haushalt spart pro Jahr 1249 Euro (14-Cent-Deckel) oder 1687 Euro. Für den Staat wäre diese Idee am günstigsten.
Modell B: Subventioniert wird ein Grundkontingent von 80 Prozent des Verbrauchs, den der jeweilige Haushalt im Vorjahr hatte. Ein durchschnittlicher Ein-Personen-Haushalt wird dann um 1010 Euro (14-Cent-Deckel) oder 1364 Euro (10-Cent-Deckel) entlastet. Der Vier-Personen-Haushalt profitiert von der Subvention mit 1920 Euro (14-Cent-Deckel) oder 2594 Euro (10-Cent-Deckel).
Modell C: Ähnlich wie bei Modell B kann man den Preisdeckel für 80 Prozent seines Vorjahresverbrauchs in Anspruch nehmen, allerdings nur bis zu einem maximalen Verbrauch von 15.500 kWh pro Haushalt. Die Obergrenze soll verhindern, dass Haushalte mit hohem Einkommen, großer Wohnfläche oder vielleicht sogar einem eigenen Schwimmbecken besonders stark profitieren. Für einen Ein-Personen-Haushalt wird dadurch eine Ersparnis von 938 Euro (14-Cent-Deckel) oder 1283 Euro (10-Cent-Deckel) möglich. Der Vier-Personen-Haushalt kommt auf eine Entlastung von 1597 Euro (14-Cent-Deckel) oder 2158 Euro (10-Cent-Deckel).
IMK spricht sich für Modell A aus
Die teuerste Variante für den Staat wäre Modell B – hier könnten sich die Gesamtkosten auf rund 36,5 Milliarden Euro summieren. Ein weiteres Problem dieses Modells: Belohnt würden diejenigen, die dieses Jahr noch gar nicht versucht haben, ihren Gasverbrauch zu reduzieren. Ein hoher Verbrauch dieses Jahr würde automatisch zu einer hohen Subventionierung im nächsten führen.
Die Ökonomen des IMK hatten sich bereits im Februar im Grunde für das Modell A ausgesprochen. IMK-Direktor Sebastian Dullien und seine Kollegin Isabella Weber erarbeiteten bereits damals einen Vorschlag, von dem überproportional Haushalte mit vielen Personen und geringer Wohnfläche profitieren sollten. Weber wird sogar häufig als „Erfinderin“ des Gaspreisdeckels bezeichnet. Sie ist inzwischen auch Mitglied der Gaspreiskommission, die derzeit die politische Idee in ein konkretes Konzept umwandeln soll. Ergebnisse werden am Wochenende erwartet.
Kosten könnten sich verfünffachen
Knapp die Hälfte der Privathaushalte in Deutschland heizt und/oder kocht mit Gas. Insbesondere sie so deutlich zu entlasten, halten die IMK-Experten grundsätzlich für sinnvoll, wobei sie zur Finanzierung – anders als im Moment von der Ampelregierung geplant – für eine höhere Staatsverschuldung und ein Aussetzen der Schuldenbremse plädieren.
Gas-Haushalte würden im Zuge des Ukraine-Kriegs und der Energiekrise mit extrem hohen Zusatzkosten konfrontiert, heißt es. Die Belastung läge „weitaus höher als die von Haushalten, die andere Energieträger beziehen“, heißt es in der Studie. Demnach deuten die Future-Preise auf den Energiemärkten laut IMK darauf hin, dass sich die Gas-Heizkosten bis Ende 2023 gegenüber dem Niveau von 2019 fast verfünffachen dürften.
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