Vereinigung "Juden in der AfD" in Wiesbaden gegründet
Insgesamt 24 Personen gehören seit Sonntag der Vereinigung "Juden in der AfD" an, die in Wiesbaden gegründet wurde. Jüdische Organisationen hatten gegen die Gründung protestiert.
Von Christoph Cuntz
Redakteur Politik
Foto: dpa
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
WIESBADEN - Mit scharfen Angriffen auf Angela Merkel und den Zentralrat der Juden hat sich im Wiesbadener Stadtteil Erbenheim die Arbeitsgemeinschaft „Juden in der AfD“ gegründet. Mitglieder des neu gewählten Vorstands übten Kritik an der Flüchtlingspolitik der Bundeskanzlerin. Der Bundestagsabgeordnete Wolfgang Fuhl, den die gut 20 Gründungsmitglieder zum stellvertretenden Vorsitzenden wählten, warf dem Zentralrat sowie den jüdischen Gemeinden „freiwillige Unterwerfung unter die Merkel-Politik“ vor.
In der AfD dominiert die Überzeugung, es gebe in den jüdischen Gemeinden viele, die „auf unserer Seite stehen“. Für diese Juden sei muslimischer Antisemitismus „ein großes Thema“.
Mit Konstituierung der Arbeitsgruppe gibt es jetzt eine Reihe von Untergliederungen in der AfD, so einen Arbeitskreis Homosexueller oder die „Christen in der AfD“. Doch kein Arbeitskreis hat für so viel Aufsehen gesorgt wie die „Juden in der AfD“, und das noch vor der Gründung. Aus diesem Anlass waren zahlreiche Journalisten gekommen, darunter ein russisches TV-Team sowie Vertreter der israelischen Presse.
Zentralrat der Juden äußert sich kritisch
Wie Fuhl kommen die meisten Gründungsmitglieder aus Baden-Württemberg. Wie Vera Kosova, die Vorsitzende der „Juden in der AfD“, sind viele Russlanddeutsche. Die 35 Jahre alte Ärztin aus dem Stuttgarter Raum war 2016 in die AfD eingetreten. Die Partei distanziere sich von Rassismus und Antisemitismus, sagte Kosova in Wiesbaden.
Gleichwohl sind durchaus eingefleischte Antisemiten in der AfD. Der Zentralrat der Juden hatte sich daher im Vorfeld der Gründungsversammlung kritisch über die Initiative geäußert. Die frühere Präsidentin des Zentalrats, Charlotte Knobloch, hat die AfD sogar eine „Partei der Antisemiten“ genannt. Irritiert hatten sich ferner Vertreter jüdischer Gemeinden geäußert.
Fuhl, der aus Lörrach kommt, wirft dem Zentralrat vor, „Hass und Hetze“ über die Initiatoren des Arbeitskreises ausgeschüttet zu haben. Dabei sei die AfD die einzige Partei in Deutschland, die sich für Jerusalem als Hauptstadt Israels ausgesprochen habe.
Nun gut, die AfD wendet sich auch gegen das Schächten von Tieren, das bei Juden übliche, rituelle Schlachten. Ja, das sei ein Problem, meint Fuhl. Der Beschluss sei aus Gründen des Tierschutzes gefasst worden. Da gebe es auch in seiner Partei noch viel Unwissenheit.
Im Vorfeld der Gründung des Arbeitskreises waren Zweifel laut geworden, ob alle Initiatoren wirklich Juden sind. Jetzt heißt es, wer Mitglied im Arbeitskreis ist, sei erstens AfD-Mitglied und zweitens Jude. Wer aber ist Jude? Es reiche nicht, nur einen Großvater jüdischen Glaubens benennen zu können, sagt ein Vorstandsmitglied. Bevor jemand aufgenommen werde, werde mit ihm ein ausführliches Gespräch geführt.